Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau
Staatsschulden am Limit
Jörn Quitzau ist Volkswirt bei der Berenberg Bank. Foto: Berenberg
In der Corona-Krise greifen Staaten der Wirtschaft finanziell unter die Arme. Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau erklärt, welches Ausmaß die Maßnahmen der Regierungen haben und gibt einen Ausblick auf die Verschuldungsquote.
Während die globale Wirtschaft in Teilen immer noch still steht, versuchen Staaten, Unternehmen und Arbeitsplätze zu retten. Bis die Pandemie soweit unter Kontrolle ist, dass die Wirtschaft wieder weitgehend normal laufen kann, werden sie viel Geld ausgeben.
Gleichzeitig werden die Einnahmen sinken, weil die Steuerbasis erodiert. Damit kommt es nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit zu einem sprunghaften Anstieg der Staatsschulden.
Corona-Krise treibt Staatsschulden
Im Unterschied zu den meisten anderen Ländern hat sich Deutschland in den vergangenen Jahren finanzpolitischen Spielraum geschaffen. Während der...
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Während die globale Wirtschaft in Teilen immer noch still steht, versuchen Staaten, Unternehmen und Arbeitsplätze zu retten. Bis die Pandemie soweit unter Kontrolle ist, dass die Wirtschaft wieder weitgehend normal laufen kann, werden sie viel Geld ausgeben.
Gleichzeitig werden die Einnahmen sinken, weil die Steuerbasis erodiert. Damit kommt es nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit zu einem sprunghaften Anstieg der Staatsschulden.
Corona-Krise treibt Staatsschulden
Im Unterschied zu den meisten anderen Ländern hat sich Deutschland in den vergangenen Jahren finanzpolitischen Spielraum geschaffen. Während der globalen Finanzkrise waren die deutschen Staatsschulden zunächst auf gut 80 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung hochgeschnellt (Abbildung 1).
Danach sank die Schuldenquote dank guter Konjunktur, niedriger Zinsen und solider Haushaltsführung auf zuletzt knapp 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Reformen der Agenda 2020, die Deutschland ein wirtschaftlich goldenes Jahrzehnt beschert hatten, zahlten sich aus. Nun droht ein erneuter Anstieg der Staatsschulden Richtung 80 Prozent.
Wenn die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr wie von uns erwartet um knapp 8 Prozent sinkt, steigt die Schuldenquote allein dadurch, dass durch die tiefe Rezession die Bemessungsgrundlage schrumpft. Zudem muss der Staat zusätzlich neue Schulden aufnehmen, weil die Steuereinnahmen einbrechen und staatliche Schutzschirme finanziert werden müssen.
Der Bundestag hat dafür Ende März einen Nachtragshaushalt mit einer Netto-Kreditaufnahme von 156 Milliarden Euro beschlossen. Das entspricht rund 4,6 Prozent der Wirtschaftsleistung des Jahres 2019. Hinzu kommen die Belastungen auf Länder- und Gemeindeebene und aus Kreditgarantien sowie auch möglichen Löchern in den Sozialkassen.
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