Immobilien Plus 27 Prozent in 3 Monaten: Nirgendwo steigen Mieten schneller als in Berlin
Wer in Deutschland eine neue Wohnung sucht, muss tiefer ins Portemonnaie greifen als noch vor einigen Jahren. Bundesweit sind die Mieten deutlich gestiegen, doch nirgendwo so rasant wie in Berlin. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Portals „Immowelt“. Demnach verteuerten sich die Mieten in der Bundeshauptstadt um 27 Prozent – in gerade einmal drei Monaten.
„Immowelt“ untersuchte die Angebotsmieten von Bestandswohnungen (80 Quadratmeter, 3 Zimmer, 2. Stock) in 14 deutschen Städten. Die Dynamik in Berlin stach jedoch hervor: Im November 2022 lag die Bundeshauptstadt mit 9,86 Euro je Quadratmeter im Preisranking noch im Mittelfeld. Im Dezember folgte ein Preisanstieg um 11 Prozent, im Januar ging es erneut um 8 Prozent auf insgesamt 11,85 Euro nach oben. Im Februar 2023 kletterten die Mieten im Schnitt um 6 Prozent auf 12,55 Euro.
„Preisanstieg der Mieten ist dramatisch“
Zwar sei Berlin selbst auf dem aktuellen Niveau noch günstig für eine europäische Hauptstadt, erklärt Felix Kusch von Immowelt. Dennoch sei der Preisanstieg der Mieten „um gut ein Viertel innerhalb weniger Monate dramatisch". Um den Trend zu stoppen, brauche es „dringend kompetente Konzepte, um langfristig das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wieder ins Lot zu bringen.“
Einer der Hauptgründe für den rasanten Anstieg der Mieten ist die hohe Nachfrage, die auf ein begrenztes Angebot trifft. Denn das von der Bundesregierung angesetzte Ziel von 400.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr wird meilenweit verfehlt. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland 293.393 Wohnungen fertiggestellt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Die Bauindustrie erwartet in den kommenden Jahren aufgrund gestiegener Baukosten einen weiteren Rückgang auf insgesamt 200.000 bis 250.000 neu gebaute Wohnungen. „Berlin benötigt zwingend die Erschließung neuer Quartiere für Wohnraum sowie Nachverdichtung", so Felix Kusch. "Zudem ist gezielte staatliche Förderung für private und gewerbliche Bauherren ein sinnvoller Anreiz."
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Treibt Ende des Mietendeckels die Preise nach oben?
Der sprunghafte Anstieg der Mieten könne auch ein saisonaler Effekt sein, dessen Dynamik sich im Verlauf des Jahres wieder abschwäche, so Immowelt. Auch Nachholeffekte aufgrund des gescheiterten Mietendeckels könnten eine Rolle spielen. So seien Wohnungen in den vergangenen Jahren günstiger vermietet worden, bei Neuvermietungen wird nun an der Preisschraube gedroht.
Sinkende Mieten sind aber vorerst nicht zu erwarten. Denn die Bevölkerung der Bundeshauptstadt wächst seit Jahren. Ende 2022 waren in Berlin laut Behördenangaben 3.850.809 Bewohner gemeldet. Das entspricht einem Plus von 140.000 Einwohnern innerhalb von 5 Jahren.
Nur München ist teurer als Berlin
Mit 12,55 Euro pro Quadratmeter liegt Berlin nun auf Platz 2 der teuersten Städte Deutschlands in Bezug auf Neuvermietungen. An der Spitze liegt München mit 17,39 Euro pro Quadratmeter. Allerdings beträgt der Preisanstieg in München seit November lediglich 4 Prozent, weil das Miet-Niveau schon zuvor sehr hoch war. In Hamburg (-1 Prozent) und Stuttgart (-3 ProzentI) gingen die Preise für Neuvermietungen sogar etwas zurück.
Berlin sorgte in der Immobilienwelt erst vor Kurzem für Schlagzeilen, weil in der Bundeshauptstadt erstmals mehr möblierte als unmöblierte Wohnungen angeboten wurden. Das treibt die Mietpreise zusätzlich nach oben. Die Hintergründe dazu erklären wir hier.