22 Fragen an Michael Lienhard „Biete nie Revanche, ohne die Gründe für eine Niederlage zu kennen“
1. Ihre erste prägende Erfahrung zum Thema Geld?
Wie ich als circa 8- bis 10-Jähriger für ein Entgelt von ein paar Rappen Zigaretten-Päckchen für Bauarbeiter kaufen gegangen bin
2. Wären Sie nicht Fondsmanager geworden, wären Sie heute …
Autor oder Schachspieler
3. Haben Sie ein berufliches Vorbild?
Ja, meinen Großvater. Er hat als Pionier vor Jahrzehnten Teile der tibetischen Medizin nach Europa gebracht. Seine Weitsicht und die Fähigkeit, Rationalität mit Spiritualität zu vereinen, beeindrucken mich noch heute
4. Welche andere Persönlichkeit imponiert Ihnen?
Die Leute, die mir imponieren, kenne ich nicht per Namen. Ich weiß auch nicht, wie sie aussehen. Sie tun Gutes und bringen uns weiter, ohne dass man sie sieht. Ich sehe dabei durchaus auch Parallelen zum betrieblichen Alltag in Unternehmen
5. Welches Buch sollte jeder Fondsmanager gelesen haben?
„Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon
6. Wie motivieren Sie sich, wenn Sie mit Ihrem Fonds einmal hinter der Konkurrenz zurückbleiben?
Es ist ähnlich wie im Schachspiel: Nie nach einem verlorenen Spiel einem Konkurrenten eine Revanche anbieten, ohne haargenau zu wissen, was die Gründe für das Hintertreffen sind. Das Herausfinden der genauen Gründe ist ein gefühlter Sieg, der motiviert und auf dem sich aufbauen lässt
1.200% Rendite in 20 Jahren?
7. Und die Belohnung, wenn Sie alle anderen abgehängt haben?
Es gibt immer einen Besseren, insofern geht es nicht darum, alle anderen abzuhängen. Vielmehr geht es darum, den Investoren Konsistenz, Transparenz und gut erklärbare Performance-Zahlen zu liefern. Dies wird in der Regel von den Investoren belohnt
8. Ihr bislang schönstes Erlebnis als Fondsmanager?
Die Auflegung des UI Cape Credit und die relative schnelle Erkenntnis, dass die Strategie im Markt gut ankommt, habe ich wie viele andere Momente in bester Erinnerung. Weiter ermöglicht es die OTC-Struktur des Anleihemarktes, persönliche Beziehungen mit den Gegenparteien zu pflegen und davon zu profitieren – was sich besonders in Krisenzeiten bezahlbar macht
9. Welchem verpassten Investment trauern Sie noch heute nach?
Ich verpasse jeden Tag sinnvolle Investments; Ranglisten wären da unrealistisch
10. Worüber haben Sie sich in jüngster Zeit so richtig geärgert?
Über den wahrscheinlichen Fakt, dass wir Europäer auf politisch sehr korrekte Art und Weise irrelevant sind
11. Und wem würden Sie gern einmal gehörig die Meinung sagen?
Ich verspüre kein Bedürfnis, meine Meinung „gehörig“ zu äußern. Aber ein paar Fragen hätte ich