

Map-Report Bilanzrating PKV: Alte Oldenburger nicht zu schlagen

Zum vierten Mal hat das Analysehaus Franke & Bornberg (F&B) ein Bilanzrating für die Private Krankenversicherung vorgelegt. Der Map-Report 930 analysiert und bewertet ausgesuchte Bilanzkennzahlen von 30 Gesellschaften dieser Sparte für die Jahre 2018 bis 2022. Als Kombination aus Bilanzrating und -analyse soll damit auch ein Überblick zu aktuellen Entwicklungen in PKV geliefert werden.
Steigende Versicherungspflichtgrenze Dauerproblem für die Vollversicherung
Zunächst: Wie sehen die Analysten den PKV-Markt? Grundsätzlich falle es der Branche weiterhin schwer, den natürlichen Bestandsabrieb zu kompensieren. Die Vollversicherung verlor 2022 12.973 Versicherte im Vergleich zum Vorjahr. Das ist ein Minus von 0,15 Prozent. Daten zur Krankenzusatzversicherung, die in den vergangenen Jahren Wachstumstreiber der Branche war, liefert der Report nicht.
Ein Grund für die auch langfristig in diesem Bereich zurückgehenden Zahlen sei die immer weiter steigende Versicherungspflichtgrenze. Sie erschwere es den Versicherern, Neukunden zu akquirieren. Nach einem aktuellen Verordnungsentwurf ist für das kommende Jahr eine weitere Erhöhung um rund 5 Prozent auf 69.300 Euro geplant. So wird laut Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des Map-Reports, die PKV vom Angestelltengeschäft immer weiter isoliert. „Die sogenannte Bürgerversicherung kommt praktisch durch die Hintertür. Nicht nur schleichend, sondern mit großen Schritten wird beinahe jährlich die Jahresarbeitsentgeltgrenze erhöht.“
Beitragseinnahmen steigen moderat
Das Neugeschäft wiederum schwächelt nach Angaben der Analysten marktdurchschnittlich bereits seit einer Dekade, während die Beitragseinnahmen nach durchschnittlich 5,8 Prozent im Vorjahr mit jetzt 3,8 Prozent nicht mehr ganz so stark zulegten. „Zumindest den Bestandskunden, die weniger Beitragserhöhungen tragen mussten, dürfte das gut gefallen“, sagt Reinhard Klages, Leiter Ratings Unternehmenskennzahlen bei F&B.
Zweistellige Zuwächse verbuchten R+V (13,0 Prozent), Arag (12,7 Prozent) sowie Mecklenburgische mit 11,0 Prozent. Von den Schwergewichten mit mehr als einer Milliarde Euro Beitragseinnahmen waren neben der Barmenia (7,0 Prozent) vor allem Huk-Coburg (5,5 Prozent), Debeka (5,3 Prozent) und Hallesche (4,4 Prozent) auf Wachstumskurs. Rückläufige Beitragseinnahmen verzeichnete kein Versicherer.
Reserven im Keller
Die Bewertungsreserven der Kapitalanlagen betrugen zum 31. Dezember 2022 insgesamt -21,77 Milliarden Euro und sanken damit im Vergleich zum Vorjahr um 70,62 Milliarden Euro, was im Wesentlichen auf den deutlichen Zinsanstieg zurückzuführen sei. Die Bewertungsreservequote sank damit im Marktdurchschnitt von 14,7 auf -6,3 Prozent. Zum Jahresende 2022 lagen, ausgenommen von Inter und Allianz, die Quoten aller Anbieter im negativen Bereich.
Die Schadenaufwendungen der Branche wiederum stiegen 2022 um 1,93 auf 33,60 Milliarden Euro. Im Durchschnitt stieg die Schadenquote von 76,1 auf 78,2 Prozent. Da auch hier die Beitragseinnahmen weniger stark stiegen als der um 6,1 Prozent erhöhte Schadenaufwand, weist das Gros der Branche höhere Schadenquoten als im Vorjahr aus, stellt der Report fest.
Analysten sehen eine widerstandsfähige Branche
Insgesamt kann der Branche eine gute Widerstandsfähigkeit attestiert werden, fassen die Studienautoren zusammen. Aller widrigen Umstände der vergangenen Jahre zum Trotz, gelinge es jedes Jahr, das Geschäft zumindest stabil zu halten. „Der weitgehende Erhalt der Bestände ist unter den gegebenen Vorzeichen eine bemerkenswerte Leistung“, sagt Franke. „Zwar ist es nur eine überschaubare Gruppe von wachstumsstarken Anbietern, die diese Aufgabe schultern, aber aus unserer Perspektive zeigt sich die Branche bisher ausgesprochen robust“, ergänzt Klages.