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ICM-Chef über grüne Technologie Bei Wasserstoff kommt es auf die Branche an

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Massiver Ausbau von Wind- und Solarenergie notwendig

Die Analysten von Bloomberg NEF schätzen, dass bis 2050 jedes Jahr bis zu 700 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden könnten. Beim derzeitigen Auslastungsgrad von 40 Prozent bei Windenergie und 25 Prozent bei Solarenergie müssten in diesem Szenario die erneuerbaren Energien 1,7 Mal so viel Strom liefern wie 2018 auf der gesamten Welt verbraucht wurde. Das scheint extrem ambitioniert. Die International Renewable Energy Agency hält dieses Ziel jedoch für erreichbar.

Es kommt offensichtlich auf den politischen Willen, sprich Subventionen, und auf den technologischen Fortschritt an. Denn die Herstellung von grünem Wasserstoff lässt sich zwar bereits bewerkstelligen, ist aber im Vergleich zu anderen Energieträgern noch deutlich zu teuer. Allerdings haben Wind- und Solarenergie unter Beweis gestellt, dass alternative Formen der Energieerzeugung in einem vergleichsweise überschaubaren Zeitraum die Kostenparität mit fossilen Energieträgern erreichen können.

Eine wesentliche Voraussetzung für eine stark steigende Produktion von grünem Wasserstoff ist, dass ausreichende Elektrolyse-Kapazitäten aufgebaut werden. Noch gibt es kaum Elektrolyseure. Hier scheint auf absehbare Zeit ein jährliches Wachstum von 25 Prozent realistisch. Allerdings ist gleichzeitig mit signifikant sinkenden Verkaufspreisen zu rechnen. Trotzdem sind die entsprechenden Aktien in den zurückliegenden Monaten an der Börse stark gehypt worden. Das gilt gerade auch für H2-Pure-Plays, die beispielsweise Brennstoffzellen herstellen oder mit der Betankung ihr Geld verdienen. Die entsprechenden Aktien sind mittlerweile recht hoch bewertet.

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Aus Anlegersicht sind möglicherweise Bereiche aussichtsreicher, für die eine effiziente Nutzung von Wasserstoff bald realisierbar scheint. Dazu zählt beispielsweise der Schwertransport. Aufgrund der hohen Energiedichte von H2 sind Wasserstoff-Brennstoffzellen gut für LKWs geeignet. Wenn diese immer wieder zwischen denselben Standorten pendeln, braucht es auch nur wenige Tankstellen und kein flächendeckendes Netz.

Interessant könnten auch Unternehmen aus Branchen sein, an die Anleger beim Thema Wasserstoff kaum denken und die Größe und Knowhow aus ihrem Kerngeschäft einbringen können. Auf dem Gelände des stillgelegten Kohlekraftwerks Moorburg bei Hamburg planen der schwedische Stromkonzern Vattenfall, der integrale Öl-Förderer Royal Dutch, der Mitsubishi-Konzern aus Japan und das städtische Unternehmen Wärme Hamburg im großen Stil den Bau einer Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Die Produktion soll 2025 starten. Sollte das Projekt ein Erfolg werden, dürfte diesem Prototyp schnell der Bau weiterer Anlagen folgen.


Über den Autor:
Norbert Hagen ist Sprecher des Vorstands der ICM Investmentbank. Das Institut wurde
1999 als Buyout der Hypovereinsbank-Gruppe gegründet und verwaltet etwa 500 Millionen Euro an Kundengeldern.

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