Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann
„Die italienische Regierung schießt ein Eigentor“
Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann
Die rechtslastige Regierung Italiens legt sich mit Europa wegen ihrer geplanten Schuldenpolitik an. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt beim Asset Manager Bantleon, kann daran keine Vorteile entdecken und fällt ein hartes Urteil.
Risikoaufschläge steigen an
Der neue Politikstil kommt zwar bei der Bevölkerung, nicht aber an den Finanzmärkten gut an: Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen sind seit Mitte 2018 von 1,80 Prozent auf 3,50 Prozent nach oben geschnellt (obere Grafik). Die Risikoaufschläge versus Bundesanleihen haben sich gleichzeitig von 150 Basispunkte auf über 300 Basispunkte ausgeweitet und ein baldiges Abschmelzen der Risikoprämien ist nicht in Sicht. Matteo Salvini und Luigi Di Maio zeigten sich bis zuletzt unnachgiebig.
Damit droht ein dauerhafter Zinsschock, der sich gleich in mehrfacher Hinsicht negativ auswirkt:
Die staatlichen Finanzierungskosten werden nach oben...
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Risikoaufschläge steigen an
Der neue Politikstil kommt zwar bei der Bevölkerung, nicht aber an den Finanzmärkten gut an: Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen sind seit Mitte 2018 von 1,80 Prozent auf 3,50 Prozent nach oben geschnellt (obere Grafik). Die Risikoaufschläge versus Bundesanleihen haben sich gleichzeitig von 150 Basispunkte auf über 300 Basispunkte ausgeweitet und ein baldiges Abschmelzen der Risikoprämien ist nicht in Sicht. Matteo Salvini und Luigi Di Maio zeigten sich bis zuletzt unnachgiebig.
Damit droht ein dauerhafter Zinsschock, der sich gleich in mehrfacher Hinsicht negativ auswirkt:
- Die staatlichen Finanzierungskosten werden nach oben getrieben. Allein 2019 beläuft sich der Refinanzierungsbedarf Italiens auf 300 Milliarden Euro. Dafür müssen (beim aktuellen Zinsniveau) zirka 5,0 Milliarden Euro mehr aufgewendet werden (= 0,3 Prozent des BIP).
- Die Banken geraten unter Druck. Zum einen weil sie knapp 20 Prozent aller italienischer Staatsanleihen halten und darauf Abschreibungen vornehmen müssen. Zum anderen weil sich ihre Refinanzierungskosten verteuern.
- Die Finanzierungskonditionen verschlechtern sich generell. Unternehmen müssen höhere Bankkredit- beziehungsweise Kapitalmarktzinsen bezahlen.
- Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben Rückwirkungen auf die Unternehmensstimmung. Höhere Zinskosten und fallende Aktienkurse sind Gift für das Geschäftsklima. Dies zeigt eindrucksvoll unser Zinsmomentum für Italien (untere Grafik).
Alles in allem wird die italienische Regierung mit ihrer Politik keinen zusätzlichen Wachstumsimpuls erzeugen. Vielmehr läuft sie Gefahr, die italienische Wirtschaft 2019 in eine Rezession zu stürzen. Darüber hinaus ist zu befürchten, dass der eigensinnige Weg Italiens die Spannungen in der Eurozone weiter verschärft.
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