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Aktualisiert am 31.03.2020 - 16:32 UhrLesedauer: 8 Minuten
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BB African Opportunities Hoffen und Bangen am nigerianischen Aktienmarkt

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Amtswechsel schürt Hoffnung

Die nigerianische Bevölkerung wirft der ehemaligen Regierung von Goodluck Jonathan komplettes Versagen an den meisten ihrer Aufgaben vor. Ökonomisches Missmanagement wird ebenso kritisiert wie die Unfähigkeit, die Sicherheitslage des Landes zu verbessern. Gleichermaßen habe sie versäumt, gegen Korruption und Verschwendung in Ministerien und halbstaatlichen Einrichtungen vorzugehen. Der Tenor ist klar: Der Präsident habe während der letzten vier Jahre seiner Amtszeit das Land in seine derzeitigen Schwierigkeiten gebracht.

Das demokratische Verhalten des amtierenden Präsidenten nach Bekanntwerden des Wahlausgangs ist zweifellos ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer mittelfristigen Verbesserung der Wirtschaftslage. Allerdings muss die neue Regierung zunächst einmal ihre Arbeit aufnehmen und mehr Klarheit zur ihrem Programm schaffen. Die offizielle Amtseinführung von Generalmajor Muhammadu Buhari war am Freitag, den 29. Mai 2015.

Sowohl im Gespräch mit Einheimischen als auch in der Presse werden die enormen Erwartungen deutlich, die die Bevölkerung in den politischen Wandel setzt. Buhari wird zugetraut, die Korruption zu bekämpfen, die Sicherheitslage zu verbessern und den Lebensstandard auf breiter Front zu heben. Es sollte allerdings klar sein: Mit grundlegenden Änderungen ist in den ersten Regierungsmonaten nicht zu rechnen. Zunächst wird es eine Übergangsphase geben, in der Buharis Mannschaft die Lage gründlich analysiert.

Einnahmeschwund stellt die neue Regierung vor Herausforderungen

Die neue Regierung wird mit einer Fülle an Problemen konfrontiert sein. Das drängendste dürften die schwindenden Staatseinnahmen sein. So sanken die Erlöse aus Erdöl- und Nicht-Erdöl-Quellen binnen Jahresfrist um 21 Prozent auf rund 2,8 Milliarden US-Dollar im Februar 2015. Auch die im Januar 2015 erzielten 3,8 Milliarden US-Dollar lagen deutlich unter dem monatlichen Durchschnittsertrag von 4,4 Milliarden US-Dollar, der noch im vierten Quartal 2014 verbucht worden war. Laut neuester Wirtschaftsdaten ist die Abwärtsspirale nicht auf den Ölsektor beschränkt, denn auch die Einnahmen aus dem Nicht-Öl-Sektor schrumpften zweistellig. Dieser Negativtrend dürfte sich in den vergangenen Monaten fortgesetzt haben.

Für die Zentralregierung und die einzelnen Bundesstaaten wird es immer schwieriger, ihren Verpflichtungen nachzukommen, da sich die laufenden Staatsausgaben nicht im selben Tempo reduzieren lassen. Der Einnahmeschwund dürfte auch der Grund sein, weshalb die meisten öffentlichen Bediensteten vergeblich auf ihre Gehälter warten. Auch die Kürzung der Benzinsubventionen, was wiederum die Kraftstoffimporteure auf den Plan rief, dürfte Folge des Einnahmeschwundes sein.

Die Verschuldung der Regierung in Abuja steigt schneller an, als dies im Haushalt 2015 vorgesehen war. Schon Ende April waren über 50 Prozent der geplanten Neuverschuldung in Höhe von 4,4 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Konservative Schätzungen gehen für die kommenden Monate von einer weiteren Abwertung des Naira gegenüber dem US-Dollar von 199 Naira auf 215 bis 220 Naira aus. Weiterhin lag die Inflationsrate mit 8,7 Prozent schon im April 2015 nur wenig unterhalb der von der nigerianischen Zentralbank definierten Obergrenze von 9 Prozent. Bis Ende des Jahres dürfte die 10-Prozent-Marke überschritten sein. Außerdem steigt für eine Reihe von Bundesstaaten das Insolvenzrisiko, da sie vermutlich nicht in der Lage sein werden, ihren Schuldendienst zu leisten.

Harte Sparmaßnahmen unausweichlich

Trotz dieser düsteren Situation gibt es eine Reihe von Optionen, mit denen die politische Klasse die drängendsten Probleme des Landes lösen könnte. An erster Stelle ist dabei die Schuldenquote von geschätzten 10 bis 12 Prozent (IWF-Daten für 2014) zu nennen. Dank dieser hat Nigeria problemlos Zugang zum Kapitalmarkt. Allerdings müsste die neue Regierung die Kreditgeber davon überzeugen, dass sie die finanzielle Lage des Landes tatsächlich stabilisieren will. Sie muss Bereitschaft zeigen, die laufenden Haushaltsausgaben verringern zu wollen und die Einnahmen aus dem Nicht-Öl-Sektor zu erhöhen. Für eine Stärkung der Einnahmeseite müssten entweder die Steuern erhöht oder die Steuerbemessungsgrundlage verbreitert werden.

In den kommenden Wochen und Monaten dürften unseres Erachtens die folgenden Maßnahmen angekündigt werden:

• Die vollständige Streichung der Treibstoffzuschüsse, besonders für Benzin
• Die Erhöhung der Mehrwertsteuer (von derzeit 5 Prozent) und der Verbrauchssteuer auf alkoholische Getränke (von derzeit 20 Prozent)
• Die Verbreiterung der Steuerbemessungsgrundlage durch die Einbeziehung von bis dato steuerbefreiten Unternehmen und die Abschaffung bestimmter Steuersubventionen
  (zum Beispiel des so genannten Pionierstatus)
• Die Erhöhung der Einfuhrzölle auf bestimmte Importwaren

Obwohl Nigeria kein Schuldenproblem hat, muss es seine Ausgaben senken und seine Einnahmen erhöhen. Die Einkünfte aus Erdöl sprudeln weniger reichlich als in der Vergangenheit. Die Bekämpfung von Korruption und Verschwendung ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Dennoch dürfte der neue Präsident auch um einige der hier genannten Maßnahmen nicht herumkommen. Wir rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit negativen Auswirkungen, die in erster Linie Kaufkraft, Kosteninflation und die Gefahr von Kreditausfällen betreffen dürften.

Strukturreformen eröffnen günstige Einstiegsgelegenheiten

Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Eintrübung des Geschäftsklimas, die wir seit 2012 beobachten, erachten wir die hohen Bewertungen am nigerianischen Aktienmarkt als zu strapaziert. Noch kritischer stellt sich das Bild dar, wenn die derzeitigen Probleme und Unsicherheiten des Landes mit in Betracht gezogen werden. Dies sind die hohen Aktienbewertungen auf der einen und die gesunkenen Erdölpreise auf der anderen Seite. Letztere dürften auf absehbare Zeit im Bereich von 60-70 US-Dollar pro Barrel (bbl) verharren.

Zum jetzigen Zeitpunkt finden wir nigerianische Aktien wenig attraktiv – unter anderem wegen des Wechselkursrisikos. Aber auch das veränderte Interesse der Anleger an nigerianischen Aktien muss beachtet werden. Das Verhältnis der Handelsumsätze von ausländischen zu inländischen Anlegern lag noch vor wenigen Monaten bei 80:20. Nach Aussage von Wertpapierhändlern beträgt es nun 60:40. Gleichzeitig sank das Handelsvolumen auf 15 Millionen US-Dollar pro Tag gegenüber 25 Millionen US-Dollar zu Beginn des Jahres. Der Abwärtstrend dürfte sich fortsetzen, da ausländische Investoren zögern. Gleichzeitig setzen nigerianische Anleger auf Staatspapiere, deren Renditen im Jahresverlauf noch steigen dürften.

Es spricht also einiges dafür, dass die nigerianische Börse das Momentum einbüßen wird, das zu den derzeitigen hohen Bewertungen geführt hat. Damit dürften sich im weiteren Jahresverlauf günstige Einstiegsgelegenheiten für Anleger eröffnen. Für eine positivere Sicht auf die größte Volkswirtschaft des Kontinents müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Dazu zählt eine günstigere Bewertung der Aktien aus allen Sektoren ebenso wie entschlossene Strukturreformen, die auf mittlere Sicht eine positive Entwicklung der nigerianischen Wirtschaft ermöglichen. Auch eine weniger starke Abwertungstendenz des Naira ist hierfür wichtig. Nach dem Start der neuen Regierung können eine klare Agenda und eine rasche Umsetzung von Reformen die Wende zum Positiven bringen.

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