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Aktualisiert am 22.05.2012 - 09:09 Uhrin FondsLesedauer: 8 Minuten

Björn Drescher: „SEB Asset Management und Barbara Knoflach gebühren Respekt“

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Folgen für andere offene Immobilienfonds

Dabei ist es letztlich von nachrangiger Bedeutung, ob es eine absolute oder eine qualifizierte Mehrheit war, die den Fonds zu Fall gebracht hat. Die Konsequenzen einer Abwicklung werden nun alle tragen müssen.

Und die können, wie die jüngsten, teilweise massiven Anteilpreissenkungen anderer Immobilienfonds in Auflösung belegen, hart werden. Verluste sind wahrscheinlich. Auch dann, wenn die Bafin der SEB, wie schon zuvor Kanam, eine Abwicklungsdauer von rund fünf Jahren einräumt, was von der früheren Praxis der drei Jahre abweicht und den Fondsmanagern für ihre anstehenden Verkaufsverhandlungen den Rücken stärkt.

Über die Höhe der Verluste brauchen wir nicht zu spekulieren. Viel interessanter sind kurzfristig die Fragen, ob das „Plebiszit“, um das die SEB ihre Anleger gebeten hat, richtig war, welche Konsequenzen daraus zu erwarten sind und wie es nun für andere Produkte weitergeht.

Die Bewertung der SEB-Strategie ist abhängig von der Perspektive. Wir denken, aus Sicht der SEB und ihrer Anleger war es den Versuch wert, den Fonds zu öffnen und die Anleger entscheiden zu lassen.

Hier ging es nach unserer Einschätzung nicht um Verantwortung, die von sich gewiesen wurde, sondern um den Wunsch, nichts unversucht zu lassen und die Willenserklärungen der Anteilinhaber sauber zu dokumentieren. Da die Gleichbehandlung der Investoren während dieses Verfahrens sichergestellt war, ist die Vorgehensweise nicht zu beanstanden.

Andere Vorgehensweisen sind nicht besser

Seien wir doch ehrlich, die anderenorts zu beobachtenden Vertriebspartnerabfragen vergangener Jahre waren unverbindlich und reine Indikation. Jeder befragte Investor konnte, wie es so schön heißt, nach links „blinken“ und nach rechts „abbiegen“. Vor diesem Hintergrund liefert die SEB nun mit tatsächlich erteilten Orders den Beweis für eine Stimmung, die wir zwar zuvor gefühlt haben, aber nicht belegen konnten.

Schließlich liegen Wiedereröffnungsversuche offener Immobilienfonds, die über Ankündigungen hinausgingen, schon Jahre zurück. Und einen Milliarden schweren Fonds, hinter dem mehrere hunderttausend Investoren stehen, löst man nicht einfach aufgrund einer Erwartungshaltung auf, ohne sich abschließend vergewissert zu haben, dass dieser Schritt notwendig ist. Schon gar nicht dann, wenn man um die negativen Begleiterscheinungen eines Abwicklungsszenarios weiß.

Dass Barbara Knoflach mit ihrer Strategie im Kreis der Wettbewerber und des BVI, um den es in den vergangenen Tagen auffallend still war, keine neuen Freunde gefunden hat, kann indes ebenso wenig verwundern.

Eine Wiedereröffnung des CS Euroreal (980500) dürfte angesichts der jüngsten Entwicklungen noch unrealistischer geworden sein als gemeinhin angenommen wird und entsprechende Mitteilungen in den kommenden Tagen eher eine Formfrage sein.

Und auch die Gruppe der liquiden Fonds dürfte unter dem Wiedereröffnungsversuch der SEB gelitten haben. Nicht allein von daher, als nun die Abwicklung eines weiteren großen Immobilienfonds ansteht. Diese wurde ohnehin von der Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet.
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