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Bevölkerungswachstum Zuwanderer füllen die Sozialversicherungskassen

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Deutschlands Wirtschaft

Was das Wirtschaftswachstum betrifft, sind die oft beklagten negativen Auswirkungen der Demographie zumindest derzeit nicht zu erkennen. Die Konjunktur wird durch die Bevölkerungsentwicklung nicht beeinträchtigt. Sie bekommt vielmehr zusätzliche Impulse.

Im vergangenen Jahr war die Bevölkerung der wichtigste Wachstumstreiber. Sie erhöhte sich um 0,3 Prozent, das Sozialprodukt um 0,4 Prozent. Das gilt insgesamt gesehen auch für den Arbeitsmarkt. Es gibt – noch – keine Knappheit an Arbeitskräften, weil immer mehr dazu kommen. Allerdings muss man hier natürlich das unterschiedliche Qualifikationsniveau berücksichtigen.

Das, was von den Unternehmen gebraucht wird und das, was von den Zuwanderern angeboten wird, fällt nicht zwangsläufig zusammen. Vor allem der Facharbeitermangel kann nicht oder jedenfalls nicht zum größten Teil durch Migranten behoben werden. Die großen Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Sozialversicherung, die sich aus der Demographie ergeben sollten, sind derzeit ebenfalls nicht da.

Die Große Koalition kann ihre finanziellen Versprechen bei der "Rente mit 63" und der erweiterten Mütterrente realisieren, ohne dazu die Beiträge oder die Steuern zu erhöhen. Damit hatte niemand gerechnet. Das lag daran, dass wir den Zuwachs der Bevölkerung nicht im Kopf hatten.

Auf Dauer ist das aber nur durchhaltbar, wenn die Zuwanderung hoch bleibt. Wenn immer mehr Beitragszahler aus dem Ausland dazu kommen, dann hat die Sozialversicherung genügend Geld, um die bestehenden Leistungen zu bezahlen und auch neue Leistungen zu beschließen.

Das ist aber nur das bekannte "Ponzi-System", benannt nach dem italienischen Anlagebetrüger Charles Ponzi vor 100 Jahren. Er bezahlte damals die Zinsen auf die von ihm ausgegebenen Schuldverschreibungen aus den Mittelzuflüssen neuer Kunden. Das funktionierte aber nur so lange, wie es immer wieder neue Zuflüsse gab.

In dem Augenblick, in dem der Zufluss stagniert beziehungsweise zurückgeht, kommt das System in die Bredouille. Charles Ponzi ging damals pleite. Die Sozialversicherung wird die Beiträge erhöhen müssen oder braucht Steuerzuschüsse. Das hat Konsequenzen für die Politik.

Sicher ist nichts dagegen zu sagen, die Finanzierung der Sozialversicherung auch auf den Beiträgen der Zuwanderer zu basieren. Man darf aber nicht gleichzeitig die hohe Zahl der Zuwanderer kritisieren und versuchen, die Migration einzudämmen, wie das in manchen Kreisen derzeit getan wird.
Beides widerspricht sich.

Entweder man akzeptiert die Zuwanderung. Dann hat die Sozialversicherung Geld. Oder man akzeptiert sie nicht. Dann müssen aber auch die Leistungen eingeschränkt werden. Ich habe das Gefühl, dass das in der deutschen Politik nicht immer ganz verstanden wird.

Im Englischen sagt man: You can't have the cake and eat it – Man kann sich nicht über den Kuchen freuen und ihn gleichzeitig essen.

Für den Anleger


Verschieben Sie die Sorgen über die Belastungen, die von der Demographie für die Kapitalmärkte ausgehen. Sie sind derzeit noch nicht gerechtfertigt. Es gibt noch keine demographisch bedingte Knappheit an Anlagemitteln.

Das kann und wird sich aber ändern, wenn die Zuwanderung eines Tages geringer wird. Verschieben Sie jedoch in keinem Fall die eigene Altersvorsorge im Vertrauen auf anhaltend großzügige Rentenversprechungen der Sozialpolitiker.

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