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Wo steht die BU-Versicherung zum Beginn des Jahres 2025

Die Arbeitskraftabsicherung dürfte auch im Jahr 2025 bei der Finanzberatung Bierl eine sehr große Rolle spielen. Mit meiner Erfahrung in den Beratungen und dem Austausch bei den Gesellschaften ergibt sich ein Trend, der sich dabei in diesem Jahr fortsetzen dürfte – der schon fast ruinöse Wettbewerb in der Berufsunfähigkeitsversicherung um günstigere zumindest bei attraktiven Berufsgruppen wie Ärzte, MINTler, Ingenieure oder Kammerberufler.
Preiswettbewerb – eine gefährliche Entwicklung
Auch wenn sich manche Kundengruppen über niedrigere Beiträge freuen dürfen, halte ich die Entwicklung für problematisch. Viele Versicherer sagen mir, zumeist hinter vorgehaltener Hand, dass die Margen immer geringer werden. Manche Unternehmen beziehungsweise deren Vorstände scheinen nach dem Prinzip zu agieren: „Die potenziellen Leistungsfälle treten erst in einigen Jahrzehnten auf, da bin ich dann weg.“
Das ist gefährlich, denn zu günstig kalkulierte Prämien schlagen sich anders als in anderen Sparten nicht sehr zeitnah in den Büchern nieder. Statistisch gesehen wird der 22-jährige Student erst etliche Jahre später berufsunfähig. Ich mache mir daher wirklich Sorgen um die Prämien, um eine auskömmliche Kalkulation.
Auch wenn der Zahlbeitrag in der BU-Versicherung natürlich nicht garantiert ist, muss verhindert werden, dass es zu kurzfristigen Sprüngen bei der Prämie kommt, wie vor einigen Jahren mit einer massiven Erhöhung des Nettobeitrags. Neben einer Reduzierung der Überschüsse kann in solchen Fällen auch der angesetzte Rotstift in der Leistungsfallbearbeitung die Folge sein. Hier würde der Versicherer das Grundvertrauen des Kunden aufs Spiel setzen, die in der BU-Versicherung von herausragender Bedeutung ist.
Eine frühzeitige Absicherung wird immer wichtiger
Bei dieser Entwicklung bleiben nach meiner Wahrnehmung vor allem Berufsgruppen, die eine Arbeitskraftabsicherung viel stärker benötigen würden, auf der Strecke: der Heizungsbauer, die Krankenschwester oder der Maurer. Sie können sich die BU-Versicherung kaum mehr leisten. Die Berufsgruppeneinstufung ist für sie zu teuer.
Aus diesem Grund ist es in meinen Augen auch so wichtig, sich frühzeitig um eine Absicherung zu kümmern – Stichwort Schüler-Berufsunfähigkeitsversicherung. Mittlerweile kann diese ab dem sechsten Jahr und mit der Einschulung abgeschlossen werden und man schlägt drei Fliegen mit einer Klappe:
- Der Gesundheitszustand ist meistens noch sehr gut und deshalb eine Absicherung noch möglich.
- Das Eintrittsalter wird eingefroren.
- Die Berufsgruppe kann nie schlechter ausfallen (bei guten Bedingungswerken auch nicht bei der Nachversicherung), sondern wird praktisch eingeloggt.
Chancen bei der Schüler-BU
Nach meiner Wahrnehmung sind Eltern gegenüber der Thematik einer frühzeitigen Absicherung sehr aufgeschlossen, kennen aber diese Möglichkeit so gut wie gar nicht. Hier liegt ein riesiges vertriebliches Potenzial für Vermittler. Ebenso erlebe ich immer häufiger Nachfragen nach einer Kinder-BU-Option, welche schon direkt bei Geburt gezogen werden kann und bei der man mit zehn Jahren dann in eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung praktisch ohne erneute Gesundheitsfragen wechseln könnte.
Rechnungszinserhöhung kurbelt „Höher, schneller, weiter“ an
Was die derzeitigen Trends angeht, ist weiter festzustellen, dass die BU-Versicherung, auch im Angesicht der Rechnungszinserhöhung, mächtig draufsattelt. Die Bedingungen werden noch kundenfreundlicher, die Ausgestaltungen (insbesondere Erhöhungsmöglichkeiten) werden immer besser.
Vor allem ist die sogenannte Karrieregarantie, bei der der Kunde bei Gehaltserhöhungen auch weiterhin erhöhen kann, obwohl die eigentliche Nachversicherungshöhe erreicht wurde, komplett am Markt angekommen. So führten zuletzt unter anderem die Baloise, Swiss Life, Stuttgarter oder Bayerische die Karrieregarantie ein. Weitere Anbieter verbesserten diese (Hannoversche, LV 1871, Nürnberger).
Zu viele Risikovoranfragen machen Versicherern unnötig viel Arbeit
Ein aktueller Trend sind die Schwierigkeiten beim Thema Risikovoranfrage. Für den Versicherer sind diese ein sehr teures Vehikel, denn nur bei um die fünf Prozent liegt die Umsetzungsquote von Voranfragen, die zu späteren Anträgen führen. Wirtschaftlich ist das ein Desaster, aber dennoch notwendig für den Vermittler. Nicht umsonst investieren Versicherer in eigene Prüfungstools (Alte Leipziger, LV 1871, Allianz, Gothaer, Canada Life) oder werben intensiv für die Dienstleistung von Franke & Bornberg.
Von daher auch mein Aufruf an die Kollegen, keine wahllosen Risikovoranfragen an 20 Versicherer zu stellen, sondern selektiv vorzugehen und sich bei der Auswahl zu beschränken, damit die Umsetzungsquote hoch bleibt. Es wird dann ein Geben und Nehmen.
Gesundheitsprüfung versperrt oft den Eintritt, aber es gibt Bewegung
Risikoprüfer sind quasi der Türöffner zur BU-Versicherung. Vorerkrankungen können die gewünschte Absicherung aber zunichtemachen oder zumindest stark einschränken. Mit zwei Punkten wollen die Versicherer derzeit gegensteuern:
Die Abfragezeiträume verkürzen sich derzeit teilweise, bei der Gothaer und der Canada Life werden zum Beispiel psychische Erkrankungen nur noch drei Jahre abgefragt. Generell öffnet sich der Markt etwas für die Thematik psychische Erkrankungen. Grundsätzlich ist das auf den ersten Blick eine begrüßenswerte Entwicklung. Wenn dadurch das Versichertenkollektiv aber aufgeweicht wird, ist dies in einem Markt mit vielfach unterkalkulierten BU-Tarife Fluch und Segen zugleich.
Konkrete Verweisung, Prävention – bisher kein echter Trend
Es gibt aber auch Entwicklungen, die nicht zum marktweiten Trend wurden: 2024 schlug der Verzicht auf die konkrete Verweisung des HDI für sämtliche Berufe quasi wie eine Bombe ein. Andere Versicherer reagierten ratlos und wussten nicht, wie sie damit umgehen sollen. Nachahmer gibt es bisher erst einen. Die Bayerische führte im Sommer-Update ebenso den Verzicht auf die konkrete Verweisung ein, wenngleich mit einem Preisschild von knapp 20 Prozent. Weitere Unternehmen, die dem Beispiel folgen, stelle ich bisher nicht fest.
Es ist unverkennbar, dass Versicherer händeringend versuchen, bessere Präventionslösungen anzubieten, denn der beste Kunde ist einer, der nicht berufsunfähig wird. Tatsächlich gibt es vom Antrag bis zum Leistungsfall in etlichen Jahrzehnten oft keinen wirklichen Kontakt mit dem Kunden (anders zum Beispiel als in der Privaten Krankenversicherung). Nach meiner Wahrnehmung gibt es bisher noch keine wirkliche bahnbrechende Lösung, die auch aktiv von Interessenten und Kunden nachgefragt und genutzt wird.
Mein Fazit
Die BU-Versicherung ist einer der wichtigsten Versicherungen, die man benötigt. Das sehen auch medien und Verbraucherschützer so. Es gibt hier keinen Gegenwind wie bei anderen Versicherungssparten, sondern Fahrtwind. Das sollten die Branche nutzen und die Kunden auf das Thema ansprechen, um so auch 2025 gemeinsam daran zu arbeiten, die Durchdringung der Arbeitskraftabsicherung zu steigern.
Einige Versicherer folgten meinem Appell, dass man bitte nicht zu kurzfristig denkt, nur bei einem Vergleichsportal auf Platz Eins als Testsieger aufzutauchen. Eine Diskussion über zu günstig kalkulierte Prämien haben wir schon in anderen Sparten.
Über den Autor:
Tobias Bierl wurde 1984 geboren. Als ausgebildeter Versicherungsfachmann und Finanzanlagenfachmann gründete er mit seinem Bruder 2008 Stefan die Finanzberatung Bierl in Walderbach in der Oberpfalz. Als einer der Geschäftsführer liegt sein Schwerpunkt im Bereich Biometrie / Berufsunfähigkeitsversicherung. Bierl gewann 2019 den OMGV Makler-Award für den besten Blog / Content auf der Homepage und 2021 für die besten Kundenbewertungen.