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„Bei Fremdwährungsanleihen auf Kurzläufer setzen“

Christian Bender, Fondsmanager der Investmentgesellschaft Hansainvest
Christian Bender, Fondsmanager der Investmentgesellschaft Hansainvest
Seit der Ankündigung der US-Notenbank zur schrittweisen Rückführung ihrer Anleihekäufe gelten neue Spielregeln am Bondmarkt. US-Notenbankchef Ben Bernanke hat deutlich gemacht, dass es sich hier um keinen Dauerauftrag handelt. In den USA zogen die Kapitalmarktrenditen deutlich an.

Dies führte auch zu einer Neubewertung anderer Märkte. In die Schwellenländer gibt es besonders kräftige Zinsaufschläge. Dort gingen auch zahlreiche Währungen in die Knie.

Mit am stärksten traf die Flucht der Anleger Staaten wie Brasilien und Südafrika, die stark am Export ihrer Rohstoffe hängen. Die dortigen Volkswirtschaften litten vor allem unter der Wachstumsabschwächung in China, dem weltweit größten Verbraucher von Industriemetallen und Energierohstoffen. Diese Turbulenzen sind nun weitestgehend ausgestanden.

Mit schnellen Währungs- oder Kursgewinne bei Schwellenländer-Bonds ist dennoch nicht zu rechnen. Das Segment hat in den vergangenen Wochen stärker gelitten als die Rentenmärkte in den etablierten Industrienationen.

Hierfür gibt es gute Gründe. Zum einen fehlten kapitalkräftige Käufer, nachdem ausländische Anleger umfangreiche Mittel abgezogen haben. Banken reduzieren ihre Nachfrage, weil sie bei einem Erwerb dieser Papiere mehr wertvolles Eigenkapital vorhalten müssten.

Zum anderen arbeitet beispielsweise Japan an einer Reflationierung. Regierung und Notenbank betreiben eine gezielte Yen-Abschwächung, um die eigene Exportwirtschaft zu stimulieren. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass sich zuletzt auch die Währungen in benachbarten Regionen unterdurchschnittlich entwickelten. Ein Abwertungswettlauf ist möglich.

Überdurchschnittliche Kuponrenditen in Schwellenmärkten

Andererseits lassen sich ausgewählte Zinstitel aus den Emerging Markets derzeit zu sehr attraktiven Konditionen erwerben. So bieten Rentenpapiere aus Russland, Brasilien und der Türkei derzeit Renditen von 6 bis 8 Prozent.

Ich warne allerdings davor, in Märkten wie diesen auf Kurszuwächse oder Währungsgewinne zu spekulieren. Vielmehr sollten die laufenden Zinskupons als wesentliche Ertragsquelle betrachtet werden.

Eine moderate Aufwärtsbewegung der Schwellenländer-Währungen halte ich zwar für möglich. Eine entsprechende Erholung könnte sich jedoch bis zum kommenden Jahr hinziehen. Um Zinsänderungsrisiken zu begrenzen, können Anleger Zinstitel mit sehr kurzen Restlaufzeiten kaufen.

US-Dollar könnte positiv überraschen

Chancenreich ist derzeit der US-Dollar. Für den US-Dollar sprechen momentan der Zinsvorsprung beispielsweise gegenüber deutschen Bundesanleihen, das höhere Wirtschaftswachstum und der Optimismus der Verbraucher.

So erholt sich der für die US-Konjunktur eminent wichtige Häusermarkt, dessen Einbruch im Jahr 2008 zur Weltfinanzkrise geführt hatte. Sollte sich die Eurokrise nach der Wahl zum Deutschen Bundestag in diesem Herbst erneut entfachen, würde dies eine Aufwertung des US-Dollars ebenfalls unterstützen.

Der langsame Anstieg der Kapitalmarktrenditen ist ein Zeichen für die Überwindung der Rezession in den führenden Industriestaaten. Angesichts dieser Perspektive sollten sich Anleger keinesfalls von ihren international breit diversifizierten Portfolios verabschieden, sondern die Rentenanlage als Ausdauerdisziplin betrachten. Es werden sich zukünftig vermehrt Gelegenheiten ergeben, interessante Rentenpapiere mit attraktiven Kupons zu erwerben.


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