Bei Anlegerlieblingen nachgefragt So stellen sich bekannte Fondsmanager jetzt auf (Teil 2)
Georg Graf von Wallwitz, Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement, über den Phaidros Funds Balanced (ISIN: LU0295585748)
Wie waren Sie zu Beginn des März aufgestellt?
Anfang März waren wir im Phaidros Funds Balanced mit gut 50 Prozent in Aktien und 40 Prozent in Unternehmensanleihen investiert. Die übrigen Gelder wurden in Cash gehalten. Wir sind für die Aktienseite von sich beschleunigenden Unternehmensgewinnen und leicht steigenden Kursen im Jahresverlauf ausgegangen. Moderate Bewertungen sowie das Wahljahr in den USA und der alternativlose Anlagebedarf waren unterstützende Faktoren für diese These. In Europa versorgte die EZB die Märkte mit reichlich Liquidität. Das makroökonomische Umfeld zeigte sich zwar mit schwachem Wachstum, aber stabil. Bei der Einschätzung des Corona-Virus haben wir uns an das Robert-Koch-Institut angelehnt, wo das Risiko als „mäßig“ eingestuft wurde. Kurzum, es gab kein Anzeichen für ein systemisches Stressszenario.
Was im Portfolio lief im März gut, was nicht so?
Unsere Aktienschwerpunkte in den Bereichen Technologie, Pharma und Konsum haben sich als sehr stabil erwiesen. Die hohe Qualität der Geschäftsmodelle wird von der Börse honoriert, auch in bewegten Zeiten. In Energie-, Bank- und Autoaktien waren wir nicht investiert. Unsere im Phaidros Funds Schumpeter für sich angewendete Aktienstrategie hat im ersten Quartal nur 8 Prozent verloren und damit die Benchmark um über 15 Prozentpunkte geschlagen.
Überrascht hat uns die Heftigkeit, mit der einige Unternehmensanleihen abgestraft wurden. Abschläge von bis zu 30 Prozent trotz Notenbankintervention hatten wir als sehr unwahrscheinlich eingeschätzt. Wir gehen fest davon aus, dass sich die teilweise erratischen Preisbildungen mit der Zeit wieder beruhigen werden und die Anleihen wie vorgesehen zurückgezahlt werden. Aber einmal mehr hat Warren Buffett die Lektion aus dem jüngsten Börsencrash auf den Punkt gebracht: Wenn man nur lange genug lebt, erlebt man an der Börse alles.
Betreiben Sie Risikosysteme? Wann haben die wie angeschlagen?
Wir laden unsere Portfolios täglich in die Bloomberg-Terminals hoch, wo sich alle Standard-Risikosysteme befinden. Wir können dort Szenarioanalysen machen, den Value-at-Risk berechnen, das Shortfall-Risk etc. Erhöhten Stress haben wir Ende Februar festgestellt. Aber jede Stresssituation an den Börsen hat ihre spezifischen Auslöser, und das ökonomische wie politische Umfeld ist jedes Mal ein anderes. Ein Modell, welches auf eine Pandemie in der entwickelten Welt kalibriert war, hatten wir nicht. Darum können auf historischen Daten basierende Risikosysteme ein Hilfsmittel sein, aber nicht den gesunden Menschenverstand ersetzen. Unsere wichtigste Risiko-Steuerungsgröße ist die Robustheit der Unternehmen in die wir investieren und die breite Diversifikation der Portfolios über Länder, Währungen, Sektoren und Geschäftsmodelle.
Wie haben Sie Ihr Portfolio im März verändert?
Wir haben keine grundsätzliche Neuausrichtung des Portfolios vorgenommen, lediglich die Cash-Quote etwas erhöht. Unsere Aktienstrategie hat sich in guten wie in turbulenten Zeiten bewährt. Bei Amadeus IT, Bayer und Medtronic haben wir die Gelegenheit zum Nachkaufen genutzt. Wir hatten keine Werte aus den besonders betroffenen Industrien im Aktienportfolio, also keine Fluggesellschaften, keine Energiewerte, keine Touristik-Unternehmen, keine Automobilwerte, keine Gastronomie-Ketten. Es gab also tatsächlich wenig Handlungsbedarf. Auf der Anleiheseite haben wir uns größtenteils von Emittenten aus dem Energiesektor getrennt von denen wir noch einige wenige im Portfolio hatten.
Wie sind Sie jetzt aufgestellt und blicken in die Zukunft?
Langfristig sehen wir nach wie vor die besten Wachstumschancen bei Aktien. Wenn man einen Schritt zurücktritt und den gesellschaftlichen Wandel betrachtet, stellt man fest, dass wir bei vielen Digitalisierungsthemen erst am Anfang stehen. Behördengänge, Arztbesuche, Einkäufe oder Lernprozesse laufen zum größten Teil noch analog ab. Ähnliche Wachstumschancen gibt es in den Schwellenländern für Konsumwerte. Und wie hoch der Bedarf nach medizinischer Forschung und Geräten ist, erleben wir gerade aktueller denn je. Dazu kommen neue Branchen und Unternehmen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Kurzum, wir haben noch viel Wachstumspotenzial vor uns. Skeptisch sind wir bei Staatsanleihen, Pfandbriefen etc. Dort sind die Renditen künstlich niedrig gehalten. Grundsätzlich hat auch der Euro-Raum ein mittelfristiges Problem, solange die Währung nicht auf soliden Füßen steht. Wie es mit Italien weiter geht, ist mehr als unklar. Das wird in den nächsten Monaten noch einmal deutlich werden.
Wie hoch war und ist Ihre Kasse?
Unsere Cash-Quote liegt derzeit bei über 10 Prozent und damit etwas höher als noch vor einem Monat, aber niedriger als Mitte März, als sie bei etwa 16 Prozent lag. Wir werden den erhöhten Cash-Anteil wieder investieren sobald eine nachhaltige Beruhigung an den Märkten absehbar ist.