Berufsunfähigkeit: „Wir leisten in mehr als zwei Dritteln der Fälle“
DAS INVESTMENT.com: Warum ist es gerade für junge Menschen wichtig, sich gegen Berufsunfähigkeit (BU) zu schützen?
Olaf Hottinger: Das Risiko, nicht mehr arbeiten zu können, wird insbesondere von jungen Leuten erheblich unterschätzt. Die meisten denken: Was soll mir schon passieren? Fakt ist aber: Jeder dritte Arbeiter und jeder fünfte Angestellte muss laut Statistischem Bundesamt aus gesundheitlichen Gründen früher aufhören zu arbeiten. Nach unseren Auswertungen tritt die Berufsunfähigkeit im Schnitt mit 43,4 Jahren ein.
DAS INVESTMENT.com: Weshalb werden Jüngere vor allem berufunfähig?
Hottinger: Unter 40-Jährige können in erster Linie wegen Erkrankungen des Skeletts oder der Muskeln ihren Beruf nicht mehr ausüben. Stark angestiegen sind in den letzten Jahren auch die Fälle, bei denen psychische Störungen zur Berufsunfähigkeit führen. Wir haben außerdem festgestellt, dass bestimmte Lebensumstände einzelne Risikofaktoren verschärfen können. So laufen junge Leute in einem Flächenland stärker Gefahr, einen schweren Verkehrsunfall zu haben als Ältere, die in der Stadt wohnen.
DAS INVESTMENT.com: Was passiert dann?
Hottinger: Die Konsequenzen einer Berufsunfähigkeit sind in vielen Fällen enorme finanzielle Schwierigkeiten: Das Geld reicht weder für den Lebensunterhalt, noch reicht es dafür, sich etwa ein Auto oder eine eigene Wohnung zu kaufen. Vom Vermögensaufbau für das Alter ganz zu schweigen.
DAS INVESTMENT.com: Aber der Staat springt doch ein.
Hottinger: Es gibt zwar eine staatliche Unterstützung bei Berufsunfähigkeit, aber die Jüngeren haben dabei eindeutig das Nachsehen: Die Jahrgänge ab 1961 können sich darauf nicht mehr verlassen. Denn wer zwischen drei und sechs Stunden täglich arbeiten kann, bekommt nur eine schmale staatliche Leistung von derzeit durchschnittlich 750 Euro im Monat. Arbeitnehmer, die täglich noch mehr als sechs Stunden arbeiten können, bekommen gar nichts.