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Aktualisiert am in VersicherungenLesedauer: 8 Minuten
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Seit sechs Jahren ist Walter Riester nicht mehr Bundesarbeitsminister – und doch hat er stets die aktuellen Abschlusszahlen der nach ihm benannten Riester-Rente parat. „Ich freue mich darüber, dass immer mehr Menschen die Möglichkeit nutzen, geförderte Rücklagen für ihr Alter zu bilden“, erklärt der 65-jährige sein großes Interesse. Der Ex-Minister kann stolz sein auf das wichtigste Ergebnis seiner vierjährigen Amtszeit: Nach schleppendem Start im Jahr 2002 hat sich das Riestern zum Trend entwickelt. In den sechseinhalb Jahren haben 11,5 Millionen Bundesbürger einen Riester-Vertrag abgeschlossen. 8,9 Millionen wählten dabei eine Versicherung, 2,1 Millionen einen Fonds- und 500.000 einen Banksparplan. Hohe Zulagen und Steuervorteile „Wer seinen Lebensstandard sichern will, wer Altersarmut vermeiden will, kommt an zusätzlicher Vorsorge für das Alter nicht vorbei“, nennt der Vorstandsvorsitzende der Allianz Leben, Maximilian Zimmerer, einen wichtigen Grund für den Erfolg der Riester-Rente. Deren staatliche Förderung in der Ansparphase erleichtert es, die dafür nötigen Mittel aufzubringen. Häufig müssen die Riester- Sparer nur rund die Hälfte des Beitrags aus eigener Tasche beisteuern. Den Rest übernimmt Vater Staat über Zulagen und Steuervorteile. Das Konzept überzeugt die Deutschen. „Die Riester-Rente erlebt einen Boom“, beobachtet Stefan Seip, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI). „Die Zahlen schnellen seit Monaten nach oben.“ Allein seit Anfang 2007 kamen 3,5 Millionen Verträge neu hinzu – und dies in einem Marktumfeld, das sowohl für die Versicherungs- als auch für die Fondsbranche eher ungünstig war. Und die Erfolgsgeschichte dürfte sich fortsetzen. „Derzeit hat immer noch nur ein Drittel der Förderberechtigten einen Riester-Vertrag abgeschlossen“, gibt BVIChef Seip zu bedenken. Hinzu kommt, dass mehrere Verbesserungen die Riester- Rente seit diesem Jahr noch attraktiver machen: • Für jedes ab 2008 geborene Kind gibt es eine Kinderzulage von 300 Euro im Jahr. Bisher waren es nur 185 Euro. Die Kinderzulage wird so lange gezahlt, wie es Kindergeld gibt, derzeit also bis zu 25 Jahre. Insgesamt zahlt der Staat so bis zu 7.500 Euro pro Kind in den Riester- Vertrag der Mutter ein (wahlweise auch in den Vertrag des Vaters). • Wer nach dem 1. Januar 1983 geboren wurde, erhält 2008 einen Bonus von 200 Euro, wenn er bereits einen Riester-Vertrag abgeschlossen hat oder ihn noch bis zum Jahresende abschließt. Den Berufseinsteigerbonus gibt es auch in den kommenden Jahren, allerdings nur für neue Riester-Sparer, die zu Beginn des jeweiligen Jahres ihr 25. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. • Seit diesem Jahr besteht auch bei einer vollständigen Erwerbsminderung oder bei einer Dienstunfähigkeit ein Anspruch auf die Riester- Förderung. Der Vertrag lässt sich daher auch in solchen Fällen mit Unterstützung des Staats fortführen. • Die Einbeziehung eines Eigenheims in die Riester-Rente wurde deutlich verbessert. Seit diesem Jahr können Hypothekentilgungen, Bausparprodukte und Wohnungsgenossenschaftsanteile unter bestimmten Bedingungen von der Riester-Förderung profitieren. Außerdem kann ein angespartes Guthaben aus einem bereits bestehenden Riester-Vertrag besser als bisher in eine Baufinanzierung eingebracht werden. Eigenkapital für den Hauskauf Vorteil: Das entnommene Kapital muss nicht mehr bis zum Beginn des Ruhestands zurückgeführt werden. Dadurch stellt es jetzt echtes Eigenkapital dar, das den Schuldendienst verringert und die Häuslebauer entlastet. Weil bei vollständiger Entnahme des Guthabens kein Kapital für eine Leistung im Ruhestand zur Verfügung steht, wird die bei der Riester-Rente übliche Besteuerung im Ruhestand über eine Ersatzregelung vorgenommen: Das sogenannte Wohnförderkonto. Die vorgesehene Besteuerung ist vergleichsweise günstig ausgestaltet: Das Wohnförderkonto erfasst die entnommenen Beträge und verzinst diese bis zum Ruhestand fiktiv mit 2 Prozent im Jahr. Im Ruhestand muss dann der aufgelaufene Betrag entweder jährlich versteuert werden (gleichmäßig verteilt auf die Zeit bis zum Erreichen des 85. Geburtstags) oder einmalig zu Beginn des Ruhestands, dafür dann mit Abschlag von 30 Prozent. Im Ergebnis kommen die Riester-Sparer so unschlagbar günstig zu Eigenkapital für ihr Eigenheim oder die selbst genutzte Eigentumswohnung. Ein Beispiel: Ein Uni-Absolvent findet mit 25 Jahren seine erste Anstellung und fängt mit dem Riestern an. Er zahlt jährlich den Höchstbeitrag von 2.100 Euro ein, heiratet mit 33 Jahren und will mit 37 Jahren ein Haus bauen, weil der Nachwuchs da ist. Die gesamten Einzahlungen in seinen Riester- Vertrag addieren sich auf 25.200 Euro. Inklusive eines angenommenen Wertzuwachses von 6 Prozent in seinem Riester- Fondssparplan kommt er auf ein Guthaben von rund 33.500 Euro nach Kosten. Aus eigenen Mitteln musste er dafür jedoch nur rund 15.600 Euro einsetzen (bei einer Förderquote von durchschnittlich 38 Prozent). Das ist weniger als die Hälfte des aufgebauten Kapitals. Benötigt der Bauherr insgesamt 100.000 Euro Eigenkapital, hat er durch die 33.500 Euro aus dem Riester-Vertrag bereits ein Drittel zusammen. Außerdem muss er auf diesen Betrag keine Hypothekenzinsen zahlen. Beim Effektivzins von 5 Prozent spart er so auf 30 Jahre gerechnet Darlehenszinsen in Höhe von rund 50.000 Euro. Vorteile für Immobilienkäufer Die anfallenden Kosten dafür sind gering. Das Wohnförderkonto steigt in den 30 Jahren bis zum Beginn des Ruhestands mit 67 Jahren von den entnommenen 33.500 Euro auf rund 61.000 Euro. Verteilt auf die 18 Jahre bis zum 85. Geburtstag müssen so nur knapp 3.400 Euro im Jahr versteuert werden. Selbst beim durchschnittlichen Steuersatz von 30 Prozent im Ruhestand fallen so nur gut 1.000 Euro Steuern im Jahr an. Insgesamt summiert sich die Zusatzbelastung im Ruhestand durch die Riester-Steuer auf weniger als 20.000 Euro – also nicht einmal die Hälfte der eingesparten Darlehenszinsen. Der Zinseszinseffekt über mehrere Jahrzehnte ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Dies zeigt, dass die neue Eigenheim-Option beim Riestern für Häuslebauer sehr vorteilhaft sein kann. Natürlich reicht das Riestern allein nicht für ein Eigenheim aus. Die durch die Riester-Zulagen und -Steuervorteile eingesparten Mittel müssen zusätzlich in Fonds oder ähnliche flexible Anlagen investiert werden, um weiteres Eigenkapital aufzubauen. Auch darf parallel zum Entschulden der Immobilie die private Vorsorge nicht vernachlässigt werden – unter anderem, um im Ruhestand die Riester-Steuern bezahlen zu können. Liquidität für Zusatzvorsorge Aber auch dabei hilft das Riestern. Nutzt der Bauherr ab Einzug ins Eigenheim die neue Tilgungsförderung der Riester-Rente, ergibt sich dabei schnell ein Liquiditätsvorteil von zum Beispiel 900 Euro im Jahr. Dieser kann in eine zusätzliche private Vorsorge über Fonds fließen. Noch attraktiver könnte das Weitersparen im Riester-Fondssparplan sein, wenn die verfügbaren Mittel ausreichen: Da die Kapitalerträge und die Kursgewinne vor der Abgeltungsteuer geschützt sind, lässt sich mit der jährlichen Höchsteinzahlung in den verbleibenden 30 Jahren ein kleines Vermögen von rund 130.000 Euro aufbauen (bei einer durchschnittlichen Rendite von 5 Prozent im Jahr). Der eigene Aufwand dafür beträgt in diesem Beispiel nur etwa 1.200 Euro im Jahr, also rund 100 Euro im Monat. Das aufgebaute Riester-Guthaben würde bei einem Fondssparplan für eine durchschnittliche Auszahlung nach Steuern von ungefähr 500 Euro im Monat reichen (ohne Dynamik, angenommene Rendite in der Auszahlphase: 4 Prozent). Ab dem 85. Lebensjahr setzen dann die Leistungen einer privaten Rentenversicherung ein. Diese schließt der Anbieter der Riester- Fondssparpläne für seine Kunden zu Beginn der Auszahlungsphase ein, damit eine lebenslange Leistung gesichert ist. Das Riestern hätte sich in diesem Fall wirklich gelohnt. Neben dem Schutz des Wertzuwachses vor der Abgeltungssteuer und der verbesserten Entnahmeoption für das Eigenheim bietet die staatlich geförderte Altersvorsorge zahlreiche weitere Vorteile: • Sie ist Hartz-IV- und insolvenzfest. • Die Anbieter müssen garantieren, dass zu Beginn des Ruhestands mindestens die eingezahlten Beiträge inklusive staatlicher Förderung zur Verfügung stehen. • Zu Beginn des Ruhestands dürfen Anleger bis zu 30 Prozent des Vermögens entnehmen, sofern dies in den Bedingungen des Produkts vorgesehen ist. • Liegt der Beitrag unter der Maximalhöhe von 2.100 Euro, können die Riester- Sparer ihn aufstocken. Bei hohem Grenzsteuersatz kann dies zusätzliche Steuervorteile bringen – schließlich lässt sich der Beitrag als Sonderausgabe in der Steuererklärung absetzen. Sofern der Steuervorteil höher ist als die gewährten Zulagen, zahlt das Finanzamt die Differenz aus. • Bei finanziellen Engpässen können Anleger die Beiträge verringern oder sogar ganz aussetzen – allerdings nur unter anteiligem Verlust der Förderung. • Eine Kündigung ist grundsätzlich möglich. Dann erhält der Sparer das Guthaben abzüglich Zulagen und Steuervorteilen zurück. Den erzielten Wertzuwachs muss er versteuern. • Bei Tod in der Ansparphase kann das Vermögen auf den Ehepartner übertragen werden, wenn dieser es in einen eigenen Riester-Vertrag einzahlt. Andere Erben erhalten das Guthaben abzüglich der gewährten Förderung und müssen den Wertzuwachs versteuern. • Ähnliches gilt bei den Riester-Fonds- Sparplänen auch in der Auszahlphase bis zum 85. Geburtstag. • Bei einem Ruhestand im Ausland mindern sich die Leistungen nur um 15 Prozent. Dies soll die fehlende Besteuerung in Deutschland ausgleichen. Bei einer guten Vorsorge dürfte der persönliche Grenzsteuersatz in der Regel oberhalb der 15 Prozent liegen. Nur in wenigen Fällen sprechen Argumente gegen das Riestern. Wer sich selbstständig machen möchte, wird vermutlich eine freie und ungebundene Altersvorsorge – zum Beispiel über einen klassischen Fondssparplan – vorziehen. So kann er das angesparte Geld für die Existenzgründung verwenden. Auch sind in manchen Fällen die Förderquoten vergleichsweise niedrig. Davon betroffen sind zum Beispiel Singles im mittleren Einkommensbereich sowie Familien ohne Nachwuchs oder mit älteren Kindern, bei denen die Kinderzulage nicht mehr lange genug fließt. Ist dann bereits ein hoher Steuersatz im Ruhestand abzusehen – zum Beispiel durch ein großes, noch ausstehendes Erbe – kann das Riestern zu einem schlechten Geschäft werden. Hybridlösung kappt Rendite Ein fortgeschrittenes Alter ist dagegen nicht grundsätzlich ein Argument gegen einen Abschluss. Zwar sehen viele Versicherer und Fondsanbieter ein Höchstalter für ihre Riester-Produkte vor, um die Beitragsgarantie sicherstellen zu können. Das maximale Einstiegsalter liegt meistens zwischen dem 50. und dem 55. Lebensjahr. Doch gibt es mittelerweile auch Banksparpläne als Riester-Produkte am Markt, die ohne eine solche Altersbegrenzung auskommen. Neben Banksparplänen für ältere Riester- Einsteiger sind besonders die klassischen Riester-Policen und die reinen Riester- Fondssparpläne sinnvoll. Riester-Fondspolicen sind dagegen meist Hybridprodukte: Sie investieren einen Teil der Beiträge klassisch in den Deckungsstock des Versicherers, um die Beitragsgarantie sicherzustellen. Für die Fondsanlage bleibt somit vergleichsweise wenig Geld übrig. Einige Hybridpolicen investieren auch nur die Überschussbeteiligung aus der klassischen Anlage in Fonds. Auch haben Hybridpolicen mit Fonds, die eine Höchststandssicherung anbieten, keine Alleinstellung mehr: Inzwischen offeriert die DWS mit der Riester-Rente Premium eine solche Option für eine – allerdings einmalige – Sicherung des Höchststands ab dem 55. Lebensjahr. Wünscht der Riester- Sparer in erster Linie Sicherheit, wird er in der Regel eine klassische Riester-Versicherung wählen. In der Tabelle unten sind die Policen genannt, die vom Rating-Haus Franke & Bornberg die Bestbewertung im Produkt-Rating „Aktiv“ und „Komfort“ erhalten haben. Riester- Fondssparpläne unterzog DAS INVESTMENT Special einer Analyse. Zu den Top-Produkten zählt die UniProfiRente der Union Investment. Sie ist mit 1,6 Millionen Verträgen Marktführer unter den Riester- Fondsparplänen. Das Konzept der Uni- ProfiRente besteht darin, anfangs möglichst zu 100 Prozent Aktien zu halten. Mit Netz und doppeltem Boden Die Garantie stellt die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken über ein Sicherheitsnetz dar, das sie für jedes Depot einrichtet: Werden Schwellenwerte erreicht, schichtet Union vom internationalen Aktienfonds UniGlobal in den Anleihenfonds UniEuroRenta um. Bisher ist dieses offensive Konzept trotz der massiven Kursverluste an den Aktienmärkten seit Mitte 2007 aufgegangen. „Ende Juli 2008 waren noch immer 94 Prozent der Verträge vollständig in den Aktienfonds investiert“, berichtet Union-Vorstand Hans Joachim Reinke. Außerdem hängte der UniGlobal die meisten aktienreichen Riester-Fonds der anderen Anbieter ab. Nur die Deutsche- Bank-Tochter DWS konnte mithalten und die Union zum Teil übertreffen. Deutschlands Investmentfonds-Primus bietet mit der DWS Riester-Rente Premium mittlerweile sogar sein zweites Riester-Produkt an. Hier werden die Abschlusskosten bei diesem Produkt ähnlich wie bei Versicherungen bereits zu Beginn der Ansparphase fällig. Konsequenz ist, dass die Wertentwicklung des Fonds zu Beginn entsprechend ausgebremst wird. Was heißt: Derjenige, der das Riester-Guthaben für eine Baufinanzierung einsetzen will, sollte das berücksichtigen. 
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