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Kfz-Versicherung: Beiträge steigen um mindestens 10 Prozent

Um ihre Unternehmen aus der Verlustzone zu lenken, steuern viele Anbieter von Kfz-Versicherungen in Deutschland höhere Prämien an. Aufgrund des starken Wettbewerbs werde es zwar kaum zu den laut Württembergische-Vorstand Per-Johan Horgby rechnerisch notwendigen 20 Prozent Preisanstieg kommen. Doch ein Plus um durchschnittlich mindestens 10 Prozent sei im nächsten Jahr zu erwarten, so Onnen Siems, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK).

Damit würden sich Analysen der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) bestätigen, wonach die Folgen der Anfang 2022 massiv angestiegenen Inflation nach kurz- bis mittelfristig auch in nahezu allen Sparten des deutschen Versicherungswesens niederschlagen. So war beispielsweise der in der Wohngebäudeversicherung wichtige Baupreisindex seit der Corona-Zeit um rund 14 Prozent gestiegen. Das war nach Angaben des Berufsverbands der Versicherungsmathematiker der höchste Anstieg seit 51 Jahren.
Stark steigende Preise beobachteten die Aktuare aktuell auch bei Kfz-Ersatzteilen und Reparaturkosten, wodurch der sogenannte Reparaturkosten-Index Kraftfahrt stetig steigt. Allein hieraus ließen sich zwar noch keine generellen Prognosen zur künftigen Entwicklung der Prämien ableiten, da Umfang und Geschwindigkeit von Preisanpassungen stark unternehmensindividuell sind. Aber die gesamte branchenweit sähen sich die Unternehmen mit deutlichen Preissteigerungen konfrontiert.
Telematik-Tarif senkt Kosten
Dennoch haben Versicherungsvermittler durchaus Chancen, ihren Kunden beim Sparen zu helfen: Bis zu 30 Prozent Beitragsrabatt ist beispielsweise für Halter drin, die ihrem Versicherer per Sensor Daten über ihren Fahrstil übermitteln. „Wir haben mit Versicherungsmaklern gesprochen und ihnen erläutert, dass sie so die Erhöhungen für viele Kunden auffangen können“, zitiert versicherungsjournal.de Alexander Fechner. Das Feedback vieler Vermittler falle positiv aus, so der Chef der Neodigital-Tochter We Enable Service weiter.
Rabatte bei jährlicher Zahlung
Außerdem lohnt es sich, den Beitrag auf einen Schlag jährlich zu bezahlen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Geldratgebers Finanztip: Die untersuchten Beispielkunden konnten im Schnitt 8 Prozent Beitrag sparen, wenn sie vorher in monatlichen Raten gezahlt haben. 7 Prozent Ersparnis waren im Schnitt drin, wenn die Kunden von der vierteljährlichen auf jährliche Zahlweise umstellen. Und immerhin 4 Prozent Ersparnis zeigte die Studie im Durchschnitt, wenn der Beitrag zuvor halbjährlich beglichen wurde.
Auf manche Tarifmerkmale wie zum Beispiel das Alter des Fahrers haben Verbraucher keinen oder wie bei Familienstand, Beruf und Wohnort nur bedingt Einfluss. Doch die jährliche Zahlweise ist einer von mehreren Punkten, mit denen Versicherte ihren Beitrag senken können. Direkten Einfluss haben sie ebenfalls unter anderem auf den versicherten Fahrerkreis, die Kilometerleistung oder bei Kasko-Policen auch per Selbstbeteiligung für selbst verschuldete Reparaturen. Ebenso können Kunden indirekt auch ihre Schadensfreiheits- (SF) klasse verbessern.
Kleinschäden besser selbst bezahlen
Denn wer nach einem Autounfall für den Schaden selbst aufkommt, vermeidet eine Herabstufung der SF-Klasse, die von 0 (Fahranfänger) bis zu 50 (50 unfallfrei gefahrene Jahre) liegen kann. Mit dem sogenannten Schadenfreiheitsrabatt lassen sich die Kosten einer Haftpflicht- oder Vollkaskoversicherung so um insgesamt bis zu 80 Prozent senken. Laut aktuellen Modellrechnungen des Vergleichsportals Verivox lohnt es sich, Haftpflichtschäden bis zu einer Höhe von 2.555 Euro und Vollkasko-Schäden bis 3.408 Euro selbst zu zahlen.

Schadenfreiheitsklassen bringen Rabatte
Hierfür hat Verivox Tarife der zehn größten deutschen Autoversicherer ausgewertet. In der Regel klettern Versicherte nach jedem unfallfreien Jahr eine Schadensklasse höher. Lassen sie einen Unfallschaden durch den Versicherer regulieren, werden sie hingegen im Folgejahr um mehrere Klassen herabgestuft. Den Schadenkosten stehen dann Mehrbeiträge gegenüber. „Nach einem Unfall sollten Autofahrer deshalb bei ihrer Versicherung nachhaken, ob es sich lohnt, einen Schaden selbst zu zahlen“, rät Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz.
Sonderkündigungsrecht nach Schaden
Anstatt den Schaden direkt selbst zu zahlen, sollten Versicherte besser einen Schadenrückkauf mit ihrem Versicherer vereinbaren. Dabei lassen Unfallfahrer ihren Schaden zunächst von der Versicherung bezahlen und haben sechs bis zwölf Monate Zeit, die Kosten für den Schaden bei der Versicherung zu entrichten. „Zumindest bei Haftpflicht-Schäden sollten Versicherte den Schaden immer zunächst dem Versicherer melden und erst dann einen Rückkauf vereinbaren.“
Denn: „Nach einem Unfall ist häufig unklar, wie hoch die Reparaturkosten ausfallen. Zudem wehrt der Versicherer auch unberechtigte Forderungen des Unfallgegners ab“, erklärt Schütz. Nachdem der Versicherer den Schaden reguliert hat, haben Versicherungsnehmer zudem ein Sonderkündigungsrecht und können zu einem günstigeren Anbieter wechseln. „Es ist gut möglich, dass gleichwertiger Versicherungsschutz nach der Herabstufung der SF-Klasse bei einem anderen Anbieter günstiger zu haben ist.“