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BB Biotech AG Nachhaltige Renditen im Zeichen von Trump

Geringere Versicherungs- und Behandlungskosten, weniger Einmischung des Staates in das Gesundheitssystem, mehr Wettbewerb bei den Medikamenten und niedrigere Steuern – die Umsetzung seiner Wahlkampfversprechen für die Gesundheitspolitik wird den neugewählten US-Präsidenten Donald Trump vor große Herausforderungen stellen. Das Scheitern der ersten Gesetzesvorlage zur Abschaffung der von seinem Vorgänger Barack Obama durchgeführten Gesundheitsreform offenbart dabei, dass Trump die komplexe Vernetzung der Gesundheitsindustrie nicht in einem schnellen Verfahren verändern kann.

Eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der zukünftigen US-Gesundheitspolitik kommt Trumps Beratern und seinen Ministern zu. Vize-Präsident Michael Pence war von 2013 bis 2017 Gouverneur des US-Bundesstaats Indiana. Dort ist der Pharmakonzern Eli Lilly angesiedelt, eines der größten internationalen Pharmaunternehmen der Welt. Tom Price, ehemaliger Orthopäde, wird als neuer Gesundheitsminister eine zentrale Rolle in diesem Herkules-Projekt einnehmen. Chief Economic Advisor Gary Cohn war 27 Jahre in leitenden Funktionen bei Goldman Sachs tätig und wird als wichtiger Berater gewertet. Zu guter Letzt wird  der designierte neue Bevollmächtigte der Zulassungsbehörde für Lebens- und Arzneimittel FDA Scott Gottlieb für die Umsetzung wichtiger Punkte von Trumps politischen Aussagen die Weichen stellen, wie etwa die Beschleunigung von Medikamentenentwicklungen und Zulas-sungsverfahren oder die von Trump in den Raum geworfene Idee für Parallelimporte preisgünstigerer Arzneien.

Preistreiber Zwischenhändler

Aus politischer und gesellschaftlicher Perspektive geht es bei den angestrebten Reformen darum, die Gesundheitsversorgung in den USA bezahlbarer und effizienter zu gestalten. Die Zahlen sprechen für sich: 2015 beliefen sich die Gesundheitsausgaben in den USA auf mehr als 3 Billionen US-Dollar und damit auf 17,5 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zum Vergleich: In Europa liegt der durchschnittliche Anteil an Gesundheitsausgaben bei 9 bis 12 Prozent, in der Schweiz bei 11 Prozent des BIP.

Aus Anlegersicht besteht die Herausforderung darin, die künftige Gesundheitspolitik der US-Regierung einzuschätzen. Neue Lösungen und Ansätze für Preismodelle bei Medikamenten bieten sowohl Chancen als auch Risiken. Die letzten Jahre waren gekennzeichnet von einem starken Anstieg der Listenpreise – mit teilweise hohen Differenzen zu anderen Märkten wie Kanada, Europa und Japan.

Demgegenüber haben sich die Fabrikationspreisanstiege bei den Unternehmen selbst deutlich abgeschwächt. Ein Beispiel ist das Diabetesmittel NovoLog Vial. Sein Bruttolistenpreis ist seit 2001 jährlich über 10 Prozent gestiegen. Der Nettopreis dagegen stieg um lediglich etwa 2 Prozent und ist seit 2014 sogar rückläufig. In den USA besteht ein deutlicher Handelsaufschlag von geschätzt jährlich über 140 Milliarden US-Dollar zwischen den Herstellerkosten und den Preisen, die am Ende von den Patienten bezahlt werden. In der Schweiz beispielsweise haben sich die Handelsmargen für rezeptpflichtige Medikamente seit 2011 um lediglich 15 Prozent erhöht.

In der Praxis bedeutet dies, dass zahlreiche Zwischenhändler am Arzneimittelverkauf kräftig mitverdienen. In den USA summierten sich 2015 die geschätzten Auslagen für Medikamente auf 470 Milliarden US-Dollar. Davon entfielen 47 Prozent auf die Hersteller von Markenarzneien, 23 Prozent auf Generikaproduzenten, aber auch 27 Prozent auf Akteure innerhalb der Lieferketten wie Apotheken, Spitäler und Ärzte. Die übrigen4 Prozent bilden Ausgaben für andere Gebühren. Vor diesem Hintergrund stehen die Gesundheitsexperten vor der Aufgabe, neue Modelle in der Kostenerstattung für neue innovative Therapien zu entwickeln, um medizinischen Fortschritt bezahlbar zu halten.