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BCA-Chef Oliver Lang Trotz Deutschlandrente: „Kunden werden weiterhin den unabhängigen Berater aufsuchen“

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Halten Sie das Opt-Out-Modell für geeignet, Altersarmut vorzubeugen? 

Lang: In der Tat ist die Deutschlandrente auf die freiwillige Teilnahme der Arbeitnehmer angewiesen und somit vom Grundgedanken her besser zu bewerten als eine weitere gesetzliche Zwangsrentenpflicht. Im Umkehrschluss könnten jedoch all die Verweigerer dieses Modells zum eigentlichen Hauptproblem der Deutschlandrente werden – schließlich ist es ja Ziel, durch eine hohe Beteiligungsquote das finanzielle Manko der gesetzlichen Rente auszugleichen. Trotz fehlender finanzieller Mittel dürften in der Praxis und vornehmlich aus Gründen der Unwissenheit kaum Arbeitnehmer der Deutschlandrente aktiv widersprechen und somit gegebenenfalls – zumindest zeitweise – stattdessen bei wichtigen Existenzvorsorgemaßnahmen, wie Berufsunfähigkeits-, Pflegeschutz oder im schlimmsten Fall gar beim Thema Haftpflichtversicherung, einsparen. 

Im Falle einer weiteren verpflichtenden Altersvorsorge oder der Deutschlandrente besteht zumindest die Gefahr, dass sich Arbeitnehmer ganz und gar auf den Staat verlassen und eventuell vorhandene individuelle Rentenlücken nicht erkennen (wollen). Weiteren sozialen Missständen würden hierdurch Tür und Tor geöffnet. Dies kann nicht im Sinne des Staates und schon gar nicht im Sinne der Privathaushalte sein. Aus diesem Grund halten wir den bestehenden Mix aus verpflichtender Rente (gesetzlicher Rentenversicherungspflicht) in Verbindung mit freiwilligen Altersvorsorgemodellen für ausreichend, auch wenn wir selbstverständlich an der ein oder anderen Stelle weiteren Optimierungsbedarf sehen. 

Sollte die Deutschlandrente eingeführt werden - was geschieht dann mit der Riester-Rente? Bleibt sie für Sparer nach wie vor attraktiv? 

Lang: Aus oben genannten Gründen halten wir die Einführung einer Deutschlandrente für den falschen Weg. Nicht nur vor dem Hintergrund des Bundestagswahlkampfes 2017 ist dennoch davon auszugehen, dass Ideen hieraus beziehungsweise aus der so genannten Nahles-Rente in künftige politische Rentenvorschläge einfließen werden. In der Tat könnte eine solche Veränderung eine Modifizierung der Riester-Rente und somit schlussendlich gar eine Verschiebung bei Angebot und Nachfrage mit sich bringen. Denken Sie etwa nur an den Aspekt „Streichung staatlicher Förderung“. Da diese bis dato jedoch nur reine Spekulationen sind, rechnen wir mit keiner tendenziellen Nachfrageveränderung bei Riester-Produkten für das laufende Jahr.

Kritiker der Deutschlandrente befürchten unter anderem, dass ein derart schwerer, zentral verwalteter Fonds, Marktverzerrungen bewirken könnte. Wie sehen Sie das?

Lang: Selbstverständlich wird ein solcher Staatsfonds, der zudem stetig mit frischem Geld gefüttert wird, einen Einfluss in den Markt nehmen und mithin für ungesunde Verzerrungen sorgen. Je nach Anlagestrategie würde sich der Fonds in verschiedensten Unternehmen im In- und Ausland als starker Aktionär verwurzeln und somit – im Sinne der Fondsanleger – Einfluss nehmen müssen. Zu guter Letzt stellt sich die Frage danach, welcher Strategie beziehungsweise Philosophie die Anlageentscheider des Fonds folgen möchten: Rüstungsfonds oder ethische Investitionen, deutsche oder ausländische Anleihen – wer übernimmt die Entscheidung sowie die Verantwortung für die Anlage beziehungsweise den Arbeitnehmer als indirekten Anleger? 

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