Blockchain-Experte Philipp Sandner
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Im Oktober veröffentlichte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren lang ersehnten Bericht zum digitalen Euro, einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) für den Euroraum. Die EZB adressiert das Thema digitaler Euro von der Perspektive ihres Mandats. Hierbei liegt für die EZB die Intention primär darin, eine digitale Form des Bargeldes für europäische Bürger zu schaffen und nicht eine programmierte Form des Geldes für die europäische Industrie.
Allerdings wird mit Blick auf die Analyse der EZB deutlich, dass der von der EZB skizzierte digitale Euro keine digitale Variante des Bargelds darstellt. So hält es sich die EZB derzeit noch offen, ob der digitale Euro token-basiert, nicht verzinst und anonym sein wird – allesamt Kerneigenschaften von Bargeld.
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Im Oktober veröffentlichte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren lang ersehnten Bericht zum digitalen Euro, einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) für den Euroraum. Die EZB adressiert das Thema digitaler Euro von der Perspektive ihres Mandats. Hierbei liegt für die EZB die Intention primär darin, eine digitale Form des Bargeldes für europäische Bürger zu schaffen und nicht eine programmierte Form des Geldes für die europäische Industrie.
Allerdings wird mit Blick auf die Analyse der EZB deutlich, dass der von der EZB skizzierte digitale Euro keine digitale Variante des Bargelds darstellt. So hält es sich die EZB derzeit noch offen, ob der digitale Euro token-basiert, nicht verzinst und anonym sein wird – allesamt Kerneigenschaften von Bargeld.
In ihrem Bericht betont die EZB, dass sie noch nicht entschieden hat, ob ein digitaler Euro tatsächlich eingeführt werden wird. Allerdings betonte die EZB, dass sie bereitstehe, einen digitalen Euro einzuführen, „falls sich die Notwendigkeit ergibt“. Die EZB definiert folgende Szenarien, aus denen sich der Bedarf für einen digitalen Euro ergeben könnte: Erstens soll die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft unterstützt werden. Zweitens könnte ein digitaler Euro eine Reaktion auf einen deutlichen Rückgang der Verwendung von Bargeld als Zahlungsmittel sein.
Drittens könnte ein digitaler Euro erforderlich werden, um die Abhängigkeit von ausländischen CBDCs oder privaten digitalen Coins, wie zum Beispiel Libra, Chinas DC/EP, oder einer US-CBDC, zu reduzieren. Viertens könnte ein digitaler Euro einen neuen Transmissionskanal für die Geldpolitik eröffnen. Fünftens könnte ein digitaler Euro die Resilienz digitaler Zahlungen erhöhen, sodass ein Hackerangriff, eine Naturkatastrophe, eine Pandemie oder andere Extremereignisse die Bereitstellung von Zahlungsdiensten nicht einschränken würden.
Neben diesen Szenarien erörtert die EZB auch Risiken, die sich aus einem digitalen Euro ergeben könnten, z.B. in Bezug auf Finanzstabilität, Regulierung, IT-Sicherheit, Kapitalflüsse und den Euro-Wechselkurs. Die EZB betont, dass solchen Risiken adäquat adressiert werden müssen und gibt deshalb Anforderungen vor, die ein digitaler Euro erfüllen muss, um solchen Risiken entgegenzuwirken.
Drei Kernaspekte zum digitalen Euro
Die folgenden drei Kernaspekte sind hilfreich, um den Bericht korrekt zu interpretieren. So ist aus dem Bericht und anhand der skizzierten Vorschläge für den digitalen Euro zu erkennen, dass der digitale Euro kein digitales Bargeld ist. Weiterhin vernachlässigt die EZB leider den Aspekt der Programmierbarkeit, obwohl genau dieser Aspekt äußerst wichtig für die Anwendung in der Industrie ist. Zuletzt ist schon jetzt zu erkennen, das existierende Finanzintermediäre auch bei einem digitalen Euro von der EZB eine wichtige Rolle einnehmen werden.
1. Der digitale Euro ist kein digitales Bargeld
In dem Report betont die EZB, dass der digitale Euro eine Art digitales Bargeld darstellen sollte. Daher würde man erwarten, dass der digitale Euro die Eigenschaften von physischem Bargeld so gut wie möglich imitiert müsste. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die im EZB-Bericht erörterten Prinzipien des digitalen Euro unterscheiden sich erheblich von den grundlegenden Merkmalen physischem Bargeldes: Erstens ist Bargeld ein Inhaberinstrument und eine token-basierte Form des Geldes. Zweitens wirft Bargeld keine Zinsen ab. Drittens ermöglicht Bargeld die anonyme Abwicklung von Transaktionen, zumindest bis zu einer bestimmten Schwelle (zum Beispiel 10.000 Euro in Deutschland).
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