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Bert Flossbach Die Corona-Krise wird zum Qualitätstest

Bert Flossbach, Gründer und Vorstand von Flossbach von Storch: „Staatsanleihen, Konto- und Sparguthaben werden in der nun vor uns liegenden Ära der Finanzrepression langsam, aber sicher, ihre Kaufkraft verlieren.“
Bert Flossbach, Gründer und Vorstand von Flossbach von Storch: „Staatsanleihen, Konto- und Sparguthaben werden in der nun vor uns liegenden Ära der Finanzrepression langsam, aber sicher, ihre Kaufkraft verlieren.“ | Foto: Flossbach von Storch

Als wir vor zwanzig Jahren erstmals von einem Kunden mit der Strukturierung und Verwaltung eines großen Vermögens beauftragt wurden, spürten wir eine große Verantwortung, die weit über das hinausging, was wir bis dato mit dem Begriff Vermögensverwaltung verbunden hatten. Uns wurde klar, dass es hier nicht nur um das Managen eines Portfolios ging, mit dem banalen Ziel, einen Index zu übertreffen. Diese Aufgabe war – im wahrsten Sinne des Wortes – existentieller Natur.

Das Studium historisch einschneidender Phasen der Wirtschafts- und Börsengeschichte und der damit verbundenen Pleiten, Crashs und Pannen hatte uns geholfen, den eigenen Erfahrungsschatz, der soeben durch das Platzen des Technologiebooms erweitert wurde, zu bereichern. Insofern hatte die Erkenntnis, dass der erste Blick immer den Risiken gelten sollte, auch etwas Zeitgenössisches.

Nicht nur auf Risiken schauen

Wenn man aber nur auf die Risiken schaut, lässt sich kein Vermögen erhalten. Geschweige denn vermehren – schon gar nicht unter Berücksichtigung von Steuern und Inflation. Wenn man vor lauter Angst keinen Mut hat zu investieren, begibt man sich in eine gefährliche Sackgasse. An deren Ende kann sogar ein noch größerer Verlust stehen. Diese Erfahrung haben uns die Zeiten hoher Inflation gelehrt, als Millionen von Menschen den Wert ihrer Ersparnisse dahinschmelzen sahen. So wurde das Abwägen von Chancen und Risiken zu einem Mantra unserer Anlagephilosophie, das unsere Arbeitsweise bis heute prägt.

Fokus auf Qualität

So wie Menschen verfügen auch Vermögen (beziehungsweise Wertpapierportfolios) über ein Immunsystem, das ihnen Widerstandskraft gegen exogene Schocks, die aus heiterem Himmel kommen, verleiht. Was zeichnet ein gutes Immunsystem aus? Das Portfolio sollte klug diversifiziert sein, die einzelnen Titel sollten ein attraktives Verhältnis von Qualität und Wert aufweisen und liquide genug sein, um genügend Handlungsspielraum zu gewähren. Unter Qualität verstehen wir die Höhe und Sicherheit der zukünftigen Zahlungsströme und die Substanz (Solvenz) der Anlage. Der Wert bemisst, wie viel davon noch nicht im Preis enthalten ist.

Die Corona-Krise wird zum Qualitätstest

Die vergangenen Wochen waren für viele Anlagen ein extremer Qualitätstest. Selbst vermeintlich sichere Geschäftsmodelle wurden durch den Corona-Shutdown infrage gestellt, zahlreiche Dividendenausschüttungen, aber auch Mietzahlungen, wurden gestrichen. Eine Delle im Geschäftsverlauf der Unternehmen kann, einem unangenehmen Schnupfen ähnlich, temporärer Natur sein. Handelt es sich aber um dauerhafte Werteinbußen, die durch die Corona-Krise ausgelöst oder beschleunigt worden sind, so liegt der Vergleich mit einem schweren viralen Infekt nahe, der langfristige Folgen für die Gesundheit (beziehungsweise den Wert der Anlage) hat.

Wenn man also Aktien oder Anleihen von Unternehmen aus weniger resistenten Branchen wie Airlines, Banken, Touristik, Maschinenbau oder Stahlerzeugung im Portfolio hält, sollten diese aufgrund ihrer geringen Widerstandskraft gegen exogene Schocks eine entsprechend geringe Dosierung aufweisen. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für Immobilien oder Leasingobjekte solcher Mieter.

Ohne Solvenz geht es nicht

Die Bilanzqualität ist in einer tiefen Rezession von besonderer Bedeutung. Selbst Unternehmen mit einem langfristig intakten Geschäftsmodell droht bei zu hoher Schuldenlast das Aus oder eine Zwangsrekapitalisierung, die die Altaktionäre weitgehend enteignet. Auch Inhaber von Anleihen oder Schuldscheinen, die ausschließlich den Bonitätsnoten der einschlägigen Ratingagenturen vertrauen, könnten im Zuge der Corona-Krise noch Überraschungen erleben, die mit den Erfahrungen der Finanzkrise 2008/2009 vergleichbar sind.

Business as usual? Kurzfristig eher nicht

In den kommenden Monaten werden die Anleger noch zahlreiche Wechselbäder der Gefühle erleben, die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Krise wecken und Ängste vor einem weiteren Absturz schüren. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die Gemengelage schon in einigen Tagen oder Wochen auflöst und wir zu „Business as usual“ übergehen werden. Deshalb erscheint es uns sinnvoll, die im Februar aufgebauten Teilabsicherungen auf den Aktienmarkt in unseren Fonds noch eine Weile beizubehalten. Erneute Kursrückschläge werden wir nutzen, um Aktien von Unternehmen aufzustocken, die aufgrund eines guten Immunsystems nach der Krise wieder auf ihren Wachstumspfad zurückkehren können und schließlich besser dastehen als vorher. Dazu braucht man die nötige Flexibilität; unsere Kasse-Position ist üppig bemessen. Gold bleibt unsere Versicherung gegen die bekannten und unbekannten Risiken des Finanzsystems, die im Zuge der Corona-Krise (auch mit Blick auf die steigenden Staatsschulden und eine noch expansivere Geldpolitik) sicher nicht geringer geworden sind.

Langfristig investieren

Aktien und Anleihen von Unternehmen, die aufgrund eines stabilen Geschäftsmodells und einer soliden Bilanz stark genug sind, auch extreme Beeinträchtigungen des Wirtschaftslebens ohne nachhaltigen Schaden zu überstehen, mögen zwar temporäre Kursverluste erleiden. Nach der Krise kehren sie aber wieder auf ihr altes Niveau zurück. Natürlich kann es in Extremsituationen wie einem Shutdown zu einzelnen negativen Überraschungen kommen, die aber durch eine kluge Streuung der Anlagen ausgebügelt werden. Wer dagegen alle Eier in einen Korb legt – wie es etwa viele Immobilienanleger tun – kann sich nicht darauf berufen, einfach nur Pech gehabt zu haben. Das gleiche gilt für opake Anlageprodukte, deren Risiken geschickt kaschiert wurden und sich erst in einer Krise zeigen.

Die Zeit nach der Corona-Krise wird die geringe Widerstandskraft vieler bislang als sicher verstandener Anlagen offenbaren. Staatsanleihen, Konto- und Sparguthaben werden in der nun vor uns liegenden Ära der Finanzrepression langsam, aber sicher, ihre Kaufkraft verlieren. Es wäre daher verheerend, wenn Anleger die derzeitige Krise zum Anlass nähmen, sich endgültig von Substanzanlagen wie Aktien zu trennen und sich schutzlos dem Inflationsvirus auszusetzen. Eine Kombination aus kluger Diversifikation und qualitativ hochwertigen Anlagen ist langfristig – das ist zumindest unsere Überzeugung – die erfolgversprechendste Strategie.

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