Blockchain-Experte Philipp Sandner
Bau des digitalen Euro
Aktualisiert am 26.11.2020 - 10:28 Uhr
Philipp Sandner leitet das Frankfurt School Blockchain Center an der Frankfurt School of Finance & Management. Foto: Frankfurt School of Finance
Die Europäische Zentralbank hat drei Szenarien entworfen, mit denen ein digitaler Euro eingeführt werden kann. Philipp Sandner und Jonas Groß, Blockchain-Experten am Frankfurt School Blockchain Center, geben einen Überblick.
Die EZB hat sich bislang auf keine dieser drei Eigenschaften festgelegt. Stattdessen hält sich die EZB derzeit die Möglichkeit offen, einen digitalen Euro kontenbasiert, verzinst und nicht anonym auszugestalten.
2. Die EZB vernachlässigt den Aspekt der Programmierbarkeit
In den vergangenen Monaten haben Diskussionen rund um die Programmierbarkeit von Geld Fahrt aufgenommen. Ein "digitaler programmierbarer Euro" soll auf einer DLT basieren oder stark mit einer DLT verknüpft sein. Dieser Begriff wird häufig verwendet, um die Nutzung des digitalen Euros für DLT-basierte Geschäftsprozesse und gezielte Fiskal- und Geldpolitik zu beschreiben (siehe hier für eine klare...
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Die EZB hat sich bislang auf keine dieser drei Eigenschaften festgelegt. Stattdessen hält sich die EZB derzeit die Möglichkeit offen, einen digitalen Euro kontenbasiert, verzinst und nicht anonym auszugestalten.
2. Die EZB vernachlässigt den Aspekt der Programmierbarkeit
In den vergangenen Monaten haben Diskussionen rund um die Programmierbarkeit von Geld Fahrt aufgenommen. Ein "digitaler programmierbarer Euro" soll auf einer DLT basieren oder stark mit einer DLT verknüpft sein. Dieser Begriff wird häufig verwendet, um die Nutzung des digitalen Euros für DLT-basierte Geschäftsprozesse und gezielte Fiskal- und Geldpolitik zu beschreiben (siehe hier für eine klare Definition der Programmierbarkeit von Geld und Zahlungen).
So könnte ein DLT-basierter Euro verwendet werden, um friktionslos für tokenisierte Assets, wie digitale Wertpapiere oder Immobilien, zu bezahlen. Die Industrie hat zuletzt großes Interesse an einem solchen digitalen programmierbaren Euro bekundet. Neben Anwendungen in der Industrie könnte der programmierbare Euro dazu verwendet werden, gezielte Hilfszahlungen während Krisen, wie der aktuellen Covid-19-Pandemie, zu leisten.
Der Aspekt der Programmierbarkeit oder der Einsatz einer DLT ist im Report der EZB kein Schwerpunkt, sodass es sich die EZB derzeit die technologische Basis des digitalen Euros offen hält. Die Tatsache, dass der Begriff Programmierbarkeit im gesamten Report lediglich zweimal erwähnt wird, zeigt, dass dieses Thema in den aktuellen Diskussionen der EZB keine Priorität hat.
Die EZB sollte ihre Anstrengungen intensivieren und die Programmierbarkeit einer CBDC ausführlich analysieren, wobei hierbei auch die Expertise des Privatsektors dienlich sein könnte. Beispielsweise könnten einzelne Banken, Konsortien von Banken oder Unternehmen außerhalb des Finanzsektors (wie die Libra Association) beschließen, Geld über DLT-Netzwerke auszugeben, das möglicherweise an den Euro gebunden oder mit Euros (das heißt Zentralbankgeld) besichert ist.
Ein solcher digitaler programmierbarer Euro des Privatsektors könnte bereits früher eingeführt werden als der digitale Euro der EZB, der – nach Meinung von Experten – höchstwahrscheinlich nicht vor 2026 eingeführt wird. Dies könnte jedoch zu spät sein, um die Nachfrage der Industrie nach programmierbarem Geld zu befriedigen, welche in den kommenden Monaten und Jahren noch erheblich steigen wird.
3. Intermediäre werden auch beim digitalen Euro eine wichtige Rolle spielen
Die EZB bleibt in Bezug auf die konkrete Ausgestaltung eines digitalen Euro zwar vage, allerdings werden erste Tendenzen bezüglich des Designs deutlich. Die EZB hat nicht die Absicht, mit dem digitalen Euro Geschäftsbankengeld zu verdrängen und das Einlagen- und Zahlungsverkehrsgeschäft des Bankensektors zu übernehmen. Stattdessen strebt sie eine öffentlich-private Partnerschaft in Form eines zweistufigen CBDC-Systems an. Der digitale Euro profitiert hierbei sowohl von den komparativen Vorteilen des privaten als auch des öffentlichen Sektors.
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