Bei Vermögensverwaltern nachgefragt Was machen Sie seit der Lehman-Krise anders?
Thomas Buckard: "Man soll nicht alles machen, was möglich ist"
Welches sind Ihre prägendsten Erinnerungen an die Zeit der Finanzkrise rund um die Pleite von Lehman Brothers 2008?
Thomas Buckard: Der Lehman-Zusammenbruch war ein regelrechter Tischkantenabsturz: Viele Mandaten stornierten die Bestellungen von Luxusgütern und verzichteten auf den Hauskauf. Ich selbst sagte eine Ferienreise ab, um für unsere Kunden da sein zu können. Die von Bundeskanzlerin Merkel formulierte Staatsgarantie für Spareinlagen ging in die Geschichte ein. In den Jahren meiner Tätigkeit an den Finanzmärkten war das ein einmaliges Ereignis, das sich hoffentlich nicht wiederholt.
Wie waren zu der Zeit Ihre Kundenportfolios aufgestellt, und welche Veränderungen haben Sie daraufhin vorgenommen?
Unser Ansatz ist ohnehin, Risiken so weit wie möglich zu reduzieren. Damit konnten wir die Verluste begrenzen, aber nicht verhindern. Selbst unserer Absicherungsstrukturen verloren zwischenzeitlich signifikant. Keiner gab mehr etwas für Sicherheitskomponenten.
Wichtigste Veränderung war, unsere Mandanten offensiver über das Geschehen an den Finanzmärkten zu informieren und unsere Analysen und die Auswirkungen auf die Asset Allocation mit Ihnen zu teilen. Damals haben wir unseren jährlichen Mandanten-Informationsabend eingeführt. Damit erreichen wir Anleger, die sonst eher selten an Gesprächen über Vermögensanlage interessiert sind. Unsere Kunden haben damals die Krise verstanden und den Sturm ausgehalten, wodurch wir relativ schnell Verluste wieder ausgleichen konnten. Das hat uns gezeigt, wie wichtig Transparenz ist.
Haben Sie aus der Krise Schlussfolgerungen für sich gezogen und machen seitdem etwas anders?
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Qualität setzt sich immer durch. Man muss – sollte – nicht alles machen, was möglich ist. Deshalb kaufen wir auch weiterhin zum Beispiel Zertifikate bei Universalbanken statt bei Investmentbanken wie Lehman Brothers. Qualität und Werthaltigkeit haben oberste Priorität. Damit kann man zwar nicht die höchsten Renditen erzielen, riskiert andererseits auch keinen Totalverlust.
Hat sich die Einstellung Ihrer Kunden zum Thema Finanzanlage durch die Krise verändert?
Einige sind sicherlich noch immer traumatisiert, insbesondere wer bereits die Krise 2001 bis 2003 durchlitten hat. Wenn aber ein Aufschwung lange genug andauert, so wie jetzt, verblasst die Erinnerung und die Risikoneigung nimmt wieder zu. Das erkennen wir zurzeit daran, dass Tech-Aktien immer gefragter werden.
Sehen Sie an den Finanzmärkten derzeit eine Gefahr, an der sich eine neue Krise entzünden könnte?
Wir kennen bereits alle bösen Vorzeichen: Brexit, Streit um Handelszölle, Verschuldungsproblematik. Diese Themen sind bereits in den Märkten eingepreist. Die allmählichen Zinsanstiege und niedrige Arbeitslosenquote, besonders in den USA, begünstigen zwar die Inflation, beeinflussen aber momentan noch nicht das hohe Bewertungsniveau. Zurzeit gibt es keine großen Aufreger. Krisen werden in der Euphorie geboren, und Euphorie gibt es momentan nicht. Ein schwarzer Schwan kann die Märkte durcheinander rütteln, aber diese hübschen Tiere kommen und gehen wie sie wollen.