Beitragsanpassungen 2020 Kassenwechsler sparen bis zu 500 Euro pro Jahr
Mehrere Hundert Euro können Verbraucher pro Jahr sparen, wenn sie ihre gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wechseln. Daran erinnert die Stiftung Warentest in ihrem aktuellen Krankenkassenvergleich anlässlich der zum Jahreswechsel bekannt gegebenen Anpassungen beim Zusatzbeitrag. Diesen unternehmensindividuellen und ebenfalls einkommensabhängigen Aufschlag erheben die Krankenkassen seit 2015 ergänzend zu dem per Gesetz festgelegten allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent.
Regionale Unterschiede beim GKV-Zusatzbeitrag
Den durchschnittlichen GKV-Zusatzbeitragssatz gibt das Bundesgesundheitsministerium aktuell mit 1,1 Prozent an. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2019, was vor allem auf steigende Ausgaben im Gesundheitswesen zurückzuführen sei. Die regionalen Unterschiede beim Zusatzbeitrag sind jedoch groß: Während ihn die auf das eigene Bundesland beschränkte AOK Sachsen-Anhalt 2020 ganz streicht, erhebt die für Kunden in Bayern, Hessen und Niedersachsen geöffnete Betriebskrankenkasse BKK Herkules aus Kassel 2,2 Prozent. 0,5 Prozentpunkte mehr sind es bei der entsprechenden Körperschaft des öffentlichen Rechts, die nur Mitarbeitern der Stadt Augsburg und ihren Familien offensteht.
Neben dem jeweiligen Zusatzbeitragssatz der Krankenkasse ist die mögliche Ersparnis auch abhängig vom Einkommen des wechselbereiten Kunden. „Wer monatlich 3.000 Euro brutto verdient und von einer teuren Krankenkasse zur bundesweit günstigsten wechselt, spart knapp 200 Euro im Jahr, sehr gut verdienende Arbeitnehmer mehr als 300 Euro“, rechnet Stiftung Warentest vor. Doch: „Wer mit seiner Kasse zufrieden ist, sollte nicht nur auf den Beitrag schauen.“ Wichtig seien auch die über das GKV-Pflichtprogramm hinausgehende Extraleistungen wie beispielsweise Zuschüsse zu den Kosten einer professionellen Zahnreinigung.
Insgesamt 2,4 Millionen Versicherte betroffen
Hallo, Herr Kaiser!
Obwohl massive Erhöhungen des Zusatzbeitrags bei den ganz großen Kassen in diesem Jahr ausblieben, sind aktuell insgesamt etwa 2,4 Millionen Versicherte von steigenden GKV-Beiträgen betroffen. Tendenz steigend: „Durch das Milliardendefizit in der gesetzlichen Krankenversicherung aus dem Vorjahr werden spätestens 2021 weitere Kassen ihre Zusatzbeiträge erhöhen müssen“, prognostiziert Ansgar Lamersdorf. Er ist Chef des Geschäftsbereichs Gesetzliche Krankenversicherung beim Münchner Betreiber des Vergleichsportals Check 24.
„Das gesamte Sparpotenzial durch einen Kassenwechsel ist schon jetzt enorm“, so Lamersdorf weiter. „2019 haben die GKV-Mitglieder in Deutschland knapp 4,5 Milliarden Euro an Beiträgen verschenkt“, erklärt er mit Blick auf den Zusatzbeitrag des günstigsten bundesweit tätigen Anbieters: Die Handelskrankenkasse (HKK) mit Hauptsitz in Bremen hält ihren Satz in diesem Jahr stabil bei 0,39 Prozent. „Durch die aktuellen Beitragsanpassungen kommen weitere 100 Millionen Euro Sparpotenzial dazu.“
„Leistungen und Beiträge unter die Lupe nehmen“
„Verbraucher sollten schon jetzt aktiv werden und Leistungen und Beiträge ihrer Krankenkasse unter die Lupe nehmen“, rät daher Lamersdorf. Denn die Beitragsbemessungsgrenze ist 2020 um 1.800 Euro auf 56.250 Euro gestiegen. Das heißt: Nur bis zu dieser Einkommenshöhe werden in den Sozialversicherungen für Arbeitnehmer Beiträge fällig; der Restbetrag ist beitragsfrei. „Bei einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,1 Prozent tragen Mitglieder der Krankenkassen, die den vollen Beitrag bis zur Bemessungsgrenze zahlen, zusätzliche Kosten von 282,60 Euro pro Jahr.“ Die Hälfte davon müssen sie selbst tragen, die andere Hälfte der Arbeitgeber.