Bei Anlegerlieblingen nachgefragt So stellen sich bekannte Fondsmanager jetzt auf (Teil 3)
Thorsten Winkelmann, Fondsmanager über den Allianz Europe Equity Growth (ISIN: LU0256839274)
Wie waren Sie zu Beginn des März aufgestellt?
Unser Schwerpunkt liegt auf einer hohen Visibilität und auf langfristigem Wachstum. Dazu selektieren wir Unternehmen mit marktführender Position, deutlichen Wettbewerbsvorteilen, sehr profitablen Geschäftsmodellen, die Cashflow generieren, die mit geringem Investitionsaufwand flexibel sind und mit hohen Eintrittsbarrieren geschützt sind. Qualität hat für uns immer schon einen hohen Stellenwert, und gerade honoriert der Markt diesen Anlagestil.
Was im Portfolio lief im März gut, was nicht so?
Wie zu erwarten war, entwickelten sich Unternehmen aus dem Gesundheitswesen besonders gut. Ambu, das seit Jahresbeginn den größten relativen Wertbeitrag lieferte, hat beispielsweise kurzfristigen Rückenwind durch den akuten Bedarf an Gesichtsmasken, aber auch längerfristig durch Einweg-Endoskope bei anhaltenden begrenzten Krankenhausressourcen. Der Reisesektor, in dem wir einige Positionen halten, wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Ein Unternehmen wie Ryanair bleibt für uns jedoch nach wie vor interessant, da es unter den Mitbewerbern über die stärkste Bilanz verfügt und eigene Flugzeuge besitzt, die im Bedarfsfall als Kreditsicherheit dienen können. Längerfristig könnte das Unternehmen nach einer Konsolidierung der Branche gestärkt hervorgehen.
Betreiben Sie Risikosysteme? Wann haben die wie angeschlagen?
Auf der Grundlage unserer Einzelwertauswahl konzentrieren wir uns hauptsächlich auf die Überwachung der unternehmensspezifischen Risiken. Dazu haben wir uns die Bilanzen mit unserem Analystenteam intensiv angesehen und wir prüfen die Einhaltung der Schuldverpflichtungen sehr genau. Die Überwachung der Einzelwertrisiken umfasst auch regelmäßige Gespräche mit den jeweiligen Managementteams, die aktuell via Video-Konferenz stattfinden. Ein spezialisiertes Risikoanalyse-Team von AllianzGI unterstützt uns dabei.
Wie haben Sie Ihr Portfolio im März verändert?
Grundsätzlich bewerten wir eine hohe Volatilität positiv, da hierdurch Chancen entstehen, das Portfolio entsprechend unserer langfristigen Einschätzung neu zu positionieren. Selbst im Umfeld eines Nachfrageschocks gehen wir davon aus, dass der Stillstand der Weltwirtschaft nicht ewig dauert. Daher war das Team viel aktiver als sonst und hat Gewinne aus Positionen in unseren robusteren Unternehmen mitgenommen. Gleichzeitig bringt die Situation auch gute Einstiegschancen bei Unternehmen mit sich, die überdurchschnittliche Kurschancen aufweisen.
Wie sind Sie jetzt aufgestellt und blicken in die Zukunft?
Obwohl wir nicht aktiv nach Sektoren allokieren, haben wir ein hohes Portfoliogewicht im Technologiesektor, was im derzeitigen Umfeld durchaus förderlich sein dürfte. In diesem Umfeld sind die wiederkehrenden Umsätze von Software-Unternehmen, die bei einigen unserer Positionen mehr als 80 Prozent ausmachen, sehr willkommen. Bei einigen Portfolio-Unternehmen lässt sich auch eine Beschleunigung des strukturellen Wachstums feststellen. Nun blicken wir mit Spannung auf die Berichtserstattung für das erste Quartal, die Stimmung und Fakten strikt trennt und typischerweise mit eine Nachvolatilitätsphase verbunden ist. Dann dürfte die Widerstandsfähigkeit unserer Fondspositionen am stärksten zum Tragen kommen.
Wie hoch war und ist Ihre Kasse?
Innerhalb unserer Strategien haben wir die Flexibilität, unsere Kassenposition auf bis zu 10 Prozent zu erhöhen. Tatsächlich halten wir sie jedoch unter 2 Prozent, da unsere Kunden von uns erwarten, dass wir voll investiert bleiben.