Biotech Eine Branche mit Dynamik
Viele Biotech-Unternehmen gedeihen prächtig, mittlerweile sind an den internationalen Aktienmärkten mehr als 700 Werte notiert. Was ist das Geheimnis ihrer Wettbewerbsfähigkeit? Pharmaunternehmen müssen sich immer mehr auf Konkurrenz durch einen neuen Typus von Arzneimittelherstellern gefasst machen. Während Pharmaunternehmen Arzneimittel auf chemischer Basis herstellen, greifen Biotech-Unternehmen bei der Herstellung ihrer Produkte auf Lebendorganismen wie Bakterien oder Enzyme zurück.
Zudem können Biotech-Unternehmen aufgrund ihres umfassenden Wissens im Bereich menschlicher DNA viel gezielter als herkömmliche Pharmaunternehmen Wirkstoffe gegen Krankheiten entwickeln. Für die Branche wird ein jährliches Wachstum von 15 bis 20 Prozent prognostiziert. Darin ist ein erwartetes Wachstum von 6 Prozent bei den weltweiten Umsätzen aus dem Verkauf verschreibungspflichtiger Arzneimittel für den Zeitraum bis 2022 berücksichtigt. Auch in den vergangenen Jahren ist die Biotech-Branche eindrucksvoll gewachsen: Der Gesamtumsatz der mehr als 700 Biotech-Unternehmen an den internationalen Aktienmärkten hat sich zwischen 2000 und 2016 versiebenfacht, von knapp über 20 Milliarden US-Dollar auf rund 140 Milliarden US-Dollar.
Bemerkenswerte Erfolge
Biotech-Unternehmen können oft bemerkenswerte Erfolge vorweisen. „Ein gutes Beispiel ist das Mittel gegen Hepatitis C, das von einem großen amerikanischen Biotech-Unternehmen entwickelt wurde“, so Marie-Laure Schaufelberger, Product Specialist für den Pictet-Biotech Fonds. Das Mittel hat jedoch seinen Preis. Eine dreimonatige Behandlung kann zwischen 70.000 und 100.000 US-Dollar kosten. Es gibt Dutzende Biotech-Unternehmen, die ein oder mehrere Produkte in der Pipeline haben, welche sich in der letzten klinischen Phase vor der Zulassung durch die US-Arzneimittelaufsicht FDA befinden.
Eine Branche, mit der wir rechnen müssen
In der traditionellen Pharmabranche muss ein Arzneimittelhersteller, dessen Patentschutz für ein erfolgreiches Medikament ausläuft, befürchten, dass ein Generika-Hersteller ein Nachahmerpräparat herstellt und zu einem erheblich günstigeren Preis verkauft. Der Patentschutz für das ursprünglich von Bayer entwickelte Aspirin ist etwa vor langer Zeit abgelaufen, so dass jedes andere Unternehmen das Arzneimittel herstellen und vertreiben darf. Das erklärt, warum eine Kopfschmerztablette nur noch wenige Cent kostet.
Das Consultingunternehmen EvaluatePharma schätzt, dass Pharmaunternehmen infolge dieses zunehmenden Wettbewerbs Umsätze von 80 Milliarden US-Dollar im Zeitraum von 2017 bis 2020 entgehen. Bei Biotech-Unternehmen ist dieses Risiko hingegen deutlich geringer. „Jeder, der ein Arzneimittel herstellen möchte, das Ähnlichkeit mit einem Biotech-Präparat hat, dessen Patentschutz abgelaufen ist – ein sogenanntes Biosimilar –, muss zunächst nachweisen, dass das Produkt genau dieselben biologischen Eigenschaften hat wie das ursprüngliche Arzneimittel“, so Schaufelberger. „Das ist viel komplexer als bei herkömmlichen pharmazeutischen Arzneimitteln, wo der Nachweis reicht, dass die chemische Zusammensetzung ähnlich ist.“
Hohe Hürde für Generika-Wettbewerb
In den USA müssen Unternehmen, die ein Generikum für ein mittlerweile patentfreies Biotech-Präparat auf den Markt bringen wollen, eine weitere Hürde überwinden. „Diese Arzneimittel müssen klinische Studien durchlaufen, ähnlich wie bei dem Biotech-Originalpräparat“, so Schaufelberger. „Neben reichlich Kapital und Know-how bedarf es erstklassiger Labore, damit die Nachahmerpräparate sicher und effizient hergestellt werden und mit einem erfolgreichen Produkt konkurrieren können, dessen Patentschutz abgelaufen ist. Viele große Biotech-Unternehmen bringen alle diese Voraussetzungen mit. Wenn sie ihre Karten geschickt ausspielen, haben sie gute Chancen, eine neue Umsatzquelle zu erschließen. Aufgrund ihrer Dynamik ist die Biotech-Branche unserer Ansicht nach ein interessanter Investment-Bereich.“
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