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Basisinformationsblätter: Alarmstufe Rot im Fondsdepot

„Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann.“ – Zugegeben, diese etwas ungelenk formulierte Einleitung vermag beim Lesen noch ein Stück weit Neugier zu wecken. Was dann aber in einem der seit Anfang 2023 für den Vertrieb von Investmentfonds zwingend vorgeschriebenen Basisinformationsblätter eng beschrieben und ohne jede graphische Auflockerung auf drei Seiten folgt, ist buchstäblich zum Weglaufen. So scheint es das vorrangige, weil an erster Stelle genannte Ziel des besagten Fonds zu sein, „ökologische oder soziale Merkmale im Sinne des Artikel 8 Verordnung (EU) 2019/2088“ zu bewerben. Immerhin, später ist dann statt von Reklame noch von einem „angemessenen Wertzuwachs“ die Rede. Woher der stammen soll? Bleibt irgendwie vage. Nur so viel: Kontroverse Waffen müssen draußen bleiben.
Doch es kommt noch schlimmer. Unter der Überschrift „Performance-Szenarien“ erfährt der potentielle Käufer: Wenn es dumm läuft, sind von 10.000 Euro Anlagesumme nach fünf Jahren nur noch 4.490 Euro da. Weil der Fonds in der Vergangenheit schon einmal so eine desaströse Bilanz vorgelegt hat? Nein, weil eine „geeignete Benchmark“ in den vergangenen zehn Jahren zwischenzeitlich einmal derart stark in die Knie gegangen ist. Letztlich aber ein Muster ohne Wert, denn: „Die Märkte könnten sich künftig völlig anders entwickeln.“ Im Zweifel also auch noch schlechter.
Mag die Zukunft auch ungewiss sein, die am Produkterfolg nagenden Kosten sind es anscheinend nicht. Bei einer Anlage von 10.000 Euro fallen den Angaben zufolge bei einem „mittleren“ Performance-Szenario (mit voraussichtlich 5,44 Prozent Zuwachs pro Jahr) in fünf Jahren insgesamt 2.304 Euro an, was einer jährlichen Belastung von 3,49 Prozent entspricht. Wird das Investment schon nach einem Jahr beendet, läge die Kostenquote sogar bei 7,73 Prozent. Statt 8,91 Prozent blieben so vom Ertrag nur 1,18 Prozent. Oder weniger – schließlich könnten durch den Vertrieb weitere Kosten entstehen, und etwaige Steuern seien in der Rechnung ebenfalls nicht berücksichtigt.
Wer die Lektüre bis zum Schluss durchhält, dürfte danach nur einen Gedanken haben: Dieses so rätselhafte wie gefährliche und teure Konstrukt namens Flossbach von Storch Multiple Opportunities – um dessen Basisinformationsblatt nämlich handelt es sich – verdient keinen müden Cent. Gut so, höre ich schon ETF-Papst Gerd Kommer frohlocken, der den knapp 26 Milliarden Euro schweren Klassiker erst kürzlich wieder als „Verliererfonds“ abqualifiziert hat. Doch gemessen an den amtlichen Informationen haben auch die von Kommer favorisierten Indexfonds beim Anlegerpublikum einen schweren Stand. Mögen etwa beim neuaufgelegten L&G Gerd Kommer Multifactor Equity ETF die Kosten auch weit weniger abschreckend wirken, die möglichen Verluste haben es gleichwohl in sich: Im „Stress-Szenario“ schrumpft dort ein Startkapital von 10.000 Dollar innerhalb von fünf Jahren auf 3.970 Dollar, wobei Währungsrisiken noch nicht einmal berücksichtigt sind.
Natürlich ist es richtig, Anlegern die Risiken eines Investmentfonds aufzuzeigen. Sie zusammen mit den Kosten derart in den Mittelpunkt zu rücken, nutzt jedoch am Ende niemandem. Außer vielleicht den Banken und Sparkassen, die für ihre Termingelder und Sparbücher bisher keine vergleichbaren Informationsblätter bereithalten müssen. Deren für jeden Kunden und jede Kundin leicht verständliche Botschaft könnte wie folgt lauten: „Dieses Produkt bietet die Garantie, auf Sicht von fünf Jahren nach Inflation und Steuern einen Teil des eingesetzten Kapitals zu verlieren. Im Insolvenzfall ist theoretisch ein Totalverlust möglich. Ferner besteht je nach Anbieter das Risiko eines nicht marktkonformen Zinses.“