ETF der Woche Bitcoin-ETPs: So investierst du indirekt in die Kryptowährung
Der Kurs des Bitcoins kennt seit Jahresbeginn, bis auf kleinere Einbrüche, nur eine Richtung, und zwar nach oben. Im Mai 2024 hat der Bitcoin-Kurs sogar kurzzeitig die 73.000 US-Dollar-Marke geknackt. Das bisherige Allzeithoch in Höhe von 69.000 US-Dollar vom November 2021 war damit Geschichte; und das, obwohl, der Bitcoin-Kurs Anfang des Jahres 2022 noch bei nur 16.650 US-Dollar stand.
Einer der Hauptgründe für den diesjährigen Kursanstieg war, dass die amerikanische Wertpapieraufsicht SEC die Bitcoin-Spot-ETFs am 10. Januar 2024 genehmigt hat. Elf Investmentgesellschaften wie Blackrock, Ark Invest und Grayscale haben sich dafür bei der SEC beworben. Mittels der Bitcoin-Spot-ETFs können nun auch institutionelle Investoren in den USA direkt in die Kryptowährung investieren.
Bitcoin-Spot-ETFs haben Rekordzuflüsse
Bisher sind die amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs ein voller Erfolg. Die Zuflüsse stehen zum Ende Mai 2024 bei netto 13,8 Milliarden US-Dollar. Netto bedeutet, dass die Abflüsse des Grayscale Bitcoin Fonds mit eingerechnet sind. Bei dem Fonds ist es zu Abflüssen gekommen, da der Fonds in einen ETF umgewandelt wurde und die Gebühren vergleichsweise hoch sind.
Was bei den Bitcoin-Spot-ETFs passiert, ist beispiellos. „Wir haben noch nie einen derartigen Ansturm auf eine Reihe von ETFs in den ersten zwei Monaten erlebt. Es ist das, was wir normalerweise sehen, aber auf Steroiden“, erklärt Krypto-Experte Jim Bianco am 13. März 2024 zur Höhe der Zuflüsse seit dem Start der Bitcoin-Spot-ETFs im Vergleich zum Start traditioneller ETFs.
Zu den Besonderheiten des Bitcoins gehört, dass sein Angebot auf 21 Millionen Einheiten begrenzt ist. Davon befindet sich aktuell der größte Anteil, laut Experten um die 80 Prozent, in privaten Wallets und nicht auf öffentlichen Börsen. Auch diese Tatsache spricht für einen steigenden Preis, wenn institutionelle Investoren in Amerika in den Markt eintreten, um mit Bitcoin-Investments ihre Portfolios zu diversifizieren.
Halvings haben bisher immer für starke Kursbewegungen gesorgt
Am 21. April hat das dieshjährige Bitcoin Halving stattgefunden. Halvings finden alle vier Jahre statt und halbieren die Anzahl neuer Bitcoins, die ins System fließen. Das ist so im Code hinterlegt. Generell werden im Bitcoin-Netzwerk alle Transaktionen durch das Proof-of-Work-Verfahren freigegeben und abgesichert. Miner validieren verschlüsselte Transaktionsblocks auf der Blockchain und erhalten dafür eine Belohnung. Aktuell liegt die Belohnung bei 6,25 Bitcoin. Diese wird durch das Halving halbiert.
In den Vorjahren hat dieses Ereignis Monate im Voraus und im Zeitraum bis zu einem Jahr nach dem Ereignis für starke Kurssprünge nach oben und unten gesorgt. Mehr Hintergründe zum Halving und wie es den Kurs beeinflussen könnte, findest du auch hier.
Bitcoin-Halving könnte schon eingepreist sein
Viele Experten gehen davon aus, dass das Halving in den Kursen schon eingepreist sein könnte. Das diesjährige Bitcoin Halving hat zumindest bis Mai für keine signifikanten Kurssprünge gesorgt. Sollte es zu einer Rezession in den USA kommen, könnte das den Anstieg des Bitcoinkurses schwächen. Bleibt diese allerdings aus, könnte der Bitcoinkurs weiter ansteigen.
In zwei Jahren ist es durchaus realistisch, dass Bitcoin bei über 100.000 Dollar gehandelt wird, sagte Luke Nolan, Research Analyst von Coinshares 2023.
Aber das hängt laut Nolan „natürlich von einer Vielzahl von unvorhersehbaren Faktoren ab: Sollten wir eine größere institutionelle Akzeptanz und einen stärkeren regulatorischen Rahmen für Bitcoin erleben, steht ein Kurs von mehr als 120.000 US-Dollar nicht außer Frage“.
>> Das gesamte Interview mit noch mehr Hintergründen zur Bitcoin-Kurs-Entwicklung findest du hier.
Aktuell geistern immer mal wieder sehr hohe Bitcoin-Kurs-Prognosen durch die Medien:
- US-Investor Robert Kiyosaki geht in einem Interview Ende März 2024 beispielsweise davon aus, dass der Bitcoin bis Ende 2024 einen Wert von 300.000 US-Dollar pro Münze erreichen könnte. Zum Vergleich: Aktuell steht er bei knapp 70.000 US-Dollar. Tritt diese Prognose ein, wäre der Bitcoin am Jahresende also viermal so viel Wert wie aktuell.
- Cathie Wood, CEO von Ark Invest, geht sogar davon aus, dass der Bitcoin bis zum Jahr 2030, also in sechs Jahren, auf 1,5 Millionen US-Dollar steigen könnte.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Bei solchen Vorhersagen ist immer Vorsicht geboten. Und gerade bei solch steilen Prognosen wie der von Cathie Wood solltest du auch bedenken, dass Ark Invest einer der Anbieter eines Bitcoin-Spot-ETFs ist und sie daher mit solchen Vorhersagen auch die Werbetrommel für ihr eigenes Produkt rührt.
- Es ist immer ratsam, zu recherchieren, welchen Hintergrund und damit verbundene Interessenskonflikte eine Person hat, die Kursprognosen vornimmt.
- Generell gilt es bei Bitcoin-Investments, wie bei allen anderen Investments, dass man sich am besten sein eigenes Urteil bildet und laut Luke Nolan „den gesunden Menschenverstand walten lässt“.
Wenn du jetzt der Meinung bist, dass der Bitcoin ein gutes Investment sein könnte, du aber lieber nicht direkt in die Kryptowährung investieren möchtest, könntest du dies über ETPs tun.
Die Abkürzung ETP steht für Exchange Traded Product. Diese Produkte funktionieren ähnlich wie ein ETF. Das heißt, dass du über ETPs indirekt beispielsweise in den Bitcoin investieren kannst und den ETP dann in deinem regulären Depot hältst.
ETPs: Wichtigste Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu ETFs
- Ein großer Unterschied zwischen ETFs und ETPs besteht in ihrer rechtlichen Struktur. ETFs sind als Sondervermögen per se vor einer Insolvenz des Emittenten geschützt. Das ist bei ETPs nicht so. Sie sind sogenannte Inhaberschuldverschreibungen. Wenn der Anbieter pleitegeht, ist das Geld kein Sondervermögen. Bei vollständig physisch hinterlegten ETPs wacht aber ein unabhängiger Trustee über das Geld und erhält im Ernstfall Zugang zu den Mitteln.
- ETPs sind von den Gebühren her im Vergleich zu ETFs meist teurer. Gebühren für Bitcoin-ETPs liegen auf dem deutschen Markt zwischen 0,35 und 2 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Kürzlich hat beispielsweise der Anbieter SPDR seine Gebühr für einen ETF auf 0,03 Prozent p.a. gesenkt.
- Bei ETPs ohne Auslieferungsoption kommt die Steuerbescheinigung wie bei ETFs automatisch ins Depot. Bei direkten Kryptoinvestments und bei ETPs mit Auslieferungsoption musst du dich allerdings selbst oder mit einem speziellen Programm darum kümmern.
- Es ist, wie bei ETFs, auch bei ETPs möglich, diese monatlich per Sparplan zu besparen.
Wir haben dir hier eine Auswahl der größten Bitcoin-ETPs, die es auf dem deutschen Markt gibt, gegenübergestellt:
Name des ETPs | ISIN | Performance laufendes Jahr | Performance 2023 | Performance 2022 | Kosten | Volumen | Auflagedatum | Auslieferungsoption |
ETC Group Physical Bitcoin | DE000A27Z304 | 59,49 Prozent | 146,66 Prozent | -62,89 Prozent | 2,00 Prozent p.a. | 981 Millionen US-Dollar | 08.07.20 | ja |
CoinShares Physical Bitcoin | GB00BLD4ZL17 | 60,50 Prozent | 149,34 Prozent | -63,99 Prozent | 0,35 Prozent p.a. | 527 Millionen US-Dollar | 19.01.21 | ja |
21Shares Bitcoin ETP | CH0454664001 | 60,33 Prozent | 147,86 Prozent | -63,74 Prozent | 1,49 Prozent p.a. | 456 Millionen US-Dollar | 26.02.19 | ja |
WisdomTree Physical Bitcoin ETP | GB00BJYDH287 | 60,88 Prozent | 148,80 Prozent | -63,52 Prozent | 0,35 Prozent p.a. | 306 Millionen US-Dollar | 28.11.19 | nein |
VanEck Bitcoin ETN | DE000A28M8D0 | 60,60 Prozent | 148,69 Prozent | -63,58 Prozent | 1,00 Prozent p.a. | 272 Millionen US-Dollar | 19.11.20 | ja |
Quelle: eigene Darstellung mit Daten von JustETF, Stand: 29. Mai 2024
Von der Performance gibt es bei den ETPs in der Tabelle kaum Unterschiede. Das liegt daran, dass sie alle die gleiche Strategie fahren, nämlich den Bitcoinkurs möglichst genau abzubilden. Alle vorgestellten Bitcoin-ETPs nutzen die vollständige Replikation und schütten ihre Gewinne thesaurierend aus. Sie sind auch alle zwischen den Jahren 2019 und 2021 aufgelegt worden.
Die beste Performance seit Jahresbeginn bis Ende Mai 2024 hatte der WisdomTree-Physical-Bitcoin-ETP mit einer Rendite von 60,88 Prozent. Der Physical-Bitcoin-ETP von Coinshares hat in diesem Zeitraum mit einer Rendite von 59,49 Prozent am schlechtesten abgeschnitten.
Die ETPs unterscheiden sich jedoch stark in Bezug auf ihre Gebühren und das Volumen:
- Die günstigsten physischen Bitcoin-ETP in der Tabelle sind die Produkte von Coinshares und Wisdom Tree mit Jahresgebühren in Höhe von 0,35 Prozent.
- Der ETP der ETC Group ist mit 2 Prozent Gebühren pro Jahr der teuerste und mit einem Volumen von knapp 981 US-Dollar der größte physische ETP auf den Bitcoin, vor dem Bitcoin-ETP von Coinshares, der Ende Mai 2024 ein Volumen in Höhe von 527 Millionen Euro hatte.
Bei den Gebühren kam Ende Mai Bewegung in den deutschen Markt. Global X, ein Anbieter, der zur Mirae Asset Financial Group gehört, hat angekündigt, die Gebühren für zwei seiner ETPs, den Global-X-Bitcoin-ETP (GB00BLBDZV05P) und den Global-X-Ethereum-ETP (GB00BLBDZW12) auf 0 Prozent zu senken. Der Gebührenverzicht gilt laut Angaben von Global X bis zum 3. Januar 2025. Danach beträgt die Gebühr für beide Produkte jeweils 0,29 Prozent.
Im Vergleich zu den anderen Anbietern hat der Bitcoin-ETP von Global X laut Unternehmensangaben zum 29. Mai 2024 mit einer Fondsgröße von 4,3 Millionen Euro aktuell im Vergleich zu den anderen vorgestellten Bitcoin-ETPs ein sehr kleines Volumen. Er wurde am 8. März 2022 aufgelegt.
ETP: Auslieferungsoption ist wichtig für Versteuerung
Auch die unterschiedliche Auslieferungsoption unterscheiden die einzelnen ETPs. Diese Option hat Auswirkungen auf die Steuerlast:
- ETPs mit Auslieferungsoption werden steuerlich wie Direktinvestments eingestuft. Sie zählen also zur Kategorie der privaten Veräußerungsgeschäfte. Verkäufe mit einer Haltedauer über einem Jahr sind steuerfrei. Innerhalb eines Jahres gilt die Freigrenze von 600 Euro. Um die Steuer musst du dich in diesem Fall selbst kümmern.
- Für ETPs ohne Auslieferungsoption gilt die Kapitalertragssteuer wie für ETFs. Der Depotanbieter kümmert sich in diesem Fall um die Steuer.
Wenn du also langfristiger, sprich über ein Jahr, in den Bitcoin investieren möchte, dann könnte sich für dich ein ETP mit Auslieferungsoption eignen. Wer aber seine Bitcoin dann doch innerhalb eines Jahres verkaufen muss und mit seinen Gewinnen über die Freigrenze von 600 Euro gelangt, muss diese mit dem persönlichen Grenzsteuersatz versteuern. Das solltest du dir vorher also genau überlegen.
Vorteile von Investments in Bitcoin-ETPs
- ETPs gibt es für zahlreiche einzelne Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum oder Zusammenstellungen mehrerer Kryptowährungen, sogenannte Baskets.
- Im Vergleich zu direkten Investments in Bitcoin sind ETPs ohne Auslieferungsoption einfacher in der Handhabung. Um die jährliche Steuerbescheinigung kümmert sich bei diesen speziellen ETPs die Depotbank.
- ETPs ohne Auslieferungsoption werden genauso wie ETFs an der Börse gehandelt und sind Teil des regulären Depots.
Nachteile von Investments in Bitcoin-ETPs
- Investments in Kryptowährungen schwanken sehr stark. Darauf muss man sich als Anleger einstellen.
- Die Gebühren für ETPs sind wesentlich höher als bei herkömmlichen ETFs.
- Als Anleger solltest du dir die jeweiligen Krypto-ETPs genau anschauen. Die Gelder in ETPs sind je nach Ausgestaltung zwar abgesichert, unter anderem durch einen Trustee, aber anders als ETFs, nicht per se als Sondervermögen insolvenzgeschützt.