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Interview mit Olivia Markham „Bergbaufirmen liefern die Rohstoffe für E-Autobatterien“

Einsatzbesprechung in einer Eisenerzmine im Donbass
Einsatzbesprechung in einer Eisenerzmine im Donbass: Bei steigenden Inflationserwartungen hat sich der Minensektor bisher meist stark entwickelt, sowohl absolut als auch im Vergleich zu den breiteren Aktienmärkten. | Foto: Imago Images / ITAR-TASS

Frau Markham, in den vergangenen Wochen ging es am Rohstoffmarkt teils turbulent zu, mit teilweise starken Kursveränderungen. Was sind die Hintergründe, und was bedeutet das für Anleger?

Olivia Markham: Bei bestimmten Bergbauerzeugnissen kam es zu erheblichen Preisschwankungen. Beispielsweise fiel der Preis für Eisenerz vom Höchststand 2021, der zugegebenermaßen sehr hoch war, um rund 50 Prozent. China hatte die Stahlproduktion stärker gedrosselt, als der Markt erwartet hatte. Das drückte den Preis für Eisenerz, einem wichtigen Vorprodukt in der Stahlerzeugung. Insofern ist das Preisumfeld für Rohstoffe aktuell schwer berechenbar. Die Herausforderung besteht also darin, Unternehmen zu finden, die weiterhin hohe freie Cashflows erwirtschaften und Kapital an ihre Aktionäre zurückgeben können. Denn solche Firmen können Volatilitätssprüngen am besten die Stirn bieten.

Aktuell gibt es Rohstoffengpässe, die nicht nur mit Corona zu tun haben. Welche langfristigen Folgen hat dies aus Ihrer Sicht?

Olivia Markham, Blackrock

Markham: Der Minensektor bekommt momentan vor allem die höheren Kohlepreise zu spüren, aus denen vielerorts immer noch Energie gewonnen wird. Die Gründe dafür sind wohl eher einmalig beziehungsweise vorübergehend, unter anderem Produktionsausfälle bei verflüssigtem Erdgas in Asien und ein schwaches Jahr für die Windenergie. Sollte jedoch weiterhin zu wenig in die Versorgung mit traditionellen Energieträgern investiert werden, könnte sich die Krise in den nächsten Jahren verschärfen. Denn das Angebot an herkömmlicher Energie sinkt schneller als die Nachfrage. Auf längere Sicht bleibt unser Ausblick für Kraftwerkskohle strukturell bedingt eher düster, da sie von erneuerbaren Energien verdrängt werden dürfte.

Und wie sind die Aussichten für Bergbauerzeugnisse allgemein?

Markham: Die Preise sollten durch den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft gestützt werden, der die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen befeuert. Auch die Investitionskürzungen der vergangenen Jahre und das deshalb geringere Angebot dürften die Preise nach unten abfedern. Zugleich ist die Finanzlage der Unternehmen sehr stark, dank grundsolider Bilanzen und erfreulicher freier Cashflows.

Die Entwicklung der Rohstoffpreise gilt als einer der Faktoren, der die Inflation höher treibt. Was bedeutet eine steigende Teuerungsrate umgekehrt für den Minensektor?

Markham: Die Rohstoffpreise ziehen tendenziell an, wenn die Inflationserwartungen steigen – anders als bei Aktien und Anleihen. Daher hat sich der Minensektor in solchen Phasen bisher meist stark entwickelt, sowohl absolut als auch im Vergleich zu den breiteren Aktienmärkten. Gegenwärtig gilt die Bergbaubranche als vergleichsweise günstig bewerteter und zyklischer Value-Sektor. Als solcher sollte er in Zeiten eines zunehmenden Preisauftriebs besser abschneiden als die Growth-Sektoren, die strukturelle Wachstumsunternehmen umfassen. Und einiges spricht dafür, dass die Inflationserwartungen weiter steigen: Bei der Verbrauchernachfrage ist noch Luft nach oben, und die Zentralbanken haben einen Kurswechsel vollzogen. Sie lassen nun ein gewisses Überschreiten ihrer Inflationsziele zu.

Also ist eine steigende Inflation kein Problem für den Sektor?

Markham: Das wäre zu pauschal gesagt. Zum Beispiel besteht durchaus ein Risiko, dass der Preisauftrieb sich in steigenden Kosten für Bergbauunternehmen niederschlägt. Das könnte deren Gewinnspannen spürbar schmälern. Daher gewichten wir Unternehmen unter, für die wir deutliche Kostensteigerungen befürchten.

Normalerweise treiben steigende Inflationsaussichten den Goldpreis höher. Warum war das zuletzt nicht der Fall?

Markham: Die Stimmung gegenüber Gold ist momentan nicht berauschend. Da sich die Konjunktur weltweit von den pandemiebedingten Tiefs erholt, sind „sichere Häfen“ bei Anlegern derzeit weniger gefragt. Aber in Phasen mit gedrückter Stimmung bieten sich meist gute Möglichkeiten für einen Einstieg in Gold und Goldaktien.