LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 28.03.2023 - 14:43 Uhrin Asset AllocationLesedauer: 5 Minuten
Headphones
Artikel hören
TBF-Chef Peter Dreide
„Die Zinswende schafft einen richtigen Sweet Spot für Investoren!“
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt.

TBF-Chef Peter Dreide „Die Zinswende schafft einen richtigen Sweet Spot für Investoren!“

TBF-Chef Peter Dreide
TBF-Chef Peter Dreide: Außergewöhnliche Einstiegschance bei Anleihen | Foto: Marc Wittenborn

DAS INVESTMENT: Herr Dreide, Ihre Fondsboutique musste in den vergangenen zwei Jahren heftige Rückschläge hinnehmen, das verwaltete Vermögen schrumpfte von 1,8 auf 1,2 Milliarden Euro. Warum sind Sie zuversichtlich, das Tal der Tränen schon durchschritten zu haben?

Peter Dreide: Weil die Ursache dafür eindeutig hausgemacht war und wir diesen Fehler längst korrigieren konnten. So haben wir etwa 2021 in unser Fondsmanagement zu viel Meinung einfließen lassen und fälschlicherweise etwa darauf gesetzt, dass die Aktienkurse zu hoch liegen und deswegen bald fallen müssten. Das führte dazu, dass unsere Performance deutlich hinter dem Wettbewerb zurückblieb.

Heißt das, Sie haben den Himmelssturm der Technologie-Aktien versäumt?

Dreide: Ja, die Anleiheseite war tatsächlich kein Problem, die Aktien-Investments allerdings schon. Wir waren viel zu defensiv aufgestellt. Und wenn Sie glauben, dass ein Markt runterkommt, dann positionieren Sie sich möglichst sicher und kaufen defensive Titel. Das war leider eine komplette Fehleinschätzung. Nehmen Sie als Beispiel nur die Aktien von Telekommunikationsanbietern, die überhaupt nicht in Schwung kamen. Und zugleich entpuppte sich der Aktienmarkt als teflonbeschichtet, trotz aller Sorgen und hoher Bewertungen ging es dort nie mehr als 5 Prozent am Stück nach unten. Das war aber einzig den US-amerikanischen Börsengiganten wie Apple und Co. zu verdanken. Kleinere Tech-Titel wie etwa der kanadische E-Commerce-Software-Anbieter Shopify stürzten tatsächlich um 60 oder 80 Prozent ab.

 

 

Warum kann sich dieses Vorgehen bei Ihnen nicht wiederholen?

Dreide: Bereits im Oktober 2021 haben wir personell reagiert und sichergestellt, dass wir uns auf unsere Tugenden konzentrieren, aussichtsreiche und zugleich günstig bewertete Gesellschaften zu finden anstatt Wetten auf den Marktverlauf einzugehen. Seitdem kehren unsere Fonds zu alter Performance-Stärke zurück. Unsere Erfolgsgeschichte schmälert solch ein Rückschlag aber ohnehin nicht. Im Jahr 2015 hatten wir beispielsweise lediglich 450 Millionen Euro verwaltetes Vermögen.

Wie laufen Ihre Fondsstrategien denn seitdem?

Dreide: Unser Mischfonds-Flaggschiff TBF Special Income (ISIN: DE000A1JRQD1) weist auf Sicht von zwölf Monaten ein Plus von 2 Prozent auf, ein Top-Ergebnis in dem stürmischen Umfeld. Bei den Wettbewerbern mit ausgewogenen und auch flexiblen Portfolios steht im Schnitt jeweils ein Minus von rund 5 Prozent zu Buche. Unser defensiver Mischfonds TBF Global Income (DE000A1JUV78) schneidet mit minus 2,7 Prozent ebenfalls bemerkenswert gut ab, denn im Schnitt verloren Fonds dieses Typs 6,3 Prozent. Besonders deutlich zeigt unseren Fortschritt der TBF Global Value (DE0009781633), der günstig bewertete, aber zugleich solide aufgestellte Unternehmen sucht. Während internationale Aktienfonds im Schnitt nahezu 4,4 Prozent Verlust einstecken mussten, legte der Anteilspreis des TBF Global Value um 22,6 Prozent zu.

Diesen Fonds managen Sie selbst und lenken zugleich als Investment-Chef das gesamte Fondsmanagement von TBF. Wie können Sie das alles abdecken, derzeit bieten Sie allein im Retail-Bereich zwölf Fondsstrategien an?

Dreide: Weil es mir leichtfällt, Arbeit und Freizeit zu verbinden. Manchmal hilft auch geschicktes Organisieren. In wenigen Tage etwa fliege ich nach New York und nehme an einer großen Konferenz von Konsumgüter-Anbietern teil. Dort sind Unternehmen wie McDonald´s, Coca-Cola und Procter & Gamble mit ihren Vorstandschefs und Finanzvorständen vor Ort, außerdem reichlich Analysten der Konsumbranche. Wenn ich dort spannende Entwicklungen wahrnehme, kann ich direkt meine Kollegen bitten, die entsprechenden Unternehmen und ihre Vorhaben komplett zu durchleuchten.

Sie engagieren sich außerdem noch als Präsident des Fußballvereins 1. FC Rielasingen-Arlen?

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Ja, Fußball ist ebenfalls eine meiner großen Leidenschaften. Das Wirken dort ist aber reines Hobby und dient eher als Ausgleich zum Unternehmerdasein in der Fondsbranche. Was ich mir aber ebenfalls nur selten entgehen lassen will, sind die Stadionbesuche bei Eintracht Frankfurt.

Die TBF-Produktschmiede steht nicht still: Als jüngster Neuzugang bereichert mit dem TBF Fixed Income (DE000A3E3YP9) nun ein reiner Anleihefonds Ihre Produktpalette. Der Starttermin im Dezember 2022 ist kein Zufall, oder?

Dreide: Nein, im Gegenteil: Wenn nicht jetzt, wann dann, haben wir uns damals gefragt. Nachdem die Renditen der Anleihen rund um den Globus lange auf unattraktiven Niveaus stagnierten, gelang dem Fixed-Income-Markt 2022 ein regelrechter Neustart. Zusammen mit der aus unserer Sicht bevorstehenden De-Synchronisierung der Volkswirtschaften schafft der kräftige Rendite-Anstieg einen Sweet Spot für klassisches Rentenmanagement. Wir sind davon überzeugt, dass wir unseren Kunden ein langjährig erfolgreiches Investment anbieten können

Sie haben eigens für diese Anlagestrategie Ihr Rentenfonds-Management mit Roman Kostal verstärkt?

Dreide: Roman Kostal verfügt über mehr als ein Vierteljahrhundert Erfahrung als Portfoliomanager internationaler Anleihefonds und Mandate. Hinzu kommt seine große regionale Expertise in den Emerging Markets. Ebenso wie Guido Barthels gehört er meiner Meinung nach zu den besten Rentenmanagern in Deutschland. Wir sind stolz, ein solches Duo an Bord zu haben.

Wie schaut das Anlageuniversum des Fonds aus?

Dreide: Den Kern bilden Staatsanleihen mit Investmentgrade aus den OECD-Ländern, bis zu 10 Prozent des Portfolios können aber auch High-Yield-Titel ausmachen. Damit bekommen Anleger eine ebenso vielfältige wie liquide Ertragsquelle, die hinreichend diversifizierte Investments zulässt. Die Anlagestrategie basiert auf einer fundamentalen Top-down-Makroanalyse. Unser Ziel ist es, bei überschaubarem Risiko – Rating im Schnitt A+ – eine vorzeigbare Rendite von mehr als 4 Prozent zu erzielen. Die Zinssensitivität, die sogenannte modifizierte Duration, liegt bei 2,5.

 

Über den Interviewten:

Peter Dreide ist Gründer, Geschäftsführer und Investmentchef von TBF Asset Management. Dreide managt unter anderem den Aktienfonds TBF Global Value sowie den Energieinfrastrukturfonds TBF Smart Power.

 

 

 

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion