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Bert Flossbach stellt sich Ihren Fragen: "Wir können unser Geld abschreiben"

Fondsmanager Bert Flossbach
Fondsmanager Bert Flossbach
Und es waren viele Fragen. Deshalb haben wir das Interview in drei Teile aufgespalten. Los geht es mit Fragen rund um den Zerfall und die Zukunft Europas und möglichen Auswirkungen auf Anlageprodukte und -politik von Flossbach von Storch. Den zweiten Teil finden Sie in einer Woche hier auf DAS INVESTMENT.com.

Leserfrage: Existiert der Euro Ende 2012 noch?

Bert Flossbach: Als Währung wird uns der Euro wohl erhalten bleiben; die große Frage ist nur, in welcher Zusammensetzung. Es wäre der griechischen Bevölkerung jedenfalls zu wünschen, dass in den Köpfen der Politiker endlich die Einsicht reift, dass Griechenland nur mit einer eigenen Währung wieder auf die Beine kommen kann.

Frage der Redaktion: Was würde der Austritt Griechenlands, der sogenannte Grexit, die verbleibenden Euro-Staaten und vor allem Deutschland kosten?

Flossbach: Durch die Rettungspakete, den Kauf griechischer Staatsanleihen durch die EZB sowie die geräuschlose Kreditgewährung über das Target2 System dürfte Griechenland inzwischen Hilfen von schätzungsweise mehr als 330 Milliarden Euro erhalten haben. Die deutsche Haftungssumme bewegt sich in einer Größenordnung von mehr als 90 Milliarden Euro.

Auch wenn die Politik etwas anderes behauptet, darf man sich keine Illusionen machen. Unabhängig davon, ob Griechenland im Euro bleibt oder ausscheidet, ist dieses Geld verloren. Griechenland wird die erhaltenen Hilfskredite nicht aus eigener Kraft zurückzahlen können. Mental können wir diese Forderungen deshalb schon einmal abschreiben.

Leserfrage: Wie entwickelt sich der Schweizer-Franken für den Fall eines Euro-Austritts der schwachen Euro-Länder, aber einem generellen Bestehen der Eurozone?

Flossbach: Der Ausstieg der schwachen Länder aus dem Euro würde in der Schweiz sicherlich mit großer Erleichterung aufgenommen werden. Eine verbesserte Homogenität der im Euro verbleibenden Länder sollte den Euro beflügeln und den derzeitigen Aufwertungsdruck vom Schweizer Franken nehmen. Die Schweizerische Nationalbank könnte ihre Interventionen am Devisenmarkt zurückfahren oder ganz einstellen. Perspektivisch halte ich auch die Teilnahme der Schweiz an einer Europäischen Währungsunion wirtschaftspolitisch gleich gesinnter Länder für gut möglich.

Bedeutet ein Ende des Euro auch ein Ende der Marktwirtschaft wie wir sie kennen? Bert Flossbachs Einschätzung hierzu finden Sie auf der kommenden Seite.
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