Viele Unternehmer, Family Offices und Vermögensverwalter blicken heute deutlich differenzierter auf Bitcoin (BTC) als noch vor wenigen Jahren. Spätestens seit Unternehmen wie Microstrategy, Tesla und zuletzt Semler Scientific BTC als Teil ihrer Unternehmensreserven halten, ist klar: Bitcoin ist mehr als ein Hype. In einer Welt geopolitischer Spannungen und strukturell niedriger Realzinsen gewinnt er an strategischer Relevanz.

Bitcoin folgt einem klaren Rhythmus: Alle vier Jahre halbiert sich die Menge der neuen Coins – das sogenannte Halving. Weniger Angebot bei steigender Nachfrage führte historisch zu starken Kursanstiegen. Meist endet ein solcher Zyklus 40 bis 80 Wochen nach dem Halving. Aktuelle Indikatoren deuten darauf hin, dass noch Luft nach oben besteht – vor allem im Bereich der Altcoins (alle Kryptos außer Bitcoin).

Alt Season: Wenn Bitcoin die Tür öffnet

Jeder große Krypto-Zyklus beginnt mit einem neuen Allzeithoch bei Bitcoin. Doch kaum ist der erste Höhenflug erreicht, folgt oft ein vertrautes Muster: Kapital wandert weiter – hinein in Altcoins wie Ethereum, Solana oder aufstrebende Ökosysteme. Diese sogenannte Alt Season verspricht mitunter spektakuläre Renditen, bringt aber auch deutlich höhere Volatilität mit sich. Sie setzt meist ein, sobald die Bitcoin-Dominanz ihren Zenit erreicht hat – aktuell liegt der Anteil der gesamten Marktkapitalisierung von Bitcoin bei rund 65 Prozent und könnte damit kurz vor dem Wendepunkt stehen.

 

Unsere Hypothese: Viele Altcoins ohne klaren Use Case oder nachhaltiges Geschäftsmodell werden verschwinden – vergleichbar mit dem Platzen der Dotcom-Blase. Was bleibt, sind Projekte mit echtem Mehrwert – sei es durch Infrastruktur, reale Anwendungen oder Integration in etablierte Märkte.

Bitcoin für Unternehmen: Vom Spielgeld zur Strategie

Bitcoin ist heute im Vergleich zu früher mehr als nur Spekulation. Für viele Unternehmer ist es längst ein Thema mit Substanz, als

  • Schutz vor Inflation,
  • Wertspeicher außerhalb des klassischen Finanzsystems,
  • Baustein moderner Liquiditäts-Strategien.

Mit der Einführung regulierter Bitcoin-ETFs, professioneller Verwahrungslösungen und wachsender Rechtssicherheit wird es nun auch für den Mittelstand einfacher, Bitcoin als strategisches Asset zu nutzen – ob direkt, über ETPs oder als Teil eines Risikokapitalansatzes.

Unsere Hypothese: Mit jeder Adoptionswelle sinkt die strukturelle Volatilität von Bitcoin. Die typischen 70 Prozent Drawdowns früherer Zyklen könnten perspektivisch milder ausfallen. Warum? Weil der Markt reift: Mehr Liquidität, mehr langfristige Halter (HODLer) und ETFs binden Kapital. Diese Faktoren könnten zu einem Superzyklus führen. Dennoch sind auch im Bullenmarkt Kursrückgänge von 20 bis 40 Prozent im BTC und in Altcoins mehr als vierzig Prozent keine Seltenheit.

Fazit: Wer zu früh kommt, wird nicht bestraft

Der aktuelle Zyklus hat noch signifikantes Potenzial, besonders im Altcoin-Segment. Die größten Renditen im Kryptomarkt entstehen oft in sehr kurzen Zeitfenstern. Wer nicht kontinuierlich und strategisch im Markt positioniert ist, läuft Gefahr, genau diese Phasen zu verpassen. Deshalb schlägt eine konsequente Marktpräsenz in Kombination mit klarem Risikomanagement in der Regel den Versuch, den perfekten Zeitpunkt für Ein- und Ausstieg zu finden. Unternehmer, die sich frühzeitig positionieren, können strategisch profitieren.

Die Frage ist nicht mehr, ob Krypto bleibt – sondern, wie man es sinnvoll in die eigene Anlagestrategie einbindet.

Mathias Lebtig
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Über den Autor: 

Mathias Lebtig ist Geschäftsführer der GFA FP Vermögensverwaltung in Freiburg.