Bantleon
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Die Einschätzungen der Investoren an den US-Anleihenmärkten haben sich im vergangenen halben Jahr komplett gedreht. Wurde an den Geldterminmärkten Ende 2018 im Windschatten einer brummenden Konjunktur noch mit einer Fortsetzung der Leitzinserhöhungen in den USA gerechnet, ist in den Kursen inzwischen ein respektabler Senkungszyklus eingepreist. Knapp drei 25-Bp-Lockerungen werden für dieses Jahr erwartet und gut eine weitere im kommenden Jahr (Abbildung 1).
Verantwortlich für diesen Sinneswandel ist ein ganzes Sammelsurium an Faktoren. Waren es zunächst taumelnde Aktienmärkte, die die Fed zum verbalen Zurückrudern bewegt hatten, schürten später sinkende Inflationsraten und nach unten drehende Konjunkturbarometer (zum Beispiel der prominente ISM-Einkaufsmanagerindex der Industrie) die Hoffnungen auf neue geldpolitische Stützungsmaßnahmen. Vor allem heizte aber der eskalierende Handelskonflikt die Zinssenkungserwartungen an.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Einschätzungen der Investoren an den US-Anleihenmärkten haben sich im vergangenen halben Jahr komplett gedreht. Wurde an den Geldterminmärkten Ende 2018 im Windschatten einer brummenden Konjunktur noch mit einer Fortsetzung der Leitzinserhöhungen in den USA gerechnet, ist in den Kursen inzwischen ein respektabler Senkungszyklus eingepreist. Knapp drei 25-Bp-Lockerungen werden für dieses Jahr erwartet und gut eine weitere im kommenden Jahr (Abbildung 1).
Verantwortlich für diesen Sinneswandel ist ein ganzes Sammelsurium an Faktoren. Waren es zunächst taumelnde Aktienmärkte, die die Fed zum verbalen Zurückrudern bewegt hatten, schürten später sinkende Inflationsraten und nach unten drehende Konjunkturbarometer (zum Beispiel der prominente ISM-Einkaufsmanagerindex der Industrie) die Hoffnungen auf neue geldpolitische Stützungsmaßnahmen. Vor allem heizte aber der eskalierende Handelskonflikt die Zinssenkungserwartungen an.
So verständlich es auf den ersten Blick erscheint, dass die Fed angesichts der Vielzahl an Störfeuern nicht nur einmal, sondern mehrmals an der Zinsschraube dreht, so unwahrscheinlich ist es, dass es zu dem eingepreisten Szenario eines nahezu kontinuierlichen Senkungsprozesses während der nächsten eineinhalb Jahre kommt. Dabei sind zunächst die für das laufende Jahr erwarteten geldpolitischen Lockerungen gar nicht unplausibel. Im Gegenteil. Wir haben bereits seit geraumer Zeit darauf hingewiesen, dass der abklingende Rückenwind von den Steuersenkungen 2018 das Wirtschaftswachstum 2019 belastet. Hinzu kommt der Gegenwind durch die verzögerten Bremswirkungen der Zinserhöhung der vergangenen Jahre.
Diese Belastungen sind mit dafür verantwortlich, dass unsere weit vorauslaufenden konjunkturellen Frühindikatoren bis Ende dieses Jahres nach unten zeigen. In diesem Umfeld wird die Fed – selbst bei einer Deeskalation im Handelskonflikt – nicht umhinkommen, die Leitzinsen zu senken. In unserem Basisszenario rechnen wir mit zwei 25-Bp-Zinsschritten im 3. Quartal und halten einen Weiteren im 4. Quartal für möglich.
Kritischer als das Marktszenario für das laufende Jahr sind die eingepreisten Erwartungen für 2020 zu hinterfragen. Sollte es im Handelskonflikt nicht zu einer Annäherung kommen, wird die Verunsicherung von Unternehmen und Verbrauchern nochmals zunehmen. Damit wächst das in Abschwungsphasen ohnehin akute Risiko, dass die Wirtschaft in eine Rezession abgleitet. In diesem Fall würden die Leitzinsen bis Ende 2020 nicht nur wie derzeit von den Geldterminmärkten eingepreist um rund 100 Basispunkte bis auf zirka 1,25 Prozent gesenkt. Vielmehr dürften sie dann bis auf null abtauchen.
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