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Bildende Kunst Die aufregendste Geldanlage der Welt

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Zum anderen scheint der Kunstmarkt anderen Regeln als normale Märkte zu folgen, was in diesem Text näher betrachtet wird. Der Soziologe Olav Velthuis hatte diese einmal in seiner Studie „“Symbolic meanings of prices: Constructing the value of contemporary art in Amsterdam and New York galleries” (2003) untersucht und zwei grundlegende Abweichungen zu „normalen“ Märkten festgestellt:

1) Zum einen versuchen Galeristen, Preissenkungen für ihre Kunstwerke um jeden Preis zu vermeiden. „Aus ökonomischer Perspektive sieht diese Regel abnorm aus, weil Kunsthändler das Konzept der Preiselastizität ignorieren und sich mehr als Preis-Maximierer wie als Gewinn-Maximierer verhalten“, stellte Velthuis fest. (“From an economic perspective, this norm seems anomalous, because dealers ignore the concept of price elasticity and behave more like price maximizers than like profit maximizers”)

2) Zum anderen ist die Größe eines Kunstwerkes oftmals der wichtigste preisbestimmende Faktor. So vermeiden es Galeristen, ähnlich große Werke eines Künstlers mit verschiedenen Preisen zu versehen. Dies machen sie auch dann, wenn ihre künstlerischen Qualitäten für den Käufer unterschiedlich scheinen.

Dies wiederum hat Konsequenzen für die Marktstruktur des Kunsthandels, dessen Segmente sich in ihren Usancen deutlich unterscheiden:

1) Einen Primärmarkt, in dem neu geschaffene Kunst verkauft wird. Dieser Primärmarkt wird eindeutig von Galeristen dominiert.
2) Ein Sekundärmarkt für „gebrauchte Kunst“, in dem Auktionshäuser und spezialisierte Kunsthändler Kunstwerke kaufen beziehungsweise in Kommission nehmen und weiterverkaufen.

Die Beziehungen zwischen dem primären und dem sekundären Markt sind grundlegend anders als in anderen Anlage-Märkten. Dies liegt zum einen am Objekt. Kunstwerke sind Einzelstücke oder stark limitiert. Damit differenzieren sie sich hochgradig und sind für Käufer, die auf etwas ganz Spezielles Wert legen, nicht ohne Weiteres durch andere Kunstwerke substituierbar.

Ein weiterer Unterschied ergibt sich als Konsequenz aus dem Ziel der Galeristen, auf keinen Fall Preissenkungen zuzulassen. Am Primärmarkt werden bei beliebten Künstlern deshalb oft Kunstwerke zurückgehalten, um das Angebot künstlich zu verknappen. Dies kommt aber ebenfalls in anderen Märkten mit monopolistischer Konkurrenz vor. Besonderheit des Kunstmarktes ist deshalb weniger das Bemühen der Galeristen, im Primärmarkt die besten Preise zu erzielen, als die Maßnahmen, um durch Beeinflussung des Sekundärmarktes „Marktpflege“ für ihre Künstler zu betreiben. Dabei sind teilweise auch Methoden üblich, die an anderen Märkten als sehr fragwürdig empfunden würden.

So wird bei populären Künstlern das Angebot vorwiegend bei Sammlern platziert, die keine Wiederverkäufer sind. Manchmal müssen sich Käufer vertraglich verpflichten, die erworbenen Gemälde beziehungsweise Objekte nicht ohne Genehmigung der Galerie weiterzuverkaufen. Kommen dennoch Kunstwerke auf den freien Markt, ist es bei Auktionen nicht ungewöhnlich, dass die Preise durch Stützungskäufe stabilisiert beziehungsweise in die Höhe getrieben werden. Im Gegensatz zu den Wertpapiermärkten ist die Preismanipulation allgemein akzeptierte Praxis.
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