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Behavioral Finance
Hyperbolic Discounting: So kann kurzfristiges Denken die Anlage vermasseln
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Behavioral Finance Hyperbolic Discounting: So kann kurzfristiges Denken die Anlage vermasseln

Von in WirtschaftLesedauer: 3 Minuten
Junge Frau sitzt grübelnd am Laptop
Eine kleine Belohnung jetzt oder eine große Belohnung später erhalten: Viele Menschen ziehen den kurzfristigen Vorteil vor. | Foto: Pexels / Andrea Piacquadio

Hyperbolic Discounting ist ein bekanntes Phänomen aus dem Bereich der Verhaltensökonomie. Der Name dieses Effekts entstammt dem Diskontieren: Ein zukünftiger Gewinn hat für die meisten Menschen einen geringeren Wert als eine sofortige Zahlung derselben Summe. Er wird rechnerisch also zum heutigen Zeitpunkt mit einem Diskontzins abgezinst. Die Höhe des Diskontzinses beschreibt dabei die Stärke der Präferenz für heutige Zahlungen – Menschen, denen eine Belohnung in der Zukunft weniger wichtig ist, diskontieren unterbewusst also mit einem höheren Zins, der heutige Wert sinkt infolgedessen.

Ein klassisches Experiment, das diesen Effekt illustriert, wurde von George Ainslie durchgeführt. Ainslie zeigte, dass viele Menschen 50 Dollar sofort gegenüber 100 Dollar in sechs Monaten bevorzugen. Wenn jedoch beide Optionen um drei Monate verschoben werden und damit beide in der Zukunft liegen, bevorzugen dieselben Personen die 100 Dollar in neun Monaten. Diese sogenannte Präferenzumkehr zeigt, dass die unmittelbare Greifbarkeit einer Belohnung ihre Attraktivität drastisch erhöht.

Dies führt dazu, dass kurzfristige Belohnungen von Menschen überbewertet und langfristige Vorteile stark unterschätzt werden. Diese Verzerrung kann mathematisch durch eine Hyperbel beschrieben werden, bei der die Abwertung von zukünftigen Belohnungen zunächst sehr stark, und dann immer schwächer erfolgt.

Geld langfristig anlegen oder kurzfristig ausgeben

Ein typisches Beispiel für diesen Effekt in der Finanzwelt ist die Entscheidung zwischen dem sofortigen Konsum und dem langfristigen Sparen. Viele Menschen neigen dazu, ihr Geld sofort auszugeben, anstatt es für die Zukunft zu sparen. Beispielsweise ist die Verfügbarkeit von 1.000 Euro zum sofortigen Ausgeben für viele Menschen attraktiver als 1.100 Euro in einem Jahr – obwohl dies einer sicheren Verzinsung von 10 Prozent entspräche, welche ohne Risiko geradezu utopisch ist. Die Entscheidung, das Geld stattdessen anzulegen, kostet Überwindung.

Ein weiteres Beispiel ist die kurzfristige Ausrichtung einiger Anleger an Börsen-Hypes. Wenn ein Unternehmen plötzlich hohe Gewinne verzeichnet, neigen viele Anleger impulsiv zu einer Spekulation auf dieses Unternehmen anstatt mit dem Geld eine langfristige, diversifizierte Anlagestrategie zu verfolgen. Die langfristig erfolgreichere, diversifizierte Strategie erscheint dann möglicherweise auf den ersten Blick weniger attraktiv.

Diese kurzfristige Denkweise kann aber dazu führen, dass Anleger hohe Risiken eingehen und potenziell größere Verluste erleiden, wenn der Hype abklingt. Im Gegensatz dazu würde eine langfristige Anlage in ein diversifiziertes Portfolio, das auf stabilem Wachstum basiert, über einen langen Zeitraum wahrscheinlich eine höhere Rendite bieten. Im Gegenzug müssen Investoren aber mehr Geduld aufbringen.

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Fazit

Hyperbolic Discounting ist ein mächtiger psychologischer Effekt, der unsere finanziellen Entscheidungen stark beeinflussen kann. Durch Aufklärung und ein besseres Verständnis dieses Effekts können Anleger lernen, ihre kurzfristigen Impulse zu kontrollieren und langfristig vorteilhaftere Entscheidungen zu treffen. Dies ist besonders wichtig in der modernen Finanzwelt, wo kurzfristige Versuchungen allgegenwärtig sind und langfristige Planung oft vernachlässigt wird.

Aber auch abseits der Börse ist es unabdingbar, dass Menschen sich der eigenen Tendenz bewusst werden, sofortige Belohnungen zu bevorzugen. Nur so können sie Strategien entwickeln, kurzfristigen Versuchungen zu widerstehen, um langfristig einen höheren Wohlstand zu erreichen.


Über den Autor:
 

Georgios Passameras
© GAP Vermögensverwaltung

Georgios Passameras ist Portfoliomanager bei der GAP Vermögensverwaltung aus Köln. 

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