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Regenversicherung als Versicherungskäse des Jahres nominiert

Der Bund der Versicherten (BdV) vergibt jetzt wieder den Schmähpreis „Versicherungskäse des Jahres“ an das vermeintlich „schlechteste Versicherungsprodukt“ am deutschen Markt. „Die Gründe: Sie sind intransparent, bieten lückenhafte oder nicht nachvollziehbare Leistungen, ihr Nutzen ist zweifelhaft oder sie sind schlicht zu teuer.“
Bislang hatte der bis Ende September vorigen Jahres von Vorstandssprecher Axel Kleinlein geführte Verein den Preisträger intern bestimmt. In diesem Jahr beteiligen die Verbraucherschützer zum ersten Mal Verbraucher an einer transparenten Wahl ihrer Favoriten, für die sie noch bis zum 25. Juni auf der BdV-Internetseite abstimmen können.
Die 8 bisherigen Versicherungskäse-Preisträger:
Jahr | Versicherer | Produkt |
2015 | Allianz Versicherung | Rund um den Arenabesuch |
2016 | Axa Lebensversicherung | Relax Rente |
2017 | Ideal Lebensversicherung | Krebsairbag |
2018 | Württembergische Gemeinde-Versicherung und BGV Badische Versicherung |
Schülerversicherung |
2019 | Liechtenstein Life Assurance | Prosperity - Wohlstandsvorsorge |
2020 | Lebensversicherung von 1871 | Meinplan Kids |
2021 | Targo Lebensversicherung | Kreditlebensversicherung |
2022 | Ergo Vorsorge Lebensversicherung | Kidspolice Balance |
Die drei dort zur Wahl stehenden Versicherungsprodukte hat eine Fach-Jury ausgewählt. Zu ihr gehören Alexander Beurmann (Versicherungsberater), Sandra Klug (Verbraucherzentrale Hamburg), Britta Langenberg (Bürgerbewegung Finanzwende), Achim Tiffe (Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht und Partner der Kanzlei Juest & Oprecht).
Die nominierten Tarife in alphabetischer Reihenfolge:
Der Versicherer Advigon aus Liechtenstein ist ein Unternehmen der Hanse Merkur und bietet hierzulande ab 4,28 Euro monatlich eine Police an, die bei der Diagnose Krebs einspringt – wahlweise per Einmalzahlung oder als Kostenübernahme beispielsweise für die Behandlung durch einen Chefarzt, freie Krankenhauswahl und das Einbettzimmer.
Doch die Advigon habe bestimmte Krebsarten davon ausgenommen, kritisiert der BdV. „Die Leistung gibt es auch erst ab einer bestimmten Größe des Tumors. Ist der Tumor noch sehr klein, muss man auf die Leistung und den Spezialisten wohl so lange warten, bis der Tumor gewachsen ist. Ob das so sinnvoll ist?“, fragen die Verbraucherschützer rhetorisch.
Und wer eine andere Krankheit bekommt, gehe bei der Versicherung zudem leer aus. „Soll man für jede Krankheitsart eine eigene Zusatzversicherung abschließen?“, fragt der BdV kritisch weiter. „Da investieren wir die 4,28 Euro doch besser in echten Krebs-Schutz und kaufen uns eine gute Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor.“
Die Helvetia Deutschland verspricht, dass man mit ihrer Geräteversicherung zum Pauschalpreis von 39 Euro im Monat mehrere Geräte gemeinsam leicht absichern kann. Doch: „Ein genauer Blick zeigt, dass es gar nicht so easy ist, wendet der BdV ein. Denn: „Geräte müssen erfasst, Fristen eingehalten und Ortungsfunktionen aktiviert werden.“
Spielzeuge, Drohnen oder Musikinstrumente seien nicht versicherbar, kritisiert der BdV weiter. „Normale Abnutzung, Schäden an Verschleißteilen und Verbrauchsmaterialien sowie Batterien und Akkus sind ausgeschlossen.“ Und wenn ein anderweitiger Versicherungsschutz bestehe, gebe es gar keine Leistung, warnt der Hamburger Verein.
Die Geräteversicherung trage zwar auch Schäden über die per Hausrat-Police abgesicherten Ereignisse hinaus. Doch: „Es wird auf Basis einer Reparatur oder dem Austausch gegen ein gebrauchtes Gerät erstattet. Wer easy vorbereitet sein will, verzichtet besser auf die Geräteversicherung und bildet stattdessen eine Rücklage.“
Das als Vertreter des Pariser Versicherers Wakam registrierte Insurtech-Unternehmen Wetterheld bietet eine Police an, mit der sich Reisende gegen entgangene Urlaubsfreuden durch Regentage ab 3 Euro pro Tag absichern können. Möglich ist zum Beispiel eine Versicherungssumme von 100 Euro pro Tag, der ins Wasser gefallen ist.
„Spontan klingt das nach einer guten Idee: eine Versicherung gegen Regen im Urlaub. Was es nicht alles gibt!“, heißt es hierzu vom BdV. Doch der finanzielle Schaden durch eine Schlechtwetterfront sollte „selbst für Reisende ohne Regenjacke überschaubar sein“. Und weiter: „Die Wetter-Police ähnelt also eher einer Wette aufs Wetter.“
Aber sollte man sich nun für Geld gegen das Risiko von Niederschlag im Urlaub absichern? „Nein, dafür braucht es keinen Versicherungsschutz“, lautet die klare Antwort für Verbraucherschützer, die Policen nur für existenziell bedrohliche Risiken empfehlen. „Als Versicherung für Urlauber macht sie höchstens im Kuriositäten-Kabinett eine gute Figur.“
Nominierung beschert Insurtech großes Interesse
Die Hamburger Wetterhelden sehen ihre Versicherung dagegen weniger fragwürdig an. Das wollen sie auch offensiv nach außen vertreten: „Die meisten Versicherungsmanager geben bei einer solchen Nominierung keine Stellungnahme ab und hoffen, dass es unbemerkt bleibt“, erklärt Geschäftsführer Nikolaus Haufler. Er will damit transparent umgehen.

„Uns hat diese Nominierung viele Besucher auf unsere Webseite gebracht, zu neuen Abschlüssen geführt und zwei Partneranfragen generiert“, berichtet Haufler bei Linkedin. „Wir schätzen diese Rückmeldung von Branchenexperten, da es uns ermöglicht, unser Angebot weiter zu verbessern und auf aufgeworfene Bedenken einzugehen.“
Der potenzielle Schaden durch Regen sei zwar für einige Urlauber beherrschbar. Aber: „Unser Ziel besteht darin, eine Lösung anzubieten, die Urlaubern ermöglicht, ihren Urlaub zu genießen, ohne sich um die unberechenbare Natur des Wetters sorgen zu müssen.“ Er werde die Kritik zum Anlass nehmen, den Nutzen für die Kunden stärker zu betonen.
Die 4 Top-Zielgruppen für die Regenversicherung
Als die vier wichtigsten Kundengruppen nennt er erstens Familien mit Kindern, die teure Alternativen zum Spielen am Strand suchen. Zweitens Camping-Urlauber, die sich in ein Hotel flüchten wollen. Drittens Kunden teurer Luxus-Urlaube, die eine teilweise Entschädigung suchen. Viertens Reisewillige, die ihren Trip lieber ausfallen lassen.
„Wir verstehen, dass unsere Regenversicherung nicht für jeden geeignet sein mag und respektieren unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema“, so Haufler weiter. „Allerdings haben wir positives Feedback von vielen zufriedenen Kunden erhalten, die den Wert unserer Regenversicherung erkannt haben.“
Das gelte insbesondere von denjenigen, die „wetterbedingt einen enttäuschenden Urlaub anstatt des erhofften Traumurlaubs verbrachten“, erklärt der Wetterheld-Chef. „Insofern bedanken wir uns beim Bund der Versicherten für die Aufmerksamkeit gegenüber unserer Regenversicherung für den Urlaub und arbeiten weiter daran, sie stetig zu verbessern.“