Berufsunfähigkeitsversicherungen „In Sachen Nachhaltigkeit erwarte ich von Versicherern mehr Fantasie“
„Die Qualität der BU-Tarife ist weitestgehend ausgereizt“, lautet das Fazit, das Michael Franke mit Blick auf die aktuellen Ratings Selbstständiger Berufsunfähigkeitsversicherungen (SBU) zieht. „Auch die Preisspirale lässt sich nicht beliebig weiterdrehen“, so der Chef der Ratingagentur Franke und Bornberg weiter. Daher richte sich der Blick vermehrt auf Kriterien jenseits von Bedingungen und Preis.
Hierzu zählten neben der Leistungsquote beispielsweise die Stabilität der Gesellschaften, die das Analysehaus ebenfalls aktuell untersucht hat. Zudem spiele nachhaltiger Konsum für Verbraucher eine immer wichtigere Rolle, erklärt Franke in seinem Ausblick. „Nachhaltige Kapitalanlage und das Vermeiden negativer Auswirkungen von Investments auf Nachhaltigkeitsfaktoren werden zunehmend zum Hygienefaktor.“
Doch für viele Versicherer gebe es hier noch viel zu tun: „In Sachen nachhaltigere Tarife erwarte ich von Versicherern jetzt mehr Fantasie. Einen Baum zu pflanzen, ist zwar eine gute Idee, aber kein belastbarer Beweis für nachhaltiges Handeln.“ Dabei gäbe es durchaus interessante Ansatzpunkte für nachhaltigere BU-Tarife, so Franke: „Prävention, also der Schutz vor Berufsunfähigkeit, ist immer nachhaltig.“
„Prävention rechnet sich für Versicherte ebenso wie für Versicherer. Das Gleiche gilt für intelligente Angebote zur Wiedereingliederung in das Berufsleben“, so Franke weiter. „Flexiblere Leistungen, also zum Beispiel je nach Bedarf Kapital und oder Rente, kommen dem Bedarf von Versicherten ebenfalls entgegen.“ Derzeit stehe Nachhaltigkeit wegen des geringen Angebotes allerdings lediglich auf der Warteliste für kommende Ratings.
Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung in Top-Form
Für seine jüngste Marktstudie hat die Ratingagentur aus Hannover in diesem Jahr 125 Tarife von 54 Gesellschaften mit insgesamt 759 Tarifvariationen untersucht. Es biete interessierten Verbrauchern zwar eine verlässliche Grundlage, um Qualität und Stabilität von privaten und betrieblichen SBU-Tarifen zu bewerten. Doch: „Welcher Tarif für die individuelle Lebenssituation am besten geeignet ist, zeigt erst eine qualifizierte Beratung.“
Rating Berufsunfähigkeit:
Hallo, Herr Kaiser!
Mit einem Anteil von 44,8 Prozent erhält fast jeder zweite Tarif die Top-Note FFF+ („hervorragend“). „Der BU-Schutz hat ein Top-Niveau erreicht. Nach mehr als 28 Jahren Qualitätswettbewerb ist die BU austrainiert“, kommentiert Franke. Weitere Fortschritte in der Qualität seien in der Spitzengruppe derzeit nicht zu erwarten. Deshalb konzentrierten sich viele BU-Versicherer vor allem auf Zielgruppen und deren spezifischen Bedarf.
Einen weiteren Hebel liefere der Preis, so Franke: „Für vermeintlich gute Berufsgruppen werden die Prämien immer günstiger. Doch ich bin skeptisch, ob die Rechnung aufgeht. Heute liegt die Bruttoprämie für einen Maschinenbauingenieur niedriger als 2015 – und das, obwohl der Garantiezins seitdem von 1,25 auf nur noch 0,25 Prozent gesunken ist.“ Der Preiswettbewerb verstärke die Gefahr einer Unterkalkulation.
Viele Top-Ratings auch für BU-Direktversicherungen
Franke und Bornberg hat in seinem aktuellen Rating auch selbstständige Direktversicherungen untersucht, mit denen Arbeitnehmer das Risiko Berufsunfähigkeit im kollektiv absichern können. Der Markt für diese Produkte ist vergleichsweise übersichtlich: Nicht einmal die Hälfte der BU-Versicherer bieten Lösungen zum BU-Schutz über den Arbeitgeber. Aktuell sind nur 26 Gesellschaften mit 36 Tarifen und insgesamt 45 Tarifvariationen am Start.
Rating betriebliche Berufsunfähigkeit:
Das Rating unterscheidet sich in Bewertungsaspekten, welche aufgrund gesetzlicher Vorgaben in der betrieblichen SBU nicht zulässig sind – zum Beispiel zusätzliche Kapitalleistungen. Allerdings ist die Leistungsdichte bei der BU über den Betrieb noch größer: 55,6 Prozent der Tarife erhalten die Top-Note FFF+ („hervorragend“). Kein einziger Tarif ist demnach nur „ausreichend“ oder schlechter bewertet.