Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau
US-Dollar als sicherer Hafen
Jörn Quitzau ist Volkswirt und Leiter des Bereichs Wirtschaftstrends bei der Berenberg Bank. Foto: Berenberg
Der US-Dollar ist immer noch ein sicherer Hafen für Anleger, ist Jörn Quitzau überzeugt. Hier nennt der Berenberg-Volkswirt Gründe.
Abbildung 3 zeigt einen Zusammenhang zwischen Australischen Dollar und Yen (AUD/JPY; invers) und dem Dollar-Index (DXY). Während der ersten Welle waren US-Dollar und Yen sehr nachgefragt. Nachdem die Gefahr gebannt schien, investierten Marktteilnehmer wieder in Risiko-Assets und verließen die sicheren Häfen. Seit Ende September steigt die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Infektionswelle und mit ihr die Nachfrage nach den sicheren Häfen.
AUD/JPY gilt als das klassische Risikobarometer des Devisenmarkts, da der australische Dollar sehr positiv auf ein hohes Weltwirtschaftswachstum und steigende Rohstoffnachfrage reagiert, auf sich eintrübende Konjunkturerwartungen jedoch sehr negativ....
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Abbildung 3 zeigt einen Zusammenhang zwischen Australischen Dollar und Yen (AUD/JPY; invers) und dem Dollar-Index (DXY). Während der ersten Welle waren US-Dollar und Yen sehr nachgefragt. Nachdem die Gefahr gebannt schien, investierten Marktteilnehmer wieder in Risiko-Assets und verließen die sicheren Häfen. Seit Ende September steigt die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Infektionswelle und mit ihr die Nachfrage nach den sicheren Häfen.
AUD/JPY gilt als das klassische Risikobarometer des Devisenmarkts, da der australische Dollar sehr positiv auf ein hohes Weltwirtschaftswachstum und steigende Rohstoffnachfrage reagiert, auf sich eintrübende Konjunkturerwartungen jedoch sehr negativ. Der japanische Yen hingegen wirkt genau entgegengesetzt und wird in Krisenzeit, genau wie der US-Dollar, als ein sicherer Hafen am Devisenmarkt gehandelt.
Ein beliebtes und immer wiederkehrendes Argument der US-Dollar-Bären ist das hohe Zwillingsdefizit, sprich: Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit, welches sich durch die Covid-19-Pandemie noch einmal deutlich ausgeweitet hat. Es ist durchaus plausibel, dass sich eine sehr hohe Schuldenlast negativ auf das Wirtschaftswachstum und damit auch auf die Währung auswirken kann. Dieser Argumentation kann man jedoch nur folgen, sofern man annimmt, dass Investoren nicht mehr gewillt sind, die Schulden des Staates zu finanzieren und deswegen keine neue Schuldenaufnahme möglich ist.
Doch das Gegenteil ist der Fall: Neben der Fed, die als starker Käufer aus dem Inland im US-Anleihenmarkt auftritt, sind auch zahlreiche InvestInvestmentfonds als Käufer aktiv. Für ausländische Investoren war es vor der Pandemie attraktiver, US-Staatsanleihen zu erwerben, als deren Zinsen noch deutlich höher waren als vergleichbare Staatsanleihen anderer Industrieländer. Trotz aller Widrigkeiten ist die amerikanische Wirtschaft im Vergleich zum Rest der Welt immer noch extrem stark, sodass eine vergleichbare Investitionsmöglichkeit in dem Segment schwer zu finden ist.
Die neue Politik der Fed
Die neue Strategie der Fed wird die Phase der extrem expansiven Geldpolitik verlängern. Doch wird sie deswegen auch schädlich für den US-Dollar? Würde nur die Fed eine expansive Geldpolitik verfolgen und die anderen Notenbanken nicht, dann würde der US-Dollar mit hoher Wahrscheinlichkeit spürbar abwerten. In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass die Notenbanken anderer Industrieländer der Fed-Politik folgen oder leicht abgewandelt anwenden.
Der Kampf gegen die niedrige Inflation betrifft viele große Volkswirtschaften. Es bleibt abzuwarten, ob andere Notenbanken ihre geldpolitische Strategie ebenfalls anpassen. Die Fed ist der First mover und der Dollar hat dadurch vorerst Gegenwind bekommen. Auch wenn die Fed Vorreiter ist, ganz wird die EZB ihr wohl nicht folgen. Insofern ist die neue Strategie im Trend leicht negativ für den Dollarkurs.
Allerdings hat die amerikanische Notenbank nach der großen Finanzkrise als eine der wenigen Zentralbanken die Zinsen wieder nennenswert angehoben. Ausgeschlossen ist es nicht, dass die Fed in einigen Jahren erneut vorweg marschiert, wenn es darum geht, die Geldpolitik wieder zu straffen. Die Stellung des US-Dollars in der Welt sehen wir aktuell jedenfalls noch nicht gefährdet.
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Über die Autoren