Bei Vermögensverwaltern nachgefragt Was machen Sie seit der Lehman-Krise anders?
Petra Ahrens: "Wir gehen vorsichtiger vor und informieren Kunden zeitnah"
Ihre prägendsten Erinnerungen an die Lehman-Krise 2008?
Petra Ahrens: Die Auswirkungen glichen einem Urknall. Als Vermögensverwalter hatten wir die Aufgabe, schnellstmöglich zu verstehen, was geschehen ist und welche Auswirkungen es auf die Finanzmärkte mittel- und langfristig hat. Aber vor allen Dingen mussten wir unsere Kunden beruhigen, die massiv Vertrauen in das Banksystem verloren haben.
Wie waren zu der Zeit Ihre Kundenportfolios aufgestellt, und was haben Sie danach verändert?
Wir hatten Mitte 2007 begonnen, Aktiengewinne zu realisieren und den Rest mit Stop-loss abgesichert (der Dax überschritt zu diesem Zeitpunkt das erste Mal die 8.000er-Marke). Das Zinsniveau war anders als heute, daher schichteten wir fast komplett in den Rentenmarkt um. Anleihen mit hoher Bonität, zum Beispiel Daimler, zahlten damals zwischen 5 bis 7 Prozent per annum, ungeachtet der Kurssteigerungen. Wegen der sehr frühen Maßnahmen konnten wir unseren Anlegern sogar ein positives 2008 bescheren.
Haben Sie Schlussfolgerungen für sich gezogen und machen seitdem etwas anders?
Diese und andere Krisen haben uns bestätigt, dass man stets eine breite Streuung der Anlageklassen vornehmen und die Bestände absichern sollte. Heute spüren wir den Preis für die Rettung der Finanzmärkte durch die Abschaffung der Marktwirtschaft und die Einführung der Planwirtschaft an den Zinsmärkten. Daher hat sich die Struktur der Portfolios verändert.
Hat sich die Einstellung Ihrer Kunden zum Thema Finanzanlage durch die Krise verändert?
Obwohl unsere Kunden gut durch die Krise geführt wurden, ist das Vertrauen in die Finanzmärkte weiterhin gestört. Wir sehen uns daher in der Pflicht, seither umsichtiger und vorsichtiger vorzugehen und Kunden kontinuierlich – vor allen Dingen in schwächeren Marktphasen – zeitnah zu informieren.
Sehen Sie derzeit eine Gefahr, an der sich eine neue Finanzkrise entzünden könnte?
Das Niedrigzinsumfeld und die Liquiditätsschwemme führen zu neuen Finanzblasen. Auch die Immobilienpreise sind auf hohem Niveau. Die Welt ist mit etwa 250 Billionen US-Dollar verschuldet. Die größte Anlageklasse sind Zinspapiere. Man kann sich also ungefähr vorstellen, was ein starker Zinsanstieg auslösen würde. In solchen Phasen reagieren viele Anleger nach der „Cash-is-King-Methode“ und dies würde vor dem Aktienmarkt nicht Halt machen.