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Kryptowährung Bitcoin unter der ESG-Lupe

Bitcoin-Werbung in El Salvador
Bitcoin-Werbung in El Salvador: Der Präsident des lateinamerikanischen Landes will Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel zulassen. | Foto: imago images/ Agencia EFE

Seit seinem Allzeithoch von 54.000 Euro im April dieses Jahres hat der Bitcoin wieder die Aufmerksamkeit der Finanzmärkte, Regierungen, Regulierungsbehörden sowie institutionellen und privaten Anleger auf sich gezogen. In der Debatte über die Vor- und Nachteile werden häufig die gleichen Themen diskutiert. Die Befürworter sehen die Einzigartigkeit im Bitcoin als „Wertaufbewahrungsmittel“. Für sie ist entscheidend, dass die Währung allgemein verfügbar, sicher und dezentral ist und damit weltweit zu einer Demokratisierung des Sparens beitragen kann. Bitcoin-Gegner kritisieren dagegen, dass dieser ineffizient ist, Energie verschlingt und illegalen Aktivitäten ohne regulatorische Aufsicht Vorschub leistet. Nachfolgend konzentrieren wir auf die Auswirkungen des Coins auf Umwelt, Soziales und Governance (ESG) und ziehen dazu den Referenzwert Gold hinzu.

Umwelteinfluss schwer messbar

Die Auswirkungen des Bitcoins auf die Umwelt löst bisher die meisten Diskussionen aus. Es ist kein Geheimnis, dass das Mining von Bitcoin – der Prozess, durch den Bitcoin erzeugt und abgerechnet werden – eine große Menge Energie benötigt. Zur Quantifizierung werden allerdings häufig ungenaue und unwissenschaftliche Methoden herangezogen.

Bei der Betrachtung der von Bitcoin verursachten Treibhausgasemissionen kann es deshalb hilfreich sein, diese in verschiedene Kategorien zu unterteilen. Die erste Kategorie umfasst die direkten Emissionen eines Unternehmens. Die zweite Kategorie untersucht die indirekten Emissionen aus Quellen, die sich im Besitz oder unter der Kontrolle eines Unternehmens befinden, während die dritte Kategorie indirekte Emissionen aus Quellen analysiert, die lediglich mit den Aktivitäten des Unternehmens zusammenhängen.

Der Bitcoin fällt unserer Meinung nach unter die Kategorie drei. Leider ist diese am schwierigsten zu messen. Schätzungen sind zwar möglich, genügen jedoch kaum den Anforderungen an präzise und zuverlässige Daten. Um dennoch fundierte Schlussfolgerungen ziehen zu können, vergleichen wir Bitcoin mit Gold – denn beide sind Wertaufbewahrungsmittel.

Der Goldabbau zählt zu den umweltschädlichsten Aktivitäten weltweit. Das Edelmetall ist relativ selten, weshalb für die Gewinnung einer Unze Gold in der Regel 20 Tonnen Gestein abgebaut werden müssen. Hinzu kommt, dass die Goldminen für jede Unze Gold durchschnittlich 0,8 Tonnen CO2 ausstoßen (Quelle: S&P Global, Oktober 2020). Zum Vergleich: Geht man von einem Preis von 30.000 US-Dollar für einen Bitcoin und einem Goldpreis von 1.900 US-Dollar pro Unze aus, würden etwa 15 Unzen Gold einem Bitcoin entsprechen. Danach würden zwölf Tonnen CO2 für nur einen Bitcoin benötigt.

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CO2 ist zwar die am häufigsten betrachtete ESG-Kennzahl. Man darf jedoch nicht vergessen, dass beim Goldabbau reichlich Quecksilber und Zyanid als Bindemittel eingesetzt werden. In diesem Verarbeitungsprozess werden für eine Unze Gold sechs Unzen Quecksilber benötigt, wobei rund 50 Prozent des Quecksilbers verloren gehen. Schätzungen zufolge werden jährlich zwischen 640 und 1350 Tonnen Quecksilber in die Umwelt freigesetzt (Quelle: Kevin H. Telmer und Marcello M. Veiga 2020). Zudem ist Goldabbau extrem wasserintensiv.

Der Bitcoin verbraucht dagegen enorm viel Energie. Die genaue Menge ist unklar und von zahlreichen Faktoren abhängig, insbesondere von den Energiekosten, die schätzungsweise bis zu 55 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Der Digiconomist Bitcoin Energy Consumption Index schätzt, dass der Bitcoin 78 Terawattstunden pro Jahr verbraucht. Der University of Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index errechnet, dass das Bitcoin-Netzwerk derzeit 128 Terawattstunden pro Jahr benötigt – was in etwa dem gesamten Energieverbrauch der Ukraine entspricht (beide Quellen: Stand 24. Februar 2021).

Auf dem Weg zu erneuerbaren Energien

Im Gegensatz zu Gold haben Bitcoin-Miner begonnen, erneuerbare Energiequellen zu nutzen. Ein Trend, der sich unserer Meinung nach noch beschleunigen wird. Laut der Third Global Cryptoasset Benchmarking Study werden 39 Prozent des Kryptowährung-Minings mit erneuerbaren Energien – hauptsächlich Wasserkraft – betrieben. 76 Prozent aller Bitcoin-Miner nutzen erneuerbare Energien als Teil ihres Energiemixes.

Das Bitcoin-Netzwerk benötigt von Natur aus immer mehr Rechenleistung und damit mehr Energie, um jeden weiteren Bitcoin zu erzeugen. Infolgedessen drängen Miner häufig auf eine billigere und effizientere Stromversorgung, um profitabel zu bleiben. Alternativen wie Wasser-, Wind- und Solarenergie haben zwar einen hohen Kapitalbedarf, dafür aber Grenzkosten von nahezu Null. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, haben die Hauptakteure der Branche den Einsatz von erneuerbaren Energien deshalb erhöht und wollen dies weiter ausbauen.

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