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Bill Gross: Rationale Mäßigung

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Mit dem Hosenboden in der Nähe der Stühle bleiben

Betrachten wir diese Angelegenheit also mit offenen Augen und bleiben mit unserem Hosenboden in der Nähe jener mythischen Stühle aus der Reise nach Jerusalem. Trotz allem geht die Rede von Gouverneur Stein maßgeblich auf eine Frage ein, die kürzlich in einer Überschrift des Wall Street Journal auftauchte: „Verwandelt sich das Bullenrennen in einen Marathonlauf?“ Gibt es tatsächlich eine „Boom-Zeit“, wie die Financial Times in Hinblick auf Dell, Virgin Media und schließlich HJ Heinz hinterfragte?

Gouverneur Stein mahnt zu Vorsicht, genauso wie PIMCO. Zugegeben: Das Fed-Mitglied stößt niemals in die Unterwelt der Aktienkurse oder der fremdfinanzierten Übernahmen vor. Stein scheint es besser zu wissen. Dennoch stellt er eine These bezüglich der Spreads von High-Yield-Papieren auf und deutet an, dass andere Kreditmärkte mit ähnlichen Konsequenzen einhergehen.

Dabei setzt er voraus, dass die Bewertung der Anleihen primär ein Entscheidungsprozess der Institutionen und nicht der Haushalte ist. Denn die Privatanleger können beim Kauf hochrentierlicher ETFs oder Investmentfonds zwar übermäßig irrational vorgehen, dennoch sind es letztlich die Banken, Versicherungshäuser und Pensionsfonds, um nur die einflussreichsten unter ihnen zu nennen, die den Preis der Kreditvergabe bestimmen – den Preis der High-Yield-Anleihen und per Osmose auch den Preis der Investment-Grade-Unternehmensanleihen, Kommunalanleihen und anderer risikoreicher Anlageformen außer US-Staatsanleihen.

Vorsicht bei Unternehmensanleihen


Von dieser anfänglichen Prämisse geht Gouverneur Stein auf die jüngsten Forschungsergebnisse von Robin Greenwood und Sam Hanson über, denen zufolge sich Unternehmensanleihen-Spreads zwar als hilfreiche Anhaltspunkte für die künftige Entwicklung heranziehen lassen, ein nicht auf den Preisen basierendes Maß – das Emissionsvolumen neuer High-Yield-Anleihen – jedoch einen deutlich zuverlässigeren Input darstellt. Ich zitiere: „Ist der hochrentierliche Anteil (an den Emissionen) erhöht, sind die künftigen Renditen der Unternehmensanleihen im Allgemeinen gering.“