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Aktualisiert am 09.12.2019 - 09:28 Uhrin Tipps & RatgeberLesedauer: 7 Minuten

Bestände verzweifelt gesucht Wo Kundenbestände und übernahmewillige Unternehmen zu finden sind

Finanz- und Versicherungskunden sind ein gefragtes Gut.
Finanz- und Versicherungskunden sind ein gefragtes Gut. | Foto: BSGStudio

Bei Ecoblue hatte man eine besondere Idee. Der Finanzdienstleister aus München versandte seine Anfrage einfach per Post an alle im Raum München und Oberbayern ansässigen Vermögensverwalter: Ob man sich nicht zusammenschließen wolle, um gemeinsam den regulatorischen Anforderungen besser begegnen zu können. Ziel der Münchner ist, das eigene Unternehmen zu vergrößern. „Langfristig möchten wir gern in allen deutschen Ballungsregionen ein Büro eröffnen“, sagt Gert Pfannenstiel, bei Ecoblue mit dem Thema Übernahmen betraut. Dafür würden sich die Münchner, die im Finanzbereich zurzeit noch mit einer Lizenz nach Paragraf 34f Gewerbeordnung (GewO) tätig sind, gern mit dem Inhaber einer Lizenz nach Paragraf 32 Kreditwesengesetz (KWG) oder auch einem anderen 34f-Vermittler zusammentun. Auch an Versicherungsbeständen ist man bei Ecoblue interessiert, denn dieser Bereich soll ebenfalls wachsen.

Die Reaktionen auf das Rundschreiben? Fielen recht gemischt aus, erinnert sich Pfannenstiel: „Einige Vermögensverwalter, die wir angeschrieben haben, zeigten sich pikiert. Anderen gefiel die Idee, sich zusammenzusetzen.“ Es seien mehrere vielversprechende Kontakte zustande gekommen. Ein bereits konkretes Projekt habe sich allerdings wieder zerschlagen, verrät Pfannenstiel.

Der Plan von Ecoblue ist in der deutschen Finanzdienstleistungsbranche kein exotischer. Für eine ganze Reihe von Unternehmen ist er vielmehr hochaktuell. Denn vielerorts hält man derzeit Ausschau nach Wettbewerbern, um das Unternehmenswachstum durch Zukäufe von außen zu befeuern. Die Zeit dafür scheint günstig zu sein. Unter 34f-Beratern zum Beispiel liegt der Altersschnitt bei deutlich mehr als 50 Jahren, weiß der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW. Viele Finanzdienstleister nähern sich aktuell dem Rentenalter. Aber auch organisatorische und regulatorische Hürden lassen Marktteilnehmer derzeit ans Aufhören denken.

Markus Köppl, MK Anlegergesellschaft
Foto: MK Anlegergesellschaft

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Beim Thema Bestandsübertragungen gibt es allerdings ein klares Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Das liegt einerseits daran, dass sich potenzielle Verkäufer nicht gern zu erkennen geben, um die eigenen Kunden im Vorfeld nicht zu verschrecken. Andererseits ist das Kaufinteresse aktuell auch besonders groß. „Auf etwa 20 Käufer kommt ein Verkäufer“, nennt Markus Köppl als Anhaltswert.

Köppl betreibt die Internetplattform Anleger24.de. Sie gehört zum B2B-Beratungsunternehmen MK Anlegergesellschaft. Anleger24.de startete zum 1. Juli 2018. „Ich habe schon vor acht Jahren vermutet, dass in spätestens drei Jahren die große Übernahmewelle unter Finanzdienstleistern kommt“, sagt Köppl. Die Entwicklung sei zwar zögerlicher verlaufen als vermutet, vor allem unter Vermögensverwaltern. Der Druck auf die Marktteilnehmer erhöhe sich aber zunehmend. Einerseits erlegt die europäische Finanzmarktrichtlinie Mifid II den von der Finanzaufsicht Bafin regulierten Häusern seit Anfang 2018 strengere Regeln auf. Andererseits sollen nach Plan der Bundesregierung bald auch Finanzanlagenvermittler (Paragraf 34f GewO) und Honorar-Finanzanlagenberater (34h GewO) unter Bafin-Aufsicht kommen. Das könnte den Vermittlermarkt weiter ausdünnen.

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