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Larry Fink fordert 50/30/20-Modell in Vermögensallokation

Der Mann, der über das größte verwaltete Vermögen der Welt wacht, will die traditionelle Vermögensaufteilung revolutionieren. In seinem jährlichen Brief an die Investoren plädiert Blackrock-Chef Larry Fink für eine Abkehr vom jahrzehntealten 60/40-Portfolio, das für viele Anleger lange als goldener Standard galt.
„Die Zukunft des standardisierten Portfolios könnte eher wie 50/30/20 aussehen – Ak...
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Der Mann, der über das größte verwaltete Vermögen der Welt wacht, will die traditionelle Vermögensaufteilung revolutionieren. In seinem jährlichen Brief an die Investoren plädiert Blackrock-Chef Larry Fink für eine Abkehr vom jahrzehntealten 60/40-Portfolio, das für viele Anleger lange als goldener Standard galt.
„Die Zukunft des standardisierten Portfolios könnte eher wie 50/30/20 aussehen – Aktien, Anleihen und private Vermögenswerte wie Immobilien, Infrastruktur und Private Credit“, schreibt Fink in seinem Aktionärsbrief für 2025.
Demokratisierung des Investierens
Der 72-jährige Chef des weltgrößten Vermögensverwalters mit seinen 11,6 Billionen US-Dollar an verwaltetem Vermögen sieht den Markt an einem Wendepunkt. Während Kapitalismuskritik in vielen Ländern wieder zunimmt, argumentiert Fink, dass das Problem nicht im Kapitalismus selbst liege: „Der Kapitalismus hat funktioniert – aber für zu wenige Menschen.“
Die Lösung sieht er in der weiteren Demokratisierung der Märkte, insbesondere beim Zugang zu Privatmarktanlagen, die bislang vor allem institutionellen Anlegern und wohlhabenden Privatpersonen vorbehalten blieben.
„Märkte, wie alles, was Menschen bauen, sind nicht perfekt. Sie spiegeln uns wider – unfertig, manchmal fehlerhaft, aber immer verbesserungsfähig“, schreibt Fink. „Die Lösung besteht nicht darin, Märkte aufzugeben, sondern sie zu erweitern.“
Aufstockung des Private-Asset-Anteils
Fink weist auf die Anlageklasse Infrastruktur hin, die drei wesentliche Vorteile biete:
- Inflationsschutz: Einnahmen aus Infrastruktur – etwa durch Mautgebühren und Versorgungszahlungen – steigen typischerweise mit der Inflation.
- Stabilität: Anders als öffentliche Märkte sind Infrastrukturrenditen deutlich weniger volatil.
- Renditen: Historisch gesehen erhöht bereits eine Allokation von nur 10 Prozent in Infrastruktur die Gesamtrendite eines Portfolios.
„Die Branche ist jedoch nicht für eine 50/30/20-Welt strukturiert“, räumt Fink ein. Für den Privatanleger sei es nahezu unmöglich, die Kluft zwischen den 50/30- und den 20-Prozent-Anteilen zu überbrücken. Selbst für vermögende Anleger besteht ein Diversifikationsproblem innerhalb der 20 Prozent: „Oft haben sie gerade genug Kapital, um die Mindestanlage für nur einen privaten Fonds zu erfüllen – und 20 Prozent des Portfolios in einem einzigen Fonds anzulegen, ist nicht wirklich diversifiziert.“
Strategische Neuausrichtung von Blackrock
Nicht zufällig fällt Finks Appell für eine stärkere Einbindung von Privatmarktanlagen in einer Zeit, in der Blackrock gerade drei bedeutende Übernahmen in diesem Bereich abgeschlossen oder angekündigt hat. Innerhalb der letzten 14 Monate hat das Unternehmen zwei führende Unternehmen in den am schnellsten wachsenden Bereichen der privaten Märkte übernommen: Infrastruktur und Private Credit.
Im vergangenen Jahr schloss Blackrock die Übernahme von Global Infrastructure Partners (GIP) ab, einem der weltgrößten Infrastrukturinvestoren. Außerdem kündigte Blackrock die geplante Übernahme von HPS Investment Partners an, einem führenden Anbieter im Bereich Private Credit. Zusätzlich kaufte der Vermögensverwalter Preqin, einen spezialisierten Datenanbieter für Privatmärkte.
„Wir haben unser Unternehmen transformiert“, schreibt Fink. „Als diese Übernahmen abgeschlossen sind, erwarten wir, dass Blackrocks Alternatives-Plattform zu einem Top-5-Anbieter für Kunden wird, mit 600 Milliarden US-Dollar an Kundengeldern und über 3 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz.“
Parallele zur Revolutionierung des ETF-Marktes
Fink vergleicht diese strategische Neuausrichtung mit Blackrocks Kauf von Barclays Global Investors (BGI) im Jahr 2009, durch den das Unternehmen mit iShares zum führenden Anbieter von börsengehandelten Fonds (ETFs) wurde.
Damals war die Investmentwelt in zwei Lager gespalten: Indexfonds auf der einen Seite und aktiv verwaltete Anlagen auf der anderen. „Die Branche tat so, als müsste man sich für eine Seite entscheiden“, erinnert sich Fink. Durch die Kombination beider Strategien unter einem Dach hätte Blackrock den Anlegern etwas gegeben, das sie vorher nie hatten: „die Freiheit, Strategien nahtlos zu mischen“.
Nun sieht Fink eine ähnliche Chance, die Grenze zwischen öffentlichen und privaten Märkten zu überwinden.
Die Rolle von Technologie und Daten
Entscheidend für den Erfolg dieser Vision ist laut Fink die Verbesserung der Transparenz und Zugänglichkeit privater Märkte. Während die Bewertung von Aktien und Anleihen in Echtzeit möglich ist, waren private Anlagen bisher undurchsichtiger.
„Mit klareren, zeitnäheren Daten wird es möglich, private Märkte ebenso zu indexieren wie wir es jetzt mit dem S&P 500 tun“, schreibt Fink. „Sobald das geschieht, werden private Märkte zu zugänglichen, einfachen Märkten. Einfach zu kaufen. Einfach zu verfolgen.“
Nicht alle Anlageexperten sind von Finks 50/30/20-Modell überzeugt. Kritiker weisen darauf hin, dass private Anlagen oft mit höheren Gebühren verbunden sind und die tatsächlichen Renditen nach Abzug dieser Kosten weniger attraktiv sein könnten. Hinzu kommt die geringere Liquidität. Denn im Gegensatz zu Aktien und Anleihen können diese Vermögenswerte nicht einfach verkauft werden, wenn Bargeld benötigt wird, was sie für Personen mit kürzerem Zeithorizont weniger geeignet macht.
Rentenreform und Infrastrukturfinanzierung
Fink geht in seinem Brief auch auf die prekäre Lage der US-Altersvorsorge ein. „Etwa ein Drittel der Amerikaner hat überhaupt keine Altersvorsorge“, zitiert er eine Blackrock-Umfrage. Mehr als die Hälfte fürchte sich mehr davor, ihre Ersparnisse zu überleben, als vor dem Tod selbst.
Pensionsfonds investieren seit Jahrzehnten in Privatmarktanlagen, 401(k)-Pläne (das US-Äquivalent zur betrieblichen Altersvorsorge) jedoch nicht. „Das ist einer der Gründe, warum Pensionsfonds typischerweise besser abschneiden als 401(k)s – um etwa 0,5 Prozent pro Jahr“, erklärt Fink. Über 40 Jahre summiere sich dieser Unterschied auf 14,5 Prozent mehr Geld im Ruhestand.
Gleichzeitig betont Fink die dringende Notwendigkeit von Infrastrukturinvestitionen. Bis 2040 beziffert er den globalen Bedarf an neuen Infrastrukturinvestitionen auf 68 Billionen US-Dollar – für Straßen, Energieversorgung, Schienennetze, Telekommunikation, Wasser, Flughäfen und Häfen.
Ein Neuanfang für Europa?
Trotz der langjährigen Wirtschaftsskepsis sieht Fink auch Chancen für Europa. „Ich denke, Europa wacht auf“, schreibt er. Die Beseitigung von Handelsbarrieren innerhalb der EU könnte laut IWF-Schätzungen die Produktivität um fast 7 Prozent steigern und der Wirtschaft beeindruckende 1,3 Billionen US-Dollar hinzufügen.
Künstliche Intelligenz könnte zudem die demografische Zeitbombe Europas entschärfen. In 22 der 27 EU-Mitgliedstaaten schrumpft die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bereits. Die KI könnte in serviceorientierten Volkswirtschaften, wo sie Aufgaben effektiv automatisieren kann, erhebliche Produktivitätsgewinne erzielen.
Zunehmende Bedeutung von Tokenisierung
Als weiteren transformativen Trend identifiziert Fink die Tokenisierung – die Umwandlung realer Vermögenswerte in digitale Token, die online handelbar sind. „Jede Aktie, jede Anleihe, jeder Fonds – jeder Vermögenswert – kann tokenisiert werden“, schreibt er.
Diese Entwicklung würde den Handel revolutionieren: Märkte müssten nicht mehr schließen, Transaktionen, die derzeit Tage dauern, würden in Sekunden abgewickelt, und Milliarden von US-Dollar, die derzeit durch Abwicklungsverzögerungen gebunden sind, könnten sofort wieder in die Wirtschaft investiert werden.
Für Fink ist dies ein weiterer Weg zur Demokratisierung des Investierens. Tokenisierung ermögliche Bruchteilseigentum, demokratisiere den Zugang zu wertvollen, bisher unzugänglichen Vermögenswerten wie Private Real Estate und Private Equity, vereinfache die Stimmrechtsausübung für Aktionäre und erleichtere den Zugang zu höheren Renditen.
Fazit: Märkte für alle öffnen
„Weil kein System, das Menschen je erdacht haben, mehr Wohlstand für mehr Menschen geschaffen hat als die Kapitalmärkte“, schließt Fink, sollten diese geschützt, erweitert und demokratisiert werden.
Mit seinem 50/30/20-Portfolio-Modell legt der Blackrock-Chef eine Vision vor, die nicht nur die Vermögensanlage seiner Kunden, sondern auch seine eigene Unternehmensstrategie prägt. Ob sie sich durchsetzt, wird maßgeblich davon abhängen, wie erfolgreich Unternehmen wie Blackrock den Zugang zu Privatmarktanlagen vereinfachen können – und ob die versprochenen Renditen die höheren Kosten und die geringere Liquidität rechtfertigen.



