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Bernhard Wenger: „Anleger sollten sich je nach Marktsituation für Gold oder Silber entscheiden“

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DAS INVESTMENT.com: Was sollte man derzeit kaufen: Goldaktien oder doch lieber den Barren?

Wenger: Physisches Gold ist besser. Denn Goldminenaktien bieten nicht die gleichen Eigenschaften eines defensiven Investments wie das Edelmetall selbst. Ihre Korrelation zum Goldpreis ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. So sind beispielsweise die Gesamtkosten für die Minenbetreiber stark gestiegen. Die Unternehmen profitieren damit nicht in vollem Umfang von einem anziehenden Goldpreis.

Unser Untersuchung geht beispielsweise davon aus, dass die Produktionskosten für eine Unze Gold – inklusive aller Kosten für die Erschließung und der Kapitalkosten – bei rund 1.500 US-Dollar je Unze liegen. Die Erschließung neuer Goldminen ist daher für viele Anbieter wenig profitabel.   
DAS INVESTMENT.com: Wie sehen Sie Silber-Investments? Hat das Edelmetall derzeit Investitionsvorteile gegenüber Gold?

Wenger: Wichtig ist, Silber und Gold sind keine eineiigen Zwillinge, sondern haben deutlich unterschiedliche Eigenschaften. Anleger müssen sich daher je nach Anlageziel und Marktsituation bewusst zwischen den beiden Edelmetallen entscheiden. Silber ist eine Art Hybrid. Auf der einen Seite weist es aufgrund seiner historischen Verwendung als Währung eine starke Korrelation zu Gold auf.

So ist der Silberpreis in Phasen expansiver Geldpolitik mit Inflationsgefahr meist parallel zu Gold angestiegen. Gleichzeitig wird Silber jedoch intensiv industriell genutzt, insbesondere in der Elektronikindustrie. Der industrielle Anteil an der Silbernachfrage beträgt mehr als 50 Prozent, was den Silbermarkt spürbar von industriellen Zyklen abhängig macht. Aufgrund der konjunkturellen Schwankungen führt die industrielle Nutzung zu einer höheren Volatilität.  

DAS INVESTMENT.com: Was ist Ihrer Meinung nach das größte Vorurteil in Bezug auf Gold, das im breiten Markt besteht?

Wenger: Ich höre öfters, dass der Gold-Terminkontrakt-Markt größer als der physische Goldmarkt sei. Allerdings ist genau das Gegenteil der Fall. Zudem auch der Mythos, dass ausgewiesenes physisches Gold nicht tatsächlich vorhanden ist.

Bei unserem physischen Gold-Produkt zum Beispiel weiß der Investor genau, in welche Goldbarren der Emittent investiert ist und kann die Nummern einsehen. Ich selbst war auch schon bei einer Inspektion dabei, um Goldbarrennummern zu identifizieren und alles war da.

DAS INVESTMENT.com: Ihr liebster Gold-Gegenstand: Der Barren im Tresor, die Gold-Armbanduhr oder…?

Wenger: Als Investitionsinstrument der Barren im Tresor. Er bietet Investoren die höchstmögliche Sicherheit. Gleichzeitig lässt sich das physisch hinterlegte Gold mit unseren ETCs so einfach und flexibel wie eine Aktie handeln. Ansonsten finde ich Goldschmuck auch etwas Schönes.

DAS INVESTMENT.com: Was und wann war Ihre erste Begegnung mit einem Gold-Investment?

Wenger: Als kleines Kind, als ich von meiner Großmutter einen Golddukaten bekommen habe.


Teil 1 der Gold-Serie mit Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, lesen Sie hier.

Teil 2 mit Martin Siegel finden Sie hier.

In Teil 3 kommt der Edelmetall-Experte Eugen Weinstein von der Commerzbank zu Wort. Lesen Sie hier.

In Teil 4 haben wir den Goldspezialisten Ronald-Peter Stöferle aus Österreich zum Gespräch geben.

In Teil 5 befragen wir Hannes Zipfel von Solit Kapital. Lesen Sie hier.



Über den Interviewten:
Bernhard Wenger verantwortet bei ETF Securities die Geschäftsentwicklung in Deutschland, Österreich und Osteuropa. Seit 2011 betreut er in seiner Position als Head of Sales Investmentfonds- und Pensionsfonds-Manager, Versicherungen, Banken sowie unabhängige Finanzberater, Family Offices und Corporates.

Während seiner knapp 15 jährigen Kapitalmarktkarriere war er unter anderem bei BNP Paribas, Morgan Stanley und HSBC tätig, wo er die verschiedensten Positionen innehatte und unter anderem den Derivatebereich für institutionelle- und Privatkunden in Deutschland, Schweiz, Österreich sowie Osteuropa geleitet hat.


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