Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann
Kurzes Aufatmen, aber kein Befreiungsschlag
Daniel Hartmann ist Chefvolkswirt bei Bantleon. Foto: Bantleon
Im bisherigen Jahresverlauf hatten die Ergebnisse der Ifo-Umfrage fast durchweg enttäuscht. Zwischen November 2017 und Juli 2018 hat das Ifo-Barometer entsprechend einen klaren Abwärtstrend beschrieben. Im August war indes plötzlich alles anders.
Der Blick auf die Sektorergebnisse (vgl. Abb. 2) legt folgende Rückschlüsse nahe:
Der Dienstleistungssektor, der mit Abstand das größte Gewicht (50%) im reformierten IFO-Index besitzt, verzeichnete im August einen überproportionalen Anstieg von 5,6 Punkten. Die überraschende Stimmungsaufhellung ist somit maßgeblich dem Dienstleistungssektor zuzuschreiben. Allein damit lässt sich 80% der Bewegung im Gesamtindex erklären.
Die Verbesserung in der Industrie fällt deutlich kleiner aus (+1,4 Punkte) und konzentriert sich ausschließlich auf die Geschäftserwartungen. Die Lage wurde im verarbeitenden Gewerbe sogar schlechter bewertet als im Juli.
Eine der größten Überraschungen...
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Der Blick auf die Sektorergebnisse (vgl. Abb. 2) legt folgende Rückschlüsse nahe:
- Der Dienstleistungssektor, der mit Abstand das größte Gewicht (50%) im reformierten IFO-Index besitzt, verzeichnete im August einen überproportionalen Anstieg von 5,6 Punkten. Die überraschende Stimmungsaufhellung ist somit maßgeblich dem Dienstleistungssektor zuzuschreiben. Allein damit lässt sich 80% der Bewegung im Gesamtindex erklären.
- Die Verbesserung in der Industrie fällt deutlich kleiner aus (+1,4 Punkte) und konzentriert sich ausschließlich auf die Geschäftserwartungen. Die Lage wurde im verarbeitenden Gewerbe sogar schlechter bewertet als im Juli.
- Eine der größten Überraschungen stellt das Baugewerbe dar. Das Geschäftsklima hatte sich dort bereits im Juli – entgegen dem damaligen Trend – massiv verbessert (+8,0 Punkte). Eine Gegenbewegung schien daher im August vorprogrammiert. Stattdessen kam es jedoch zu einem weiteren Anstieg (+2,5 Punkte), der das Bauklima auf ein neues Allzeithoch katapultierte (vgl. Abb. 2).
- Nicht vom Fleck kommt dagegen der Gross- und Einzelhandel, dessen Index sich kaum verändert hat (+0,1 Punkte) und somit weiterhin einen übergeordneten Abwärtstrend beschreibt.
Abb. 2: Der Bausektor verströmt Euphorie
Der jüngste Höhenflug im Baugewerbe stellt ein kleines Rätsel dar. Zweifellos ist das Umfeld hervorragend (Niedrigzinsphase, Anlagenotstand, wachsende Einkommen etc.) – das ist es aber bereits seit Jahren. Neu hinzugekommen sind lediglich leicht verbesserte staatliche Rahmenbedingungen (Baukindergeld, öffentliche Investitionsoffensive).
Darüber hinaus ist anzumerken, dass die Korrelation zwischen dem Geschäftsklima im Baugewerbe und der Realwirtschaft nicht besonders eng ist und sich gerade in jüngster Zeit eine grosse Lücke zwischen Stimmung und Realität aufgetan hat (vgl. Abb. 3). Wir gehen daher davon aus, dass die Bauaktivität in den nächsten Monaten zwar robust bleibt, aber aller Voraussicht nach die Dynamik nicht weiter anzieht. Dafür sprechen auch Kapazitätsengpässe bei der Produktion.
Abb. 3: Stimmung hat sich entkoppelt
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