Bantleon-Volkswirt Jörg Angelé
Hoffnung für die Wirtschaft
Jörg Angelé ist Volkswirt bei Bantleon. Foto: Thomas Wieland
Die Corona-Krise trifft europäische Länder wirtschaftlich unterschiedlich hart. Bantleon-Volkswirt Jörg Angelé gibt einen Überblick.
Die Coronavirus-Krise hat die Eurozone hart getroffen. Wir rechnen für dieses Jahr mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um rund 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es gibt dabei aber große Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern, was das zu erwartende Ausmaß des Rückgangs angeht. Bereits im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Frankreich, Italien und Spanien um mehr als 5 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft, während das Minus in Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Finnland und Griechenland nur jeweils bei rund 2 Prozent lag.
Im zweiten Quartal hat sich diese Entwicklung noch verstärkt. Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen für April...
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Die Coronavirus-Krise hat die Eurozone hart getroffen. Wir rechnen für dieses Jahr mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um rund 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es gibt dabei aber große Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern, was das zu erwartende Ausmaß des Rückgangs angeht. Bereits im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Frankreich, Italien und Spanien um mehr als 5 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft, während das Minus in Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Finnland und Griechenland nur jeweils bei rund 2 Prozent lag.
Im zweiten Quartal hat sich diese Entwicklung noch verstärkt. Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen für April und Mai deuten darauf hin, dass das BIP in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal jeweils um gut 15 Prozent abgestürzt ist. Die deutsche Industrie wurde zwar ähnlich hart getroffen wie die französische, dafür hat der private Konsum offenbar in erheblich geringerem Umfang gelitten.
Ganz ähnlich sieht es in Österreich aus. In beiden Ländern ist die Wirtschaftsleistung daher im abgelaufenen Quartal auch wegen der massiven staatlichen Stützungsmaßnahmen deutlich weniger stark eingeknickt. Wir gehen von einem Minus im hohen einstelligen Bereich aus. Noch glimpflicher scheinen die Niederlande, Finnland und Griechenland davon gekommen zu sein.
Die verfügbaren harten Daten für das zweite Quartal deuten lediglich auf eine Schrumpfung des BIP im mittleren einstelligen Bereich hin. Alles in allem zählen somit Frankreich, Spanien, Italien und Portugal mit einem kumulierten BIP-Rückgang von rund 20 Prozent zu den Hauptleidtragenden der Pandemie im ersten Halbjahr. In etwa halb so groß fällt das Minus in Deutschland, Österreich und Belgien aus.
Mit den wenigsten Schrammen sind bisher die Niederlande, Finnland und etwas überraschend Griechenland durch die Krise gekommen: Das kumulierte Minus der Wirtschaftsleistung zwischen Januar und Juni liegt nur zwischen 5 und 10 Prozent (siehe Abbildung 1). Im zweiten Halbjahr werden sich die Verhältnisse zum Teil umkehren.
Die Aufhebung der coronavirusbedingten Einschränkungen werden sich in den am stärksten gebeutelten Ländern besonders deutlich niederschlagen. Die größten BIP-Zuwachsraten werden im dritten und vierten Quartal daher Frankreich, Italien, Spanien und Portugal verzeichnen. Dieser Aufholprozess wird jedoch nicht ausreichen, um 2020 in den genannten Ländern einen mit rund 10 Prozent deutlich stärkeren Rückgang der Wirtschaftsleistung zu verhindern als beispielsweise in Deutschland, den Niederlanden und Österreich, wo das Minus jeweils nur in etwa halb so groß ausfallen dürfte.
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