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„Besser 19 Giftschlangen als nur ein einzelnes Krokodil“ Ausbleibende US-Zinserhöhung hat China stabilisiert

Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement
Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement
Am 25. August 2010 hatte ein Passagier des Fluges der kongolesischen Filair von Kinshasa nach Bandundu sein Haustier, ein kleines Krokodil, in einer Sporttasche dabei. Bei dem Flugzeug handelte es sich um ein renovierungsbedürftiges Modell tschechoslowakischer Bauart, welches für 19 Fluggäste ausgelegt war. Kurz nach dem Start entkam das Tier und versetzte die Stewardess in Panik, die sich laut schreiend in das Cockpit zu retten versuchte. Davon ließen sich die Mitreisenden anstecken und begaben sich ebenfalls auf die Flucht in das Cockpit. Das Flugzeug geriet dadurch aus der Balance und die Piloten, ein Engländer und der belgische Inhaber der Fluggesellschaft, verloren die Kontrolle. Bei dem Absturz der Maschine gab es nur zwei Überlebende, einen Passagier und das Krokodil.

Die Finanzmärkte sind unglaublich komplexe, von der neuesten Wissenschaft und Computertechnologie unterstützte Mechanismen zur Preisfindung in freien Märkten zum Wohl der Gesellschaft. Dem Laien ist es kaum zu erklären, welche tiefsinnigen Gedanken die Profis sich machen, wenn sie sich etwa so kluge Dinge wie „smart Beta“ oder „risk-parity“ oder „portable Alpha“ oder „constant volatility“ ausdenken, mit denen sie bei der Preisfindung noch besser werden, als sie es zuvor schon waren. Nur die Intelligentesten finden sich zurecht, wo Mathematik, Physik und Ökonomie auf einander treffen und ein ganz eigenes System bilden.

Die Welt des Flugverkehrs im Kongo hat normalerweise nicht viel zu tun mit den leise summenden Serverfarmen der modernen Börsen – bis plötzlich ein Krokodil gesichtet wird, denn dann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Bandundu und New York. In der Panik sind alle Menschen furchtbar gleich.

Krokodil Nummer 1

Das erste Krokodil, welches in diesem Sommer an den Finanzmärkten gesichtet wurde, kam aus China. Schon lange Zeit war bekannt, dass es in China eine Immobilienblase gibt, zu hohe Schulden (insbesondere bei den Gemeinden) und zu hohe Produktionskapazitäten auf Grund der Überinvestitionen der vergangenen Jahre. Dazu gesellten sich nun noch eine Aktienkursblase sowie die Gefahr einer massiven Kapitalflucht auf Grund einer ungeschickt eingeleiteten Abwertung der Währung. Als die Märkte realisierten, dass China ein echtes Problem hat und dass gerade unsere besten und größten Firmen (man denke an BMW oder BASF) einen guten Teil ihrer Waren mittlerweile in Südostasien verkaufen, gerieten die Märkte aus dem Gleichgewicht, denn alle Investoren wollten plötzlich auf der sicheren Seite des Marktes sein.

Ein Krokodil im Flugzeug kann zu einer unausgewogenen Verteilung der Passagiere führen, wie wir wissen. Was aber, wenn viele Tiere an Bord sind? Es gibt glaubhafte Berichte, wonach ein Flugpassagier, ebenfalls im Kongo, vor einigen Jahren versucht hat, mit 19 Giftschlangen an Bord eines Flugzeuges zu gehen.  Die hohe Zahl der Tiere hätte in diesem Fall vielleicht zu einer Panik geführt, bei der die Passagiere möglicherweise annähernd gleich verteilt und das Flugzeug stabil geblieben wäre. Man weiß es nicht.

>> Krokodil Nummer 2