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Von , Lesedauer: 7 Minuten
Geroldsee bei Kruen in Bayern
Geroldsee bei Kruen in Bayern: Der Erhalt der Biodiversität erfordert erhebliche Investitionen | Foto: Imago Images / blickwinkel

Der Verlust der biologischen Vielfalt, also des natürlichen Gleichgewichts sowie die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt auf der Erde, wird zunehmend als existenzielle Bedrohung für die Menschheit wahrgenommen. Doch die Unfähigkeit, die Biodiversität zu messen und zu bewerten, zeigt, dass sie von Investoren, Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern in den letzten Jahren weitgehend unbeachtet blieb. Das ändert sich jedoch allmählich.

 

 

 

So trafen sich etwa auf der UN-Klimakonferenz (COP 26), die zwischen dem 31. Oktober und 13. November 2021 im schottischen Glasgow stattfand, über 100 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, um über die Bekämpfung der Klimakrise zu beraten. Neben der Einigung darüber, die Entwaldung bis zum Jahr 2030 zu beenden, hat die Europäische Union zudem eine eigene Strategie zur Umkehr der Verluste an biologischer Vielfalt innerhalb der europäischen Gemeinschaft bis zum Jahr 2030 veröffentlicht.

Während die britische Regierung damit begonnen hat, Maßnahmen zur Erhöhung der Quantität und Qualität des Naturbestands zu ergreifen, verlangt Frankreich außerdem von Investoren, dass sie künftig auch über die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und das Klima sowie über ihre Bemühungen auf Portfolio-Ebene zu berichten haben.

Doch auch Investoren und Verbraucher erkennen allmählich den Wert der biologischen Vielfalt, was das Wachstum von Investitionen in diesem Bereich erheblich fördert. So haben beispielsweise die Google-Suchanfragen nach biologischer Vielfalt und Naturverlust im Verhältnis zu allen Suchanfragen weltweit von Jahr zu Jahr stetig zugenommen und lagen 2020 um 16 Prozent höher als noch 2016. Eine ähnliche Entwicklung ist derweil auch bei der Industrie zu erkennen, die inzwischen diverse Initiativen zum Schutz der biologischen Vielfalt, wie die Finance for Biodiversity Pledge, Nature Action 100 oder die Taskforce on Nature-related Financial Discolsures (TNFD), gegründet hat.

Investitionsbedarf von 144 Billionen US-Dollar

Angesichts der Tatsache, dass die Bewertung der Biodiversität eine gewaltige Herausforderung darstellt, die nur schwer zu quantifizieren ist, während der Verlust von Tier- und Pflanzenarten sowie ganzer Ökosysteme nicht immer auf den ersten Blick erkennbar ist, kommen die wahren Kosten dieser Entwicklung nur langsam zum Tragen. Zwar belaufen sich die Investitionen in diesen Bereich bereits auf rund 133 Milliarden US-Dollar, was 0,1 Prozent des weltweiten BIP entspricht. Doch werden für Lösungen, die auf den Klimawandel ausgerichtet sind, weitere rund 144 Billionen US-Dollar benötigt.

In dem Maße, wie sich die Investmentbranche auf die physischen Risiken des Verlusts der biologischen Vielfalt einstellt, beginnt sie, den Wert potenziell gefährdeter oder gestrandeter Vermögenswerte neu zu bewerten und ihre Bewertungen nach unten zu korrigieren oder sie sogar als Verbindlichkeiten zu betrachten. So dürften sich künftig viele Wertschöpfungskette verändern, zum Beispiel bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, tierischen Proteinen oder Kunststoffen.

Andererseits dürfte die Einführung potenzieller Lösungen wahrscheinlich auch durch politische Instrumente unterstützt werde, wie etwa Mindestanforderungen an den Anteil an recyceltem Kunststoff in Verpackungen, was wiederum die Kosten der Geschäftstätigkeit vieler Unternehmen erhöhen wird.

Bereits heute sind neben Prozess- und Reputationsrisiken vor allem Disintermediation und steigende Kosten für die Einhaltung von Vorschriften wesentliche Risiken für ganze Geschäftsmodelle und damit unmittelbar auch für die Portfolios der Anleger. Auf der einfachsten Ebene ist zu erwarten, dass Risiken im Zusammenhang mit dem Verlust der biologischen Vielfalt bei Anlageentscheidungen zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. Entscheidungen über die Allokation von Vermögenswerten können sich dabei vor allem auf die Abbildung der Lieferkette in Sektoren konzentrieren, die besonders stark von natürlichen Ressourcen und Ökosystemen abhängig sind.

 

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