Bantleon-Volkswirt Jörg Angelé
Zentralbank auf dem Holzweg
Aktualisiert am 05.03.2020 - 14:55 Uhr
Schild vor der Europäischen Zentralbank in Frankfurt: Präsidentin Christine Lagarde setzt vorerst die Geldpolitik ihres Vorgängers Mario Draghi fort.
Europas Notenbankerin Christine Lagarde unterschätzt die Inflation in Deutschland und bewirkt mit ihrem quantitativen Lockerungsprogramm nicht viel, ist Bantleon-Volkswirt Jörg Angelé überzeugt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte dieses Jahr von einer stärkeren Inflation überrascht werden, als sie im Dezember prognostiziert hat – obwohl die im September 2019 von ihr ergriffenen Maßnahmen den Preisauftrieb kaum anfachen sollten. Statt wie von der EZB mit 1,1 Prozent angenommen, rechnen wir bei der Teuerungsrate im Jahresschnitt mit 1,4 Prozent.
2021 wird die Inflationsrate aller Voraussicht nach noch näher an das EZB-Ziel von 2,0 Prozent rücken. Einen kleinen Beitrag dazu wird auch das Klimapaket der deutschen Bundesregierung leisten. Weil zusätzlich die Konjunktur in der Eurozone weiter anziehen sollte, ist eine nochmalige Leitzinssenkung der EZB vom Tisch.
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Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte dieses Jahr von einer stärkeren Inflation überrascht werden, als sie im Dezember prognostiziert hat – obwohl die im September 2019 von ihr ergriffenen Maßnahmen den Preisauftrieb kaum anfachen sollten. Statt wie von der EZB mit 1,1 Prozent angenommen, rechnen wir bei der Teuerungsrate im Jahresschnitt mit 1,4 Prozent.
2021 wird die Inflationsrate aller Voraussicht nach noch näher an das EZB-Ziel von 2,0 Prozent rücken. Einen kleinen Beitrag dazu wird auch das Klimapaket der deutschen Bundesregierung leisten. Weil zusätzlich die Konjunktur in der Eurozone weiter anziehen sollte, ist eine nochmalige Leitzinssenkung der EZB vom Tisch.
Mehr noch: Im Verlauf dieses Jahres dürften die Notenbanker ihren Easing Bias aufgeben und sich im Herbst zu einer Beendigung des Anleihenkaufprogramms entschließen. An den Anleihenmärkten würden spätestens dann Spekulationen über mögliche Zinsanhebungen im Jahr 2021 beginnen.
In der Folge ist von sinkenden Anleihenkursen und spiegelbildlich steigenden Renditen auszugehen. Inflationsindexierte Anleihen dürften angesichts der erwarteten Entwicklung der Teuerungsrate dabei weniger in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies gilt umso mehr, als sich selbst der jüngste Anstieg der Inflationsrate am Anleihenmarkt noch nicht widerspiegelt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im letzten September ein ganzes Bündel an zusätzlichen expansiven geldpolitischen Maßnahmen beschlossen. Begründet wurde dieser Schritt vom damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi mit der chronisch niedrigen Inflation in der Eurozone.
Gemäß den am 12. Dezember 2019 veröffentlichten Prognosen des EZB-Stabes soll die Inflationsrate im laufenden Jahr bei 1,1 Prozent liegen, nach 1,2 Prozent im letzten Jahr. 2021 soll die Teuerungsrate dann 1,4 Prozent betragen, gefolgt von 1,6 Prozent im Jahr 2022. Die EZB würde ihr selbst gestecktes Inflationsziel damit auf absehbare Zeit verfehlen.
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