Elektromobilität hat die Straßen erobert: Mehr als die Hälfte der Deutschen plant, sich beim nächsten Autokauf ein Elektro- oder Hybridfahrzeug anzuschaffen, zeigt eine aktuelle Umfrage des Versicherungsunternehmens Allianz Partners. Denn seit Elektroantriebe als umweltfreundlich gelten, sind Elektroautos, -Bikes und -Roller voll im Trend. So wurden in Deutschland im vergangenen Jahr rund 470.559 E-Autos neu zugelassen. Eine ganze Menge – aber im Vergleich zu mehr als zwei Millionen E-Bikes, wenig.
Warum Elektromobilität die Zukunft ist
Doch ob nun von der Industrie gewollt oder nicht: Angesichts der Klimakrise will die Europäische Union (EU) den Pkw-Verkehr klimaneutral machen. Womit ab 2035 in der EU nur noch Neuwagen mit Verbrennermotor zugelassen werden, die beim Fahren CO2-emissionsfrei sind. Ein Grund, warum viele Automobilhersteller schon heute beginnen, auf E-Autos zu setzen.
Teurer für Verbraucher? Nicht unbedingt – das Vergleichsportal Check 24 kam zu dem Ergebnis, dass die Ladekosten für ein Elektroauto bei gleicher jährlicher Fahrleistung günstiger sind, als die Spritkosten für einen Verbrenner. Demgemäß soll eine Familie mit einem Benziner bei gleicher Fahrleistung jährlich durchschnittlich 77 Prozent beziehungsweise knapp 700 Euro mehr an Tankkosten zahlen, als eine, die auf ein E-Fahrzeug setzt. Dem schließt sich auch eine Studie des Fraunhofer-Instituts an, die einen langfristigen Kostenvorteil von E-Fahrzeugen gegenüber Verbrennern sieht – obwohl E-Autos anfänglich deutlich höhere Anschaffungskosten verursachen.
Im Rennen um die Elektrifizierung sind Autobauer aber nicht allein: Auch die Bahn setzt vermehrt auf Strom als Treibstoff und möchte bis 2040 weg von fossilen Brennstoffen.
Investieren in Elektromobilität
Wer nun in Elektromobilität investieren möchte, denkt möglicherweise zuerst an Autohersteller, die sich diesem Bereich verschrieben haben wie Tesla oder Polestar. Was viele dagegen gerne vergessen: die Wertschöpfungskette dahinter.
Eins der meist diskutierten Themen in diesem Bereich – die Energiespeicherung. Denn die Quellen für grünen Strom, welche beispielsweise Fotovoltaikanlagen liefern, produzieren ausschließlich tagsüber Strom und Windkraftwerke nur dann, wenn der Wind bläst.
Da sich unsere heutige Welt allerdings nicht nach dem Wetter richtet, arbeiten Hersteller, Forschungslabore und Universitäten an der Speicherung der Elektrizität in Form von Batterien. Streng genommen geht es dabei um Akkus, also um wiederaufladbare Batterien. Dabei sollen vor allem:
- Reichweite,
- Ladezeit,
- Energiedichte,
- Gewicht und
- Größe der Speicher optimiert werden.
Doch auch beim Recycling kaputter Akkus steht die Industrie noch am Anfang. Ein Thema, das vor allem mit Blick auf Nachhaltigkeit für einigen Gesprächsstoff sorgt.
Neugierig geworden?
Batterien und Nachhaltigkeit
Auch wenn Elektromobilität uns in eine grüne Zukunft führen soll, gibt es durchaus Kritik an der Industrie. Denn sowohl die Lithium- als auch die Kobalt-Produktion sind umstritten, da sie negative Auswirkungen auf die Umwelt haben können. Bei beiden Substanzen handelt es sich um wichtige Grundstoffe für die Batterie- und Akku-Herstellung.
Besonders diskutiert: der Kobaltabbau im Kongo, da er mit Menschenrechtsverletzungen und Kinderarbeit in Verbindung gebracht wird. Zudem soll die Arbeit in den Minen oft gefährlich und schlecht bezahlt sein.
Aber auch andere Rohstoffe wie Nickel, dessen höherer Gehalt in Batterien zu einer erhöhten Speicherkapazität und schnelleren Aufladung verhilft, ist stark gefragt. Eine Auswertung des Analysehauses Rho Motion zeigt, dass zwischen 2020 und 2030 die Nachfrage nach Nickel voraussichtlich um das 15-Fache und nach Lithium um das 14-Fache steigen wird.
Das Problem dabei: Die weltweiten Reserven von Lithium, Kobalt, aber auch Nickel sind begrenzt – und die steigende Nachfrage nach Elektroauto-Batterien kann zu Engpässen und Preissteigerungen führen.
Wichtig ist aber auch zu erwähnen, dass Automobilhersteller und Forschungseinrichtungen bereits an der Entwicklung von Batterien, die weniger oder kein Kobalt enthalten arbeiten. Auch an weiteren alternativen Batterietechnologien wird geforscht.
Wer profitiert von Elektromobilität?
Ob Batteriehersteller, Forschungseinrichtungen, Minenbetreiber oder Autobauer – es dürfte schwierig sein herauszufinden, wer die Gewinner von morgen sind. Wer es also nicht wagt, in Einzeltitel zu investieren, für den eignet sich möglicherweise ein Batterie-ETF.
Ein Beispiel ist der L&G Battery Value-Chain (ISIN: IE00BF0M2Z96), der den Solactive Battery Value-Chain Index Net Total Return nachbildet. Das Produkt wurde im Dezember 2017 aufgelegt und konnte seitdem eine Wertentwicklung von in etwa 109 Prozent erzielen. Seine Vergleichsgruppe „Aktienfonds Industrie Welt“, die im gleichen Zeitraum ein Plus von 54 Prozent erzielte, wurde deutlich geschlagen.
Der ETF investiert in den gesamten Batterie-Kosmos: von Rohstoff-Förderunternehmen über Batteriehersteller bis hin zu Batterie-Prüfzentren, Herstellern von E-Autos und Firmen, die sich um die Ladeinfrastruktur kümmern. Der geografische Schwerpunkt liegt mit gut 42 Prozent eindeutig auf dem asiatischen Raum. Mit gut 23 Prozent sind japanische Titel derzeit am stärksten gewichtet. Auf Aktien aus Europa entfallen 26 Prozent, auf Titel aus Nordamerika 19 Prozent.
Die fünf Top-Positionen im ETF:
- Das US-amerikanische Unternehmen Tesla, das sich auf Elektroautos, Batteriespeicher und erneuerbare Energiequellen spezialisiert hat (4,87 Prozent).
- Der deutsche Automobilhersteller Volkswagen (VW). Die Firma hat sich in jüngster Zeit verstärkt auf Elektromobilität gestützt und eine neue Produktreihe von Elektrofahrzeugen mit dem Namen „ID.“ eingeführt. Gleichzeit plant VW in die Entwicklung und Produktion eigener Batteriezellen zu investieren, um die Abhängigkeit von externen Lieferanten zu verringern (4,65 Prozent).
- Allkem, ein australisches Unternehmen, welches sich auf die Produktion von Lithium spezialisiert hat. Es ist in der Lieferkette der Elektrofahrzeugindustrie tätig (4,30 Prozent).
- Toshiba, eine japanisches Gesellschaft, die in unterschiedlichen Bereichen tätig ist, darunter Elektronik, Energie und Infrastruktur. Dabei legt die Firma auch einen Schwerpunkt auf Elektromobilität, darunter die Entwicklung von Halbleitern, künstlichem Motorklang und Arten von wiederaufladbaren Batterien (4,26 Prozent).
- Nissan Motor, ein japanischer Automobilhersteller, der Elektrofahrzeuge anbietet. Die Firma soll erst kürzlich Europa zum neuen Kernmarkt für ihre E-Autos auserkoren haben (4,11 Prozent).
Bei dem ETF handelt es sich um ein ESG-Produkt, das nach Artikel-8 eingestuft ist, womit er zu den hellgrünen Strategien in der Fondswelt zählt. In diesem Jahr konnte der L&G Battery Value-Chain eine Wertentwicklung von in etwa 11 Prozent verzeichnen, damit liegt er mit seiner Vergleichsgruppe gleichauf. Die Volatilität liegt über fünf Jahren bei 25,26 Prozent.
Vorteile von Batterie-ETFs:
- Eine Branche mit Zukunftsrelevanz
- Durch politische Vorgaben sind manche Industrien dazu gezwungen, sich mit dem Thema Elektrifizierung auseinander zu setzen
- Neue Technologien oder Erfindungen können dem Markt einen enormen Aufschwung verleihen
Nachteile von Batterie-ETFs:
- Die Nachhaltigkeit mancher Akteure in der Industrie stehen infrage
- Noch ein vergleichsweise junger Markt
- Keiner kann mit Sicherheit sagen, ob Elektromobilität tatsächlich die Zukunft ist
- Die derzeit benötigten Rohstoffe sind endlich
- Der ETF ist auf einen Bereich spezialisiert und bietet damit wenig Diversifikation