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„Beim Ölpreis spielt Politik eine wichtige Rolle“

Der Ölpreis hat einen neuen Rekord erreicht: Knapp 142 US-Dollar kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Ölsorte Brent Ende voriger Woche in London. Seit Monaten kennt das schwarze Gold nur eine Richtung. Nach den Hintergründe für diese Rekordjagd und wie es am Ölmarkt weiter geht, fragte DAS INVESTMENT.com Nicholas Brooks. Er ist Chefanalyst der Investmentgesellschaft ETF Securities. Das Londoner Unternehmen gibt Anleihen heraus, die die Wertentwicklung von einzelnen oder Körben von Rohstoffen abbilden.

DAS INVESTMENT.com: Nimmt der Ölpreis jetzt Kurs auf die nächste psychologische Marke von 150 Dollar?

Nicholas Brooks: Das ist schwer vorherzusagen. Denn kurzfristig steigt der Ölpreis mit einem fallenden US-Dollar. Und ich erwarte eine weitere Abschwächung gegenüber anderen Währungen. Vielleicht gibt es zwischenzeitliche Kursgewinne des Dollars, zum Beispiel nach schlechten Wirtschaftsdaten aus Europa. Doch mittelfristig befindet sich der Dollar in einem Abwärtstrend.

DAS INVESTMENT.com: Was spricht derzeit gegen den Dollar?

Brooks: Die US-Konjunktur ist nach wie vor in einer sehr schwachen Situation. Vor allem vom Häusermarkt erwarte ich weitere schlechte Nachrichten. Und die Arbeitslosenrate dürfte während der kommenden eineinhalb Jahre stetig steigen. Die Lohnzuwächse dürften dagegen immer geringer ausfallen.

DAS INVESTMENT.com: Aber könnte nicht die von Saudi Arabien angekündigte Ausweitung der Ölförderung für sinkende Preise sorgen?

Brooks: Beim Ölpreis spielen politische Absichten eine wichtige Rolle. Saudi Arabien hat sich erst in letzter Minute für eine höhere Ölförderung ausgesprochen, wahrscheinlich, weil die Regierung nicht als Sündenbock gelten will. Allerdings dürfte das Land Probleme haben, die Produktion zu erhöhen. Denn sowohl die benötigte Technik als auch das Personal ist knapp. Die angekündigte Fördererhöhung entspricht nur etwa einer Angebotsausweitung um 0,3 Prozent. Zusätzliche Förderkapazitäten sind schwer zu realisieren.

DAS INVESTMENT.com: Dennoch gibt es gerade in Russland große Reserven an Öl. Welche Auswirkungen hat das auf den Ölpreis?

Brooks: Es spielt es gar keine Rolle, wie viel Öl im Boden steckt. Denn es gibt für westliche Ölgesellschaften kaum Anreize, in Russland Öl zu fördern. Das liegt vor allem an den hohen Steuern. Auch der hohe Ölpreis ändert daran kaum etwas.

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