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Bitcoin: Was passiert, wenn die Spot-ETFs doch nicht kommen?

Wann kommt er endlich? Seit Ende Dezember brodelt die Gerüchteküche immer mehr. Viele Investoren weltweit scheinen sich laut Medienberichten sehr sicher zu sein, dass der Bitcoin-Spot-ETF in den USA nicht mehr lange auf sich warten lässt. Grünes Licht für die Bitcoin-Spot-ETF-Anträge von Investmentgesellschaften wie Grayscale Investments, Ark und 21Shares müsste die amerikanische Wertpapieraufsichtsbehörde SEC geben.
Seit 7. Januar kursiert die Nachricht, dass der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock damit rechnet, dass deren Spot-ETF am 10. Januar genehmigt wird. Einige Asset Manager wie Invesco und Valkyrie haben laut Medienberichten am 5. Januar eine aktualisierte Version ihrer Spot-ETF-Anträge, die sogenannten 19b-4, erneut eingereicht.
Am 16. November hatte die SEC die Entscheidung, ob sie Bitcoin-Spot-ETFs mehrerer Fondsgesellschaften genehmigt, noch auf das kommende Jahr verschoben. „Die Verschiebung war keine Überraschung, weil sie sich in eine Reihe von vielen Verschiebungen einreiht. Offenbar gibt es noch einige Dinge zu klären, bis ein Bitcoin-ETF genehmigt werden kann“, erklärt Professor Philipp Sandner, Gründer des Frankfurt School Blockchain Centers an der Frankfurt School of Finance & Management.
Das sieht James Butterfill, Head of Research bei Coinshares, ähnlich. Die Entwicklung kam für den Kryptoexperten „angesichts der laufenden Diskussionen mit der SEC über die Mechanismen der Abrechnung nicht überraschend“. Der Grund: „Die SEC plädiert derzeit für einen Barausgleich, ein Vorschlag, der erhebliche technologische Herausforderungen und rechtliche Komplexität mit sich bringt.“
Butterfill rechnet mit dem Widerstand der Emittenten gegen diesen Ansatz und mit alternativen Lösungsvorschlägen, die die SEC in Betracht ziehen muss. Daher könne dieser Beratungsprozess zeitaufwendig werden. Außerdem geht der Kryptoexperte davon aus, dass die SEC dazu neigt, die meisten Anträge gleichzeitig zu genehmigen. Und weil sich die Emittenten in unterschiedlichen Stadien der Vorbereitung befinden, scheint ein Zeitplan für die Genehmigung Mitte Januar realistischer und praktikabler zu sein.
Sandner denkt, dass eine SEC-Entscheidung im April stattfinden wird. Das ist aus seiner Sicht „durchaus wahrscheinlich“. Allerdings ist es aus seiner Sicht auch möglich, dass bis dahin die Entscheidung der SEC gegen Bitcoin-Spot-ETFs ausfällt. „Das wäre enttäuschend und unwahrscheinlich, zumal viele Anleger eine Entscheidung erwarten“, so Sandner. Aber dennoch sei es möglich.
Wie würde sich der Bitcoinkurs ohne genehmigte Spot-ETFs entwickeln?
Erstmal nicht so gut. „Wenn die Bitcoin-ETFs nicht genehmigt werden, wäre sicher ein signifikanter Rücksetzer zu erwarten“, schätzt Sandner, „dennoch gibt es anderswo auf der Welt Unternehmen, die ähnliches wagen und entsprechende Krypto-Angebote aufsetzen“.
In Deutschland haben sich gerade die DZ Bank, DWS und die Deutsche Börse zu weiteren Bitcoin-Produkten bekannt. Und die Commerzbank hat als eine der größten deutschen vergangene Woche ihre eigene Kryptoverwahrlizenz erhalten; eine Lizenz, die nicht mit der Gießkanne verteilt wird. Weniger als zehn Institute in Deutschland besitzen eine solche Lizenz. Zu diesen Instituten gehören Blocknox, eine Tochterfirma der Börse Stuttgart, und Bitgo, ein Finanzdienstleister für digitale Assets. Die Deka und Deutsche Bank haben ebenfalls diese Lizenz beantragt. Das Interesse der Großbanken steigt also.
Das ist in anderen Ländern ähnlich, sagt Sandner: „All diese Produkte würden eine Nicht-Genehmigung eines Bitcoin-ETFs in den USA nicht kompensieren können, aber den Kurssturz deutlich abschwächen.“
Butterfill rechnet damit, dass die ETFs genehmigt werden. „Insbesondere wenn man die jüngsten Treffen von Grayscale mit der Division of Trading and Markets der SEC, also der Abteilung, die für die Genehmigung oder Ablehnung von 19b-4-Anträgen zuständig ist, betrachtet.“ Es gibt aus seiner Sicht immer mehr Anzeichen dafür, dass eine ETF-Zulassung in Sicht ist.
„Die Emittenten von börsengehandelten Fonds arbeiten aktiv mit der SEC zusammen, um notwendige Änderungen und Ergänzungen zu besprechen“, so Butterfill. In den Änderungsanträgen zu den Bitcoin-ETF-Anträgen bei der SEC sind immer wiederkehrende Themen wie detaillierte Verwahrungsvereinbarungen, Bewertungs-/Preisquellen in Übereinstimmung mit den GAAP (United States Generally Accepted Accounting Principles) und die Offenlegung von Risiken in Bezug auf regulatorische Unwägbarkeiten aufgetaucht. Dies sind aus seiner Sicht „alles Standardanfragen, die auf einen positiven Verlauf der ETF-Anträge hinweisen“.
Was passiert, wenn der Bitcoin-Spot-ETF genehmigt wird?
Sobald in den Vereinigten Staaten Bitcoin-Spot-ETFs auf dem Markt sind, wird dies dazu führen, dass höhere Mengen an Bitcoins gekauft werden. Und diese Entwicklung könnte den Preis für die wichtigste Kryptowährung hochtreiben. Dieser Meinung ist das Research-Team von Coinshares in einem Bericht.
Auf Basis erster Prognosen, was die wahrscheinlichen ETF-Investitionsvolumen in den USA betrifft, könne der Preis eines Bitcoins aus Sicht der Analysten auf bis zu 141.000 US-Dollar steigen. Robert Kiyosaki, Autor des Finanzratgebers „Rich dad, poor dad“, geht mit 135.000 US-Dollar, die der Bitcoin „bald“ erreichen könnte, von einer ähnlichen Größenordnung aus.

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„Sofern es nicht zu einem größeren Einbruch bei Aktien und einem Übergreifen auf Kryptowährungen kommt, ist es durchaus möglich, dass Bitcoin in einem Jahr, konservativ geschätzt, zwischen 50.000 und 70.000 US-Dollar gehandelt wird“, schätzt Luke Nolan von Coinshares.
Was die mögliche maximale Höhe des Bitcoin-Kurses angeht, gibt es aktuell täglich neue Experten, die teilweise sogar davon ausgehen, dass der Bitcoin-Kurs die 1.000.000-US-Dollar-Schwelle überschreiten könnte. Aber solche Prognosen sind immer Einzelmeinungen und jeder sollte sich sein eigenes Bild machen, am besten mit mehreren Quellen als Teil der eigenen Recherche.
Bisher war es immer so, dass in der Woche, in der die Preise steigen, auch die Zuflüsse gestiegen sind. Letztendlich ist es aus Sicht der Analysten aber sehr schwierig einzuschätzen, wie hoch die potenzielle Nachfrage sein wird, wenn ein ETF auf Spot-Basis aufgelegt wird. Die behördliche Genehmigung und die Akzeptanz durch Unternehmen dürften wegen der wahrgenommenen Komplexität des Bitcoins dafür sorgen, dass es einige Zeit dauert, bis Unternehmen und Fonds ihr Wissen und Vertrauen aufgebaut haben und sich für eine Investition entscheiden.
Galaxy, eine Investmentgesellschaft im Bereich digitale Assets, prognostiziert, dass es in den USA ein adressierbares Vermögen von 14,4 Billionen US-Dollar gibt. Wenn man davon ausgeht, dass zehn Prozent in einen Spot-Bitcoin-ETF mit einer durchschnittlichen Allokation von einem Prozent investieren, wären das also 14,4 Milliarden US-Dollar an Zuflüssen im ersten Jahr. Das wären die größten Zuflüsse in der Bitcoin-Geschichte. Die bisher größten Zuflüsse gab es im Rekordjahr 2021, mit knapp der Hälfte, nämlich 7,24 Milliarden US-Dollar. Dies entsprach damals 11,5 Prozent der verwalteten Vermögenswerte.
„Von einem zugelassenen ETF könnten auch Kryptozahlungen als Anwendungsfall profitieren, weil ein regulierter ETF suggeriert, dass die zugrundeliegenden Assets seriös sind“, erklärt Hartmut Giesen, der bei der Hamburger Sutor Bank für digitale Geschäftsmodelle zuständig ist. Interessant ist dabei aus Giesens Sicht, dass der Bitcoin eigentlich erfunden worden ist, um Regulierung zu entgehen. Jetzt zeige sich, dass der Bitcoin-Preis und die Akzeptanz des Bitcoins mit der Regulierung steigt.